Privatanleger müssen sich mit immer mehr Standardisierung auch im Private Banking abfinden. „Maßgeschneiderte“ Beratung und Anlagevorschläge, wie sie in der Branche so gern propagiert werden, bekommen zunehmend Seltenheitswert. Das haben wir im aktuellen Vermögensmanagement im Fuchsbriefe-Test (TOPs 2017), durchgeführt von der Private Banking Prüfinstanz, wieder erlebt.
Grund ist der anhaltend hohe Margendruck in der Bankenbranche. Er rührt nicht nur von den niedrigen Zinsen und hohen Regulationskosten her. In der Schweiz, aber auch in Liechtenstein und Luxemburg macht sich der Wegfall des noch vor fünfzehn Jahren einträglichen Schwarzgeldgeschäfts nachdrücklich bemerkbar. Obendrein haben junge Kunden andere Anforderungen und suchen nach mehr digitalen Dienstleistungen – deren Einrichtung auch viel Geld kostet. Eine jüngst erschienene Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG in Zusammenarbeit mit der Universität St. Gallen untersuchte 87 Institute im Land des Private Banking. Das Ergebnis ist aus Bankensicht ernüchternd: Zwei Drittel erlitten einen Rückgang der Eigenkapitalrendite. Gut ein Viertel schloss mit Verlust ab.
Zum Teil versuchen die Banken das Geschäft mit Gebührenanpassungen zu stabilisieren. Doch auch das gelingt in der Praxis kaum. Das Preisgefüge wird immer transparenter, der Wettbewerb intensiver. Und er verstärkt sich natürlich, je mehr sich die Dienstleistungsqualität durch Standardisierung angleicht. Bislang vermeiden es die Häuser nach unserer Beobachtung, sich auf Kunden(segmente) oder einzelne Berufsgruppen zu spezialisieren. Gewöhnlich sind die Häuser breit aufgestellt. Das wird sich auf Dauer nicht durchhalten lassen.
Fazit: Standort und Bankgeheimnis spielen nur noch eine untergeordnete Rolle für Private-Banking-Kunden. Um so wichtiger wäre die Differenzierung der Dienstleistung selber. Doch genau hier üben große Beratungsinstitute Druck in Richtung Standardisierung aus. Das kann aus unserer Sicht nicht das Überleben einzelner Institute retten.