Etwas langsamere Fahrt
Der Markt für klassische Oldtimer beruhigt sich. Die Devise lautet jetzt: Langfristig denken!
Die Preise historischer Autos sind 2014 solide gewachsen, wenn auch nicht mehr so rasant wie noch 2013. Der HAGI-TOP-Index für klassische Automobile der Historic Automobile Group International (HAGI) stieg 2014 um 15,84% (Vorjahr 46%). Damit liegt er noch über dem langjährigen Durchschnitt und deutlich besser als der S&P-Index. Der legte nur 2,84% zu. Am stärksten sind die Preise für klassische Porsche gestiegen. Im Jahresvergleich ging es hier um 32,06% nach oben. Insbesondere die Porsche-Fahrzeuge der jüngeren Neuzeit profitierten von einer verstärkten Nachfrage. Das gilt besonders für den Porsche 959, der preislich inzwischen in Richtung von einer Million Euro tendiert. Der Porsche Carrera GT wird um eine halben Million Euro gehandelt. Das ist eine Entwicklung, die dem Mercedes SLR by McLaren noch bevorstehen könnte. Er scheint in der Breite bei 200.000 Euro seine Bodenhaftung gefunden zu haben. Die Nachfrage nach diesem mehr als 2.000 Mal gebauten und einst schwer verkäuflichen Supersportwagen steigt inzwischen spürbar. Das zeigen vor allem einzelne Angebote für Autos mit geringer Laufleistung (“low mileage” cars), für die 500.000 Euro derzeit etwas überzogen erscheinen. 2014 war auch das Jahr, in dem der R107 genannte Mercedes SL (gebaut von 1972-89) verstärkt in den Blickpunkt der Käufer rückte. Er vereinbart noch vernünftige Einstiegspreise um die 40.000 Euro mit Alltagstauglichkeit. Die gute Wertentwicklung der vergangenen Jahre könnte sich eingedenk des starken Interesses weiter fortsetzen. Dabei werden die für den deutschen Markt gebauten SL höher geschätzt als der nur für die USA fast 50.000 mal gebaute 560 SL, der original mit Doppelscheinwerfern und dicken Stoßfängern geliefert wurde. Käufer sollten daher in jedem Fall den Erstauslieferungsmarkt kennen. Ein Geheimtipp bleibt nur das bis 1982 produzierte Coupé dieser Baureihe, etwa der 450 SLC 5.0. Der erntete durch Rallye-Siege Rennsportruhm und ist trotzdem preiswerter als die offenen Varianten zu haben. Der Mercedes-Benz Classic Index by HAGI wies mit 13,94% eine überdurchschnittliche Wertsteigerung aus. Das unterstreicht die Erkenntnis, dass klassische Mercedes-Benz auch jenseits des 300 SL eine solide Wertanlage sein können, die eine gesunde Rendite mit geringer Volatilität verbinden. Nerven brauchten Ferrari-Eigner. Der HAGI-F-Index legte 2014 zwar um 17% zu (Vorjahr +60%), musste aber zwischenzeitlich deutliche Ausschläge nach unten hinnehmen. Auch hier machen Fahrzeuge der jüngeren Geschichte wie der 288 GTO (1984/85) von sich reden, die z. T. Preise von über 2 Mio. Euro erzielen. Am schwächsten notierten alle anderen Marken mit einem Plus von über 8%. Vielleicht ein Signal, sich auch mal wieder einen Lamborghini Miura (zwischen 1,5 und 2 Mio. Euro) oder einen Aston Martin DB5 (ca. 0,5 Mio. Euro) anzuschauen. Langsam durchbrechen auch immer mehr Derivate des Jaguar E-Type die 100.000-Euro-Grenze. Auch hier braucht es aber besondere Expertise, weil zwischen einzelnen Versionen 150.000 Euro Differenz liegen können.
Fazit: Die Marktberuhigung lässt im Markt für Classic-Cars immer noch gut zweistellige Renditen zu. Wer langfristig denkt, kann beim richtigen Fahrzeug auch beruhigt schlafen.