Solardachpflicht: Wie die Regierung einen Bock schießt
Mit der geplanten Pflicht, neue und sanierte Dächer mit Solarzellen zuzupflastern, wird die Bundesregierung einen Bock schießen. Die Verpflichtung soll nach jetzigem Stand der Gesetzesberatung im nächsten Jahr in Kraft treten.
Ohne eine massive Förderung wird man für den Energiehaushalt nichts bewirken. Dafür aber unerwünschte Effekte provozieren. Denn wie alles, muss sich auch eine Dachsanierung rechnen. Neue Mietshäuser zu bauen, ist bei rasant steigenden Bau(material)kosten und gedeckelten Mieten jetzt schon zunehmend unattraktiv. Und jungen Familien wird jetzt noch mehr abverlangt.
Die Masse ist im Bestand
Die große Masse der Häuser ist aber der Bestand. Der befindet sich im Eigentum vor allem des älteren Teils der Bevölkerung. Und das auf noch gut 20 Jahre hinaus. Dieser verbraucht – weil oft nur zu zwei Menschen zusammen oder gar alleine leben – vor allem Energie zum Heizen. Das geschieht meist mit Öl oder Gas. Ganze 1,4 Mio. Wohnungen werden in Deutschland ganz oder überwiegend mit Strom beheizt. Das sind rund 4% aller Haushalte, sowohl Mieter- als auch Eigentümerhaushalte. Insofern ist der Eigenverbrauch wirtschaftlich weitgehend uninteressant. Selbst wenn sich der Eigentümer irgendwann zur Anschaffung eines E-Autos entschließt.
Dachsanierung lohnt sich nicht
Die Einspeisung ins Stromnetz rechnet sich gewöhnlich erst recht nicht. Die Dachsanierung eines Einfamilienhauses kostet locker mal 20.000 bis 25.000 Euro. Mit Solaranlage und Stromspeicher ist man schnell beim Doppelten. 40.000 Euro – wer 60 oder 70 Jahre alt ist, bekommt diese Kosten im Leben nicht mehr raus. Erst recht nicht, wenn ein alter Baum vor dem Haus steht und die energiereiche Sommersonne nimmt. Gerade bei Häusern, die nach Süden hin ausgerichtet sind, ist das gewöhnlich der Fall. Dann lohnt sich eine Solaranlage einfach nicht. Obendrein sind Solardächer – seien wir ehrlich – hässlich. Und die (ohnehin nicht sehr hohen) steuerlichen Vorteile sind gerade im Alter bei geringerem zu versteuerndem Einkommen nicht mehr sonderlich attraktiv. Und welche Diskussionen wird es in den Gemeinden geben, die bei Neubauten eine Dachausrichtung nach Süden nicht einfach zulassen, weil es etwa den örtlichen Bauvorgaben widerspricht?
Das Ergebnis wird sein: Flaute bei den Dachdeckern. Denn wer noch ganz bei Trost ist, schiebt die Sanierung hinaus. Wer anderes erwartet, hat nicht mehr alle Pfannen auf dem Dach. Frohes Schaffen wünscht Ihr Ralf Vielhaber