Druckgrafik ist eines der am meisten vernachlässigten Segmente im Kunstmarkt – und das völlig zu Unrecht. Radierung, Lithografie oder Holzschnitt finden derzeit am Rande des Marktes statt. Paradox dabei: Viele Kunstinteressierte orientieren sich an hochpreisigen Segmenten, weil sie hoffen, dass die Chancen auf weitere Preissteigerungen dann ebenfalls hoch sind (Trend). Da die Preise für Druckgrafiken vielfach moderat sind, gerät dieses Segment bei einigen Anlegern aber aus dem Blickfeld.
Die Preise für Druckgrafiken sind oft günstig. In einer Preisspanne von 100 bis 2.500 Euro finden Sammler schon Originale durchaus renommierter Künstler. Bei den Stars des Kunstmarkts, wie Picasso, Munch, Kirchner, aber auch bei einigen Altmeistern, z. B. Dürer, Rembrandt, erreichen die Druckgrafikpreise auch Regionen von Zehntausenden Euro.
Die Bedeutung der Druckgrafik liegt auch darin, dass sie als Eintritts-Segment in die Welt der Kunst gilt. In der Regel wird qualifizierte Druckgrafik vom Künstler mit Bedacht und hohem technischen Aufwand gestaltet. In den Anfängen der Druckgrafik entstanden im Mittelalter oftmals reproduzierende Druckgrafiken aus Vorlagen berühmter Ölgemälde, um den bürgerlichen Käufern Zugang zur Kunst zu geben. Faszinierend: Manchmal erreichten die Kupferstecher und Grafiker eine größere Bekanntheit als die Künstler des ursprünglichen Werkes.
Im Laufe der Zeit verselbständigte sich die Druckgrafik zu einer eigenständigen Kunstform. Diese gelangte im 19. und frühen 20. Jahrhundert zu einer großen Blüte. Es wurden „Grafische Blätter“ und Mappenwerke ediert. Besonders herauszuheben dabei sind "Der Sturm", "Die Brücke", "Der Blaue Reiter" und die "Zigeunermappe".
Mappenwerke sind ein wahrer Schatz für Kenner und Schnäppchenjäger. Sie versammeln Originale, die nach einem Thema, einem Künstler oder einer Kunstform zusammengestellt sind. Das Mappenwerk ist wegen der Blattmaße oft ein größeres Format. Gerade aus der Zusammenarbeit von bildenden Künstlern und Schriftstellern sind eine Reihe einzigartiger Mappenwerke entstanden.
Bis heutige entstehen neue spannende Mappenwerke. Attraktiv sind z. B. die Werke mit Originalgrafik wie Kokoschkas "Träumende Knaben" (1908), Kandinskys "Klänge" (1913). Eine besondere Blüte erreichten die DDR-Grafikeditionen. Der Staatliche Kunsthandel der DDR, die private „Berliner Grafikpresse“ und die Pirckheimer-Gesellschaft schufen einzigartige Werke. Hier konnten renommierte Künstler der DDR (Tübke, Sitte, Mattheuer) und internationale Stars (Uecker, Beuys u. a.) verpflichtet werden.
Fazit: Interessenten sollten immer auf die Anbringung einer Originalsignatur (möglichst mit Datierung) und die Auflagenhöhe achten. Die sollte 100 Stück nicht überschreiten. Auch ausgewiesene Probedrucke, Farbvarianten oder auch Fehldrucke können übrigens ihren Reiz haben.