Insbesondere für deutsche Unternehmer gibt es auch ab 2017 noch eine Reihe handfester Gründe für ein Depot im Ausland. Das Verstecken von Geldern vor dem Fiskus gehört nicht mehr dazu. Denn ab 2017 greift der Automatische Informationsaustausch zwischen den Finanzbehörden von mehr als 100 Ländern weltweit. Die Schweiz, Österreich, Luxemburg und Liechtenstein gehören dazu. Nach dem Globalen Meldestandard (CRS) müssen Finanzinstitute für meldepflichtige Konten eines anderen Staates bestimmte Informationen beschaffen. Dazu gehören u. a. die Steueridentifikationsnummer, Kapitalerträge wie Zinsen, Dividenden und solche aus Vermögenswerten sowie Erlöse von Finanzanlagen. Wir haben Banken in unseren Nachbarländern danach befragt, was Kunden aus dem Ausland (weiter) zu ihnen lockt.
Zentral ist das Argument der Standortdiversifikation. Es ist gut, Geld nicht nur im Heimatland zu haben. Denn wer weiß, wie schnell sich politische Verhältnisse ändern. Das Argument ist für den, der die politische Großwetterlage kennt und über historische Kenntnisse verfügt, keineswegs weit hergeholt. Der Erste Weltkrieg kam für manchen Zeitgenossen aus heiterem Himmel, und der Vergleich der heutigen mit der damaligen Situation ist schon mehr als einmal gemacht worden.
Aber es gibt für Unternehmerkunden auch handfeste Gründe für die „Standortdiversifikation“. Wer erlebt hat, wie schnell der deutsche Fiskus sämtliche betriebliche und private Konten im Inland sperren kann, wird nicht lange zögern, Gelder auf Auslandskonten in politisch sicheren Staaten zu halten. Bevor der deutsche Fiskus Zugriff auch auf diese Konten bekommt, vergehen in der Regel mehrere Wochen – eine Galgenfrist.
Dennoch: Institutsspezifische Vorteile und Eigenheiten als Argument auch für deutsche Kunden rücken immer mehr in den Vordergrund. Das können die Fokussierung auf bestimmte Dienstleistungen oder ein spezielles Produktangebot sein, aber auch die Konzentration auf eine einzelne Kundengruppe, auf deren spezielle Bedürfnisse man sich einstellt.
Fazit: Es gibt durchaus noch eine Reihe gewichtiger Gründe, nicht sein gesamtes Vermögen ausschließlich am Finanzplatz Deutschland anzulegen.
Hinweis: Im nächsten TOPs 2017, „Rezepte gegen den Zinsschock“, widmen wir der Frage im Kapitel Länderblick einen eigenen Artikel. Der Report erscheint am 22.11.2016. Sie können ihn bereits jetzt unter Tel. 030-28 88 17-20 vormerken lassen.