Nun ist es amtlich: In Deutschland gibt es wieder Inflation. Das EZB-Ziel zur Geldstabilität von 2,0% ist überschritten. Die Teuerungsrate liegt aktuell bei 2,2%.
Für Vermögensmanager und Kapitalanleger stellt sich die Frage, wie sie auf diese Situation kompetent reagieren. Der Unterschied zwischen dem Zins auf dem Tagesgeldkonto und der Inflationsrate ist nun so groß, dass der reale Vermögensverlust stark spürbar wird. Mit höheren Zinsen würde das „Leid“ reduziert werden – doch hier gibt es keine Entwarnung. Die neueste 30-jährige Bundesanleihe hat eine Verzinsung von 2,5%. Was übrig bleibt, zeigt diese Rechnung:
Kupon der Anleihe | 2,50% |
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Kosten | 0,00% |
Steuersatz | 26,375% |
Rendite nach Kosten und Steuern | 1,84% |
Inflationsrate | 2,20% |
Tatsächlicher realer Ertrag | -0,36% |
Damit wird deutlich: Selbst bei einem sehr langen Anlagehorizont, der meist durch höhere Zinsen belohnt wird, bleibt am Ende ein realer Vermögensverlust.
Wege aus der Inflationsfalle
Welche Anlageklassen können nun für Inflationsausgleich sorgen? Der erste Blick fällt auf „Inflationsanleihen“ (Inflation Linker). Bei diesem Anleihetyp ist der Zins und/oder die Rückzahlung von der Entwicklung der Inflationsrate abhängig. Je höher die Teuerungsrate, desto höher der Ertrag. Der Anleger wird also vor realem Vermögensverlust geschützt. Deutschland hat bereits 2006 die erste Anleihe dieser Art herausgegeben. Frankreich, Japan, die USA und Kanada sind weitere Staaten, die solche Inflationsschutzpapiere emittieren.
Doch der Teufel steckt im Detail. In der Kursfindung dieser Anleihen wird nicht die aktuelle Inflation, sondern vor allem die Inflationserwartung eingepreist. Der Anleger hat also nur dann einen wirklichen Vorteil, wenn die Inflation stärker steigt als allgemein angenommen. Die schlechte Nachricht lautet also: Wer heute aufgrund der neuen Nachrichten noch schnell Inflationsanleihen kaufen möchte, kommt wohl zu spät. Die Grundregel: Kaufe Inflationsanleihen, wenn die Inflation und die Inflationserwartung niedrig sind – oder wenn du annimmst, die Inflation steigt viel stärker als der Markt glaubt. Für Anleger sind ETFs auf Inflationslinker eine kostengünstige Möglichkeit, solche Papiere zu erwerben. An der Börse werden u a. diese gehandelt:
Name | Region | Kosten* | ISIN |
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Comstage Iboxx EUR Sov. Infl. Lkd. | Europa | 0,17 | LU0444607187 |
iShares Euro Infl. Lkd. Gov. Bonds | Europa | 0,25 | IE00B0M62X26 |
iShares Global Infl. Lkd. Gov. Bonds | Welt | 0,25 | IE00B3B8PX14 |
db x-trackers Glob. Infl. Lkd. | Welt | 0,25 | LU0962078753 |
Lyxor US Tios | USA | 0,09 | LU1452600270 |
* p.a., Kosten in %; alle Angaben ohne Gewähr; eigene Recherche |
Der zweite Blick richtet sich auf Rohstoffe. Die Inflation speist sich nicht selten aus dem Anstieg der Rohstoffpreise. Folglich sind daher Investitionen in Rohstoffanlagen („Commodities“) beachtenswert. Steigen die Preise, profitiert auch der Anleger davon. Das Problem ist allerdings, dass einzelne Rohstoffe wie z. B. Kupfer, Gold oder Öl sich sehr unterschiedlich entwickeln können. Für Investoren bieten sich aktiv oder passiv gemanagte Fonds an, mit denen Anleger in einen breiten Korb von Rohstoffen investieren können.
Zwei andere Anlageklassen sind als Antwort auf die Inflation noch stärker in Betracht zu ziehen: Immobilien, besonders gewerbliche Immobilien. Der Grund: Gewerbemietverträge sind häufig mit „Inflationsklauseln“ versehen. Wenn die Inflationsrate um X% steigt, erhöht sich die Miete um denselben Wert oder zumindest teilweise. Damit ist bereits im „Grundgeschäft“ die Gefahr des realen Verlustes reduziert. Damit können Langfristanleger wieder die offenen Immobilienfonds stärker in Betracht ziehen.
Eine langfristig wirksame „Waffe“ sind Aktien. Auch sie enthalten bereits einen Inflationsschutz. Die Inflationsrate bildet ja ab, wie die Preise für einen „Warenkorb“ steigen. Inflation heißt damit auch: Die Unternehmen haben ihre Preise erhöhen können. Die Kosten sind zwar auch gestiegen. Aber gesunde und gut aufgestellte Unternehmen haben in der Vergangenheit ihre Gewinne real halten können.
Fazit: Aktien und Immobilien sind in einer Welt mit negativen realen Anleiheerträgen die wohl beste Antwort auf moderate Inflationsraten.