Eingefrorener Immobilienmarkt
Im April hat sich die Coronakrise deutlich in den Immobilientransaktionen abgezeichnet. Gewerbe- und Wohnimmobilien im Wert von 2,3 Mrd. Euro wurden verkauft. Das war weniger als die Hälfte der Transaktionen, die im Durchschnitt in den vergangenen zehn Jahre monatlich getätigt wurden (5,1 Mrd. Euro). Zuletzt wurden im August 2012 Immobilien in dieser geringen Größenordnung gehandelt. Das zeigt eine Analyse des Immobilienberaters Savills. Auch wenn darin nur größere Transaktionen ab 25 Mio. Euro gezählt wurden – Marktbeobachter rechnen damit, dass auch Einzelverkäufe ähnlich stark zurückgingen.
Unterschiedliche Preisvorstellungen bei Investoren und Anbietern
Derzeit ist die Preisfindung schwierig. Denn Investoren und Anbieter erwarten unterschiedliche Preisentwicklungen. Das hemmt die Zahl der Verkäufe. Die Investoren spekulieren nach dem langen Immobilienboom auf eine Preiskorrektur.
Starke Argumente gegen Preisrückgänge
Die Verkäufer erwarten dagegen keinen Preisrückgang. Ihre Argumente sind derzeit stärker. Es gibt weiter kein Anzeichen für ein Ende der Niedrigzinsphase, die den Markt wesentlich antreibt. Und Immobilien dienen in Krisen als sicherer Hafen. Dementsprechend sind Analysten, die mit Preisrückgängen rechnen, in der Minderheit. Die Landesbank Baden-Württemberg LBBW, die Privatbank Ellwanger & Geiger AG, oder die Investmentgesellschaft DWS rechnen zwar mit zeitweisen Preisrückgängen. Diese sollen jedoch spätestens im Lauf des nächsten Jahres wieder enden. Andere Marktbeobachter wie das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) oder der Immobiliendienstleister Savills erwarten konstante bzw. leicht steigende Preise.
Immobilienklima für Wohnimmobilien schon wieder positiv
Auch der Deutsche Hypo Immobilienklimaindex spricht gegen eine Preiskorrektur. Dazu werden 1.200 Entscheider in der Immobilienbranche befragt. Der Indexwert für Wohnimmobilien lag im letzten Jahr bei starken 140 Punkten. Er sackte von Januar bis April 2020 auf 95 Punkte ab und erreichte im Mai schon wieder 105,6 Punkte. Ab 100 Punkten ist mit einer positiven Marktentwicklung zu rechnen. Die Teil-Indizes für Hotel- und Einzelhandelsimmobilien gingen hingegen im Mai nochmals um über 20% zurück. Eine Preisdelle bei Wohnimmobilien wird es nur geben, wenn es zu einer Rezession kommt oder bei einem sehr geringen Wachstum der Wirtschaft über längere Zeit. Danach sieht es aktuell aber (noch) nicht aus.
Fazit: Verkaufswillige können die zeitweisen Preisrückgänge aussitzen. Dass die Preise aber noch mal deutlich über die alten Höchststände anziehen, halten wir für unwahrscheinlich.