Drei Trends prägen den Kunstmarkt immer grundlegender. Das ist unsere Erkenntnis aus der langjährigen Beobachtung der Szene und insbesondere des internationalen Auktionsgeschehens.
Trend 1: Der Anteil zeitgenössischer Kunst am Umsatz des Gesamtmarktes wächst rasant. Innerhalb des vergangenen Jahrzehnts verzehnfachte er sich nahezu. Christies Herbstauktion spülte z. B. aus diesem Segment erstmals knapp eine Milliarde US-Dollar in die Kasse des Auktionshauses. Der Umsatzanteil ist infolge der Preisentwicklung bei den nach 1945 geborenen Künstlern so hoch wie noch nie. Vertreter wie Jeff Koons, Roy Lichtenstein, Cy Twombly, Gerhard Richter, Francis Bacon etc. sind zu internationalen Handelsmarken geworden.
Trend 2: Die lockere Geldpolitik forciert auch die Kunst-Nachfrage und lässt die Millionengrenze für Objekte immer öfter purzeln. Während vor zehn Jahren bei Auktionen nur neun zeitgenössische Kunstwerke die Millionengrenze im Jahresverlauf sprengten, lagen im Zeitraum 2013/2014 schon 179 Werke über dieser magischen Linie (Quelle: Artprice.com). Beachtenswert dabei ist der starke Anstieg von Zuschlägen im Spitzenfeld. Namen wie z. B. Peter Doig, Martin Kippenberger, Zeng Fanzhi, Basquiat, Damien Hirst und einige andere seien beispielhaft dafür genannt. Eine immer elitärere Gesellschaft von Galeristen, Auktionshäusern, Sammlern und Finanzinvestoren treibt dieses lukrative Segment hoch. Marktinsider sehen darin mittlerweile schon deutliche Anzeichen einer Blasenbildung verbunden mit Sachwertinflation. Der Umgang mit Kunst gerät zum Spielfeld weniger. Ästhetische bzw. künstlerische Positionen werden überwiegend durch Kriterien der Kapitalanlage und der Status- bzw. Imagepflege abgelöst. Grundsätzlich ist das ein Problem für den Markt und für Sammler. Denn der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht.
Trend 3: Der Einfluss von Künstlern aus den Emerging Markets wird erkennbar größer. Trendscouts schwirren wie emsige Bienen rund um die Welt und suchen nach neuen künstlerischen Handschriften – die sich entwickeln und somit deutlich im Wert steigern lassen. Wie erfolgreich dies sein kann, zeigt u. a. der heute erreichte Marktanteil chinesischer Künstler von über 30% des Auktionsumsatzes der Zeitgenossen. Allerdings dreht sich dieses Rad sehr schnell. Aktuell fokussieren die Scouts auf Südamerika und Teile Afrikas. Noch sind die wichtigen Vertreter dieser Länder, z. B. Oscar Murillo, Mira Schendel oder Carla Guagliardi, in erschwinglichen Preisniveaus zu finden. Aber selbst in bisher kaum für Zeitgenössische Kunst bekannten Hemisphären entwickelt sich eine lebhafte Szene. Im Oman setzen junge Künstler wie Alia al Farsi, Mohammed al Zubair oder Saleem Sakhi interessante Akzente.
Die deutschen Galerien und Auktionshäuser tun sich in diesem Umfeld schwer. Einerseits wollen sie am globalen Geschäft teilhaben. So gründen etwas größere Häuser Dependancen im Ausland (z. B. Weng Fine Art). Andererseits ist der Markt hierzulande noch so stark fragmentiert, dass viele Häuser einfach zu klein sind – sogar für den gesamtdeutschen Markt. Der deutsche Auktionsmarkt ist in über hundert Anbieter zerfallen. Die noch immer sehr auskömmlichen Margen des Auktionswesens verschaffen ihnen jedoch noch einen zeitlichen und finanziellen Puffer, über Konsolidierung und Effizienzoptimierung nachzudenken. Immerhin haben sich inzwischen etliche Häuser den Themen Internet und Online-Auktionen gestellt. Darüber hinaus kämpfen alle mit administrativen Hemmnissen im Inland (Stichwort: Neuregelung der Mehrwertsteuer).
Fazit: Der Kunstmarkt globalisiert sich zunehmend, – sowohl von Seiten der Künstler als auch von Seiten der Händler, Galeristen und Auktionshäuser. Dem deutschen Markt könnte 2015 der Beginn einer Konsolidierung/Spezialisierung bevorstehen, von der Häuser mit wenig Kapital betroffen sein dürften.