Ein Großereignis für Liebhaber klassischer Fahrzeuge war auch in diesem Jahr wieder die Messe für historische Fahrzeuge in Paris. Insbesondere die Auktionen von Aucturial sind ein öffentlichkeitswirksamer Auftakt für die Entwicklung auf dem europäischen Markt. In Paris haben wir aber auch einige interessante Trend-Verschiebungen beobachten können. Einer der wichtigsten neuen Trends: Fahrzeuge der zweiten Reihe, also aus den späten 80er und frühen 90er Jahren, rücken bei Investoren in den Blickpunkt. Ein 1989iger Mercedes 500 SL (R 107) erzielte in Paris mit rund 80.000 Euro ein Rekordergebnis. Zum Vergleich: Gute 500 SL aus den letzten Baujahren und mit europäischer Auslieferung handeln sonst um die 50.000 Euro. Der hohe Preis war gerechtfertigt, weil es sich um ein so genanntes Low Mileage Car mit nur 7.500 Kilometern auf der Uhr handelte. Der neue Besitzer wird dann hohe Preissteigerungen erzielen können, wenn er den Wagen möglichst wenig bewegt. Denn jeder gefahrene Kilometer vernichtet Kapital. Bei Porsche legten die “Emerging Classics” ebenfalls spürbar zu. Während alte Klassiker der Sechziger wie etwa der 904 seit einiger Zeit preislich knapp über der Millionenschwelle verharren, konnte der 337 mal gebaute 959 Porsche nun in diese Preisregionen vorstoßen. Vor einem Jahr waren diese Wagen knapp die Hälfte wert. Diese Preisrally liegt wahrscheinlich auch an den neuen amerikanischen Vorschriften. Der Porsche war dort nie für den Straßenverkehr zugelassen. Mit dem 25. Lebensjahr endet diese Beschränkung und eine Zulassung als historisches Fahrzeug ist in vielen US-Staaten möglich. Dadurch rückt der Wagen bei einigen Käufern auf die Liste der Begierde. Dieser Effekt könnte aber auch von kurzer Dauer sein. Ein ähnlicher Nachfrageschub könnte übrigens auch den beliebten RS-Versionen der letzten luftgekühlten Porsche 964 und 993 blühen. Beide haben laut HAGI-Index binnen eines Jahres einen Wertzuwachs von bis zu 50% erreicht und notieren um die 150.000 Euro. Besonders dynamisch galoppieren auch gerade die Preise für klassische Ferraris. Nachdem die Klassiker aus den Fünzigern und Sechzigern fast nur noch für Millionenbeträge zu bekommen sind, ist ein deutlich verstärktes Interesse etwa nach dem von 1984 bis 1987 genau 272 mal produzierten 288 GTO zu bemerken. Er diente seinerzeit als Homologationsmodell für die Gruppe B. Hat man vor Jahresfrist ein gutes Exemplar noch für rund 750.000 Euro erhalten können, sind die Preise nun siebenstellig. Ähnlich sieht es bei den Ferrari F40 aus, die zwischen 1987 und 1992 die Spitze der Modellpalette ausmachten. Noch vor einem Jahr war der Sportwagen für deutlich unter der halben Million Euro zu haben. Mittlerweile sind oft mehr als 600.000 Euro fällig – Originalität und guter Zustand vorausgesetzt.
Fazit: Unter dem Strich setzt sich die Preisentwicklung im HAGI-Top-Index zu einem Plus von 3,79% gegenüber dem Vormonat zusammen. Angetrieben wird der Preisanstieg von Spitzenmodellen. Auffällig ist aber, dass die Preise in diesem Segment inzwischen so stark beschleunigt haben, dass eine zunehmende Zahl von Käufern auf das mittlere Preissegment, also etwas jüngere Fahrzeuge, ausweicht. Für Verkäufer ist das eine interessante Entwicklung.