Fast nichts gelernt
In den USA und UK befeuert der Staat wieder den Kreditmarkt für wenig solvente Schuldner – einst zentrale Ursache der Finanzkrise.
Politisch motivierte Immobilienkredite für nicht solvente Hauskäufer feiern in den angelsächsischen Ländern Wiederauferstehung. Sie waren eine der Hauptursachen der Krise an den Finanzmärkten 2007/08, die in die Banken- und danach Schuldenkrise der westlichen Welt führte. In den USA treibt der Demokrat Mel Watt die lockere Vergabe von Hauskrediten an „arme Amerikaner“ an. Er übernahm zu Jahresanfang die Leitung der staatlichen Immobilienfinanzagentur FHFA (Federal Housing Finance Agency). Er ist somit Aufseher über die halbstaatlichen Immobilienfinanzierer Freddie Mac und Fannie Mae. Beide mussten 2008 mit gigantischen Summen vom Staat rekapitalisiert werden. Eigentlich sollten Fannie und Freddie abgewickelt werden. Doch davon ist kaum noch die Rede. Ihr problematisches Geschäftsmodell feiert vielmehr Wiederauferstehung. Watt lockerte bereits die Kreditbedingungen. Jetzt sorgt er dafür, dass Fannie und Freddie Hypotheken nicht so schnell abschreiben müssen, damit sie Hauskäufer nicht enteignen müssen. Wer in USA seine Hypothek nicht bedient, überlässt „einfach“ seine Immobilie der Bank. Watt erweitert ein Programm, das für günstigere Hypothekenraten sorgt. Derzeit beträgt die Ausleihungsgrenze von Fannie und Freddie 417.000 US-Dollar, in teuren Gegenden bis zu 625.250 Dollar. Sie bleibt bestehen. Eine Sache hat Watt allerdings gelernt. Er will, dass wieder stärker privates Kapital statt staatliches in den Hypothekenmarkt fließt. Er drängt darauf, das Ausfallrisiko auf Private zu verlagern. In Großbritannien kritisiert die Bank von England das geplante Hypothekenprogramm „Help to Buy“. Es unterstützt Immobilienkäufe bis zu 600.000 Pfund bei nur 5% Eigenkapital. Die meisten größeren UK-Banken sind beteiligt. Sie sollen prüfen, ob der Schuldner in der Lage sein wird, den Kredit zurückzuzahlen. Doch haben die Banken eine Staatsgarantie, wenn der Schuldner ausfällt. Bereits jetzt läuft der britische Immobilienmarkt aus dem Ruder und sorgt für eine Kreditblase. Die Hauspreise in Südengland liegen im Schnitt 40% über den Preisen vor der Finanzkrise. Die jährliche Preissteigerung in London beträgt fast 18%. Wegen der Billigzinsen nehmen Hauskäufer Kredite auf, die ihr Jahreseinkommen um ein Vielfaches übertreffen. Sie sind regelmäßig variabel finanziert und daher anfällig für Zinssteigerungen.
Fazit: Die Angelsachsen treiben den Häusermarkt wieder mit einem kaum entschuldbaren Kreditgebaren an. Die Vermögensillusion entsteht neu. Damit wächst das Risiko für die Kreditmärkte wieder.