Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: Die Renaissance der Kunst aus der DDR beginnt. Diese Wiederentdeckung wird Anlegern einige Chancen für gute Investments bieten. So ist bereits eine steigende Nachfrage nach DDR-Kunst zu verzeichnen. Das ist ein Anlass für uns, das Segment an dieser Stelle etwas genauer zu beleuchten. 25 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer werden viele Urteile und Vorurteile über DDR-Kunst neu bewertet. Wurde nach 1989 die Kunst der DDR von fast allen Experten pauschal mit dem Synonym der staatsnahen sozialistisch-realistischen Auftragskunst abgetan, bietet sich heute ein fein ausdifferenziertes Bild. So knüpfte die frühe Kunst der DDR schnell an spätexpressionistischen Sichtweisen an und nahm Anregungen der französischen und italienischen Malerei auf. Unter Zutat des neupostulierten sozialistischen Menschenbildes entstand eine breite und durchaus inhomogene Kunstszene in der DDR. Sichtbar wird inzwischen auch, dass ostdeutsche Künstler nie ganz von den Entwicklungen der westlichen Welt abgeschnitten waren. Zahlreiche internationale Reisen zu diversen Ausstellungen haben auch über die Jahrzehnte eine Verbindung zur Entwicklung der westlichen Kunst gehalten. Ideologische Dogmen bewirkten zwar die Formalismusdiskussion, die Theorie vom „sozialistischen Realismus“. Sie führten aber in zwei Richtungen. Einerseits bedienten eine ganze Reihe von Künstlern die gewünschten Inhalte und Darstellungsweisen mit ihren Werken, andererseits entzog man sich mit subtilen Kunst-Strategien einer Vereinnahmung durch die gesellschaftlichen Auftraggeber. So entstanden völlig verschiedene Malstilistika wie die Leipziger Schule, die Berliner Schule oder die Dresdner Malerei. Insofern wird dem heutigen Betrachter die unvergleichliche Breite künstlerischen Schaffens in der DDR verständlich. Neben der Auftragskunst für Parteien, Betriebe und Massenorganisationen gab es auch einen privaten Kunstmarkt. Wie in Westdeutschland waren Ärzte, Anwälte, Architekten, Lehrer typische Käufer in den Künstlerateliers oder im organisierten Kunsthandel der DDR. Dabei ist Auftragskunst kein ostdeutsches Phänomen, wie beispielweise die Kanzlerporträts von Adenauer, Kohl, Schröder und zahlreiche Firmensammlungen belegen. Die Attraktivität von DDR-Kunst liegt in ihrer hohen professionell-künstlerischen, d.h. gestalterischen Qualität. Bereits seit Mitte der 50er Jahre fand dies sogar internationale, wenngleich auch nicht westdeutsche, Anerkennung. Die frühen und weiteren Beteiligungen ostdeutscher Künstler an den Biennalen in Venedig oder dem internationalen Ausstellungsbetrieb belegen dies. Die historisch, räumlich und zeitlich klar eingrenzbare Epoche macht DDR-Kunst zu einem abgeschlossenen Sammelgebiet. Ihre Vertreter sind zuordenbar, eine stilkritische Bewertung ist möglich. Die meisten Künstler sind in den fortgeschrittenen Jahren oder am Lebensende im Alterswerk angelangt. Die Malerei der DDR ist also hinsichtlich des Angebots begrenzt. Außerdem steht ein Großteil von Objekten aufgrund der „Bilderstürmerei“ der Nachwendejahre dem Markt nicht mehr zur Verfügung. Erste Einblicke in das Thema DDR-Kunst gibt es in diversen Museen. Dazu gehören das Kunstmuseum Ahrenshoop (MVP), das Lindenau-Museum Altenburg (Sachsen), Kunstarchiv und Dokumentationsstelle für DDR-Kunst Beeskow (Brandenburg), die Städtische Kunstsammlungen /Schloss Burgk Freital (Sachsen), die Willi Sitte Galerie Merseburg (Sachsen) und die Villa am See in Premnitz (Brandenburg).
Fazit: DDR-Kunst steht vor der Wiederentdeckung. Wer die Kunst für sich entdeckt und frühzeitig investiert, dürfte seine Freude daran haben. Welche DDR-Künstler unter Anlageaspekten lohnen, lesen Sie an dieser Stelle im August.