Viermotorige Jets sterben aus
Der durch Corona erzwungene Wandel der Luftfahrtindustrie schlägt jetzt voll auf den Flugzeugbau durch. Ganz besonders davon betroffen sind die Triebwerkshersteller. Denn viermotorige Maschinen werden künftig immer seltener an den Start gehen. Das ist ein Paradigmenwechsel. Denn noch vor zehn Jahren warben Luftverkehrsgesellschaften explizit damit, dass ihre viermotorigen Jets ein Plus an Sicherheit im Vergleich zu zweimotorigen Verkehrsflugzeugen böten.
Nahezu alle großen Airlines der Welt mustern inzwischen vierstrahligen Passagiermaschinen aus. Dabei hat es den riesigen Airbus A380 mit seinen mehr als 500 Sitzen am stärksten getroffen. Der Flugzeugtyp, angesichts des stark wachsenden Passagieraufkommens einst die Hoffnung am Himmel, wurde von den meisten Betreibern als Passagiermaschine bereits stillgelegt. Etliche Fluggesellschaften, so auch die Lufthansa und Air France, wollen den großen Airbus sogar gänzlich ausmustern, ihn also auch nicht mehr als Mega-Frachtmaschine einsetzen. Nur Emirates als größter Betreiber von A380-Jets, hält an diesem Flugzeugtyp fest. Der Riese wird nun sogar auf der Strecke von Dubai nach Moskau geflogen.
Vierstrahlige Jets werden ausgemustert
Auch die gute alte Boeing 747 wird dieses Grounding-Schicksal teilen. Der "Jumbo" war das Erfolgsmodell des US-Herstellers. Aber sogar das meistverkaufte Modell (747-400) wurde von der Mehrzahl der Airlines schon stillgelegt oder wird gerade ausgemustert. Allein bei British Airways werden 25 dieser großen Flugzeuge künftig am Boden bleiben und keine Passagiere mehr befördern. Die Frachtversion erfreut sich dagegen weiter großer Beliebtheit. Im Passagierverkehr hat nur die jüngste Version 747-8 noch Chancen auf weitere Flugjahre. Die Lufthansa setzt sie als eine von ganz wenigen Fluggesellschaften im Passagierverkehr ein.
Auch das dritte viermotorige große Verkehrsflugzeug wird derzeit von den meisten Betreibern ausgemustert. Der Airbus 340 dürfte in den nächsten Jahren auch nicht mehr im Passagierverkehr eingesetzt werden. Die dreimotorigen Verkehrsflugzeuge (DC10 und MD11) wurden sogar vor Corona schon überwiegend stillgelegt.
Enorme Fortschritte im Triebwerksbau
Die großen Langstreckenmaschinen der Gegenwart sind zweimotorige Jets. Sie bieten ein deutlich besseres Preis-Leistungs-Verhältnis und schonen die Umwelt im Vergleich zu den doppelt so gut bestückten Jets. Die Zukunftsmusik spielt bei Airbus im A330 und A350. Bei Boeing sind es die B787 Dreamliner sowie die verschiedenen Modellreihen der B777. Mit um die 400 Sitzen sind viele dieser Typen heute groß genug und mit genügend Reichweite ausgestattet. Außerdem sind sie sehr flexibel einsetzbar und mit umweltfreundlicheren und Kerosin sparenderen Triebwerken ausgestattet als die alten Viermotorigen.
Fazit: Die Fortschritte der Triebwerkstechnik sind enorm. Folge ist, dass vierstrahlige Jets sukzessive ausgemustert werden. Zudem geht der Bedarf nach Superlangstreckenjets aufgrund globaler Airline-Allianzen und deren koordinierter Drehkreuz-Angebote deutlich zurück. Das wird den Flugzeugmarkt in den nächsten Jahren grundlegend verändern.