Entspannte Preislage
Immer wieder ist von einer Immobilienpreisblase in Deutschland die Rede. Die Fakten und der Vergleich mit anderen realen Gütern sprechen eine andere Sprache.
Nach wie vor ist der deutsche Immobilienmarkt – anders als der schweizerische – von einer Preisblase weit entfernt. Bei einer solchen Blase entkoppeln sich Angebot und Nachfrage, der Preisauftrieb entwickelt sich rein spekulativ. So lässt sich der Immobilien-Preisindex des Flossbach von Storch Research Instituts interpretieren. Danach haben die Immobilienpreise erst mit der Euro-Rettungsrede von EZB-Präsident Mario Draghi („Whatever it takes“) im Jahr 2012 angezogen. Seitdem sind sie um 25% gestiegen. Das ist aber wenig gegenüber Finanzwerten, Betriebsvermögen und Sammlerstücken. Allerdings gab es im 2. Quartal einen Risikozuwachs gegenüber dem ersten. Das stellt das auf Immobilien spezialisierte Researchinstitut empirica fest. In 173 von 402 Landkreisen und kreisfreien Städten steigen Mieten und Kaufpreise nicht mehr im Gleichklang. Im Vorjahr lag die Zahl bei 146, davor bei 88. Demgegenüber fällt das Risiko bei der Zahl der Fertigstellungen. Empirica erwartet eine höhere Neubaunachfrage. In fast allen Großstädten hat sich allerdings die Quote von Kaufpreis zu Jahresmiete im 2. Quartal verschlechtert. Das heißt: Zur Refinanzierung des Kaufs müssen mehr Mieteinnahmen aufgewendet werden als noch im 1. Quartal. Ganz anders die Situation in der Schweiz. Dort passt die zunehmend angespannte Wirtschaftslage inzwischen nicht mehr zum steigenden Hypothekenvolumen (+3,5% ggü. Vj.) und der Verteuerung der Eigenheime (+2%) bei fallender Inflationsrate. Der UBS Immobilienblasenindex ist somit in den Risikobereich vorgedrungen. Nur während der Immobilienblase Ende der 1980er Jahre lag er noch höher – allerdings beträchtlich. Besonders „blasengefährdet“ laut UBS sind inzwischen die Regionen Innerschwyz, Luzern und Appenzell Innerrhoden. Dort sind die Preise in den letzten 10 Jahren um beinahe 70% gestiegen.
Fazit: Der empfundene Preisanstieg bei Immobilien mahnt zur Vorsicht – nach rationalen Kriterien sind die Preise deutschlandweit aber noch lange nicht überhitzt.