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Geldpolitik | EZB

Zinsverluste überkompensiert

Das Fluchen auf die EZB-Niedrigzinsen und die Enteignung des deutschen Sparers gehört in Deutschland schon fast zum guten Ton. Ein Blick auf die Realitäten relativiert dieses Bild.
Die EZB-Niedrigzinspolitik hat sich sehr unterschiedlich in den verschiedenen Eurostaaten ausgewirkt. Das zeigt der gerade veröffentlichte „Global Wealth Report 2014“ der Allianz-Versicherung. Vor allem die Krisenländer haben von der Rettungspolitik der Mini-Zinsen profitiert. Kernländer wie Deutschland zählten dagegen zu den Verlierern. Der Zinsverlust in Deutschland beläuft sich pro Kopf auf 281 Euro seit dem Jahr 2008. In Finnland dagegen ist ein Zinsgewinn von rund 1.600 Euro zu verbuchen. Entscheidend für die unterschiedlichen Entwicklungen sind die Verschuldungsquoten der privaten Haushalte. Die von der Allianz ermittelten Werte zeigen den Saldo zwischen Zinsverlusten und Zinsgewinnen an. Zinsverluste sind durch weniger hoch verzinste Spareinlagen entstanden. Zinsgewinne erzielten Kreditnehmer durch geringere zu leistende Zinszahlungen. Unter dem Strich haben also Schuldner profitiert, Geldanleger aber mussten Nachteile in Kauf nehmen. Ein Blick in die deutschen Daten zeigt, dass die Wirkungen der Zinspolitik abhängig von Einkommens- und Vermögensverhältnissen sehr differenziert sind. So beträgt das Nettogeldvermögen eines durchschnittlichen deutschen Haushalts ca. 8.000 Euro. Das geht aus den Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung hervor. Etwa die Hälfte dieses Geldvermögens wird in Form von Spareinlagen gehalten. Diese sind wegen der Leitzinssenkungen seit dem Jahr 2010 um etwa 0,3 Prozentpunkte schlechter verzinst als zuvor. Somit hat der deutsche Sparer der Mittelschicht etwa 10 Euro auf der Zinsseite verloren. Damit ist der Effekt der Niedrigzinspolitik hier wesentlich geringer, als von der Allianz errechnet. Den größeren Teil der Zinsverluste haben Besitzer größerer Vermögen getragen. Sie haben viel mehr Geld in Zinspapieren angelegt als der Durchschnittsdeutsche. Allerdings hat diese Gruppe wahrscheinlich auch große Gewinne auf der Aktien- und Immobilienseite erzielt. Die Zinsverluste dürften durch den Boom dieser Anlagen – ebenfalls eine Folge der EZB-Geldpolitik – sogar mehr als überkompensiert worden sein. So legte der DAX seit 2008 um über 50% zu. Diesen Vermögenseffekt betrachtet die Allianz allerdings nicht.

Fazit: Die Niedrigzinspolitik der EZB hat bisher in relativ wenigen Ländern, darunter in Deutschland, zu Zinsverlusten bei Privatanlegern geführt. Mehrheitlich sind dagegen sogar Gewinne entstanden. Die Allianz-Studie zeigt damit aber auch, dass sichere Zinsanlagen mit Sicherheit nur eines gewährleisten: Verlust.

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