Spezialsegmente gefragt
In den oberen Preisklassen herrscht Flaute - weil Käufer ihre Prioritäten anders setzen.
Die Preise für historische Automobile treten weiter auf der Stelle. Der HAGI-Top Index stagniert somit auf hohem Niveau. Das ist auf eine Veränderung der Prioritäten der Käufer zurückzuführen. Diese setzen immer mehr auf Qualität, Seltenheit und selbst seltene Farben. „Standardmodelle” verlieren dagegen an Reiz. Der Markt professionalisiert sich angesichts des erreichten Preisniveaus stark. Mittlerweile herrscht mehr Expertise vor. Folge: Standardware bleibt bei einschlägigen Auktionen durchaus einfach stehen. Derzeit sind vor allem Fahrzeuge zwischen 30.000 und 100.000 Euro gesucht. Solche Modelle finden reißenden Absatz und machen das Volumen aus. Prominentester Vertreter ist sicherlich die 280 SL-500 SL der zwischen 1972-89 produzierten R107er Reihe, die in gutem Zustand je nach Motorisierung zwischen 40.000 und 100.000 Euro notieren. Deutlich über 100.000 erzielen die Vorgänger 190 und 230-280 SL, von denen einige Fahrzeuge erstmals jenseits der 200.000 Euro angeboten wurden. Bemerkenswert ist, dass sich die Nachfrage stärker in Spezialsegmente verschiebt. So tauchen am Markt vermehrt Gesuche nach Spitzenmodellen anderer Marken mit wenigen Stückzahlen auf. Dazu zählt z. B. der BMW M5 (E28), von dem nur ein paar Hundert Stück verfügbar sind. Allerdings differieren die Preisvorstellungen der Verkäufer und Käufer teils gravierend. So waren jüngst auf einer Messe in Bremen an ein Exemplar etwas optimistische 100.000 Euro angeschrieben. Realistisch wären etwa 60.000 Euro gewesen. Das ist auch ein Preis, der für den Audi Quattro möglich erscheint. Diese Modelle tauchen gerade wieder bei den Fähnchenhändlern in den Show-Rooms der Klassiker-Händler aus dem Reich des Vergessens auf. Besonders teuer sind inzwischen die meisten historischen Ferrari. Jenseits der Millionengrenze tun sich auch betuchte Investoren schwer, etwa mit ihrem Ferrari 288 GTO zum Brötchenholen oder gar zum freien Fahren auf die Rennstrecke zu fahren. Da hilft auch keine Versicherung. Die Sorge um den Wert vermindert den Fahrspaß und damit wird die Anzahl potenzieller Käufer etwa beim Mercedes-Benz 300 SL Roadster und Flügeltürer deutlich minimiert.
Fazit: Am Markt für historische Automobile ist die Luft im oberen Preissegment raus. Die Nachfrage verschiebt sich weiter hin zu einzelnen Spezialitäten.