Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
2539
Geopolitische Spannungen befürchtet

Warum China strategische Rohstoffvorräte aufbaut

China erweitert heimlich seine Lagerstätten und kauft große Mengen an strategischen Rohstoffen wie Getreide, Erdöl und Erdgas auf. Trotz wirtschaftlicher Turbulenzen und sinkender Inlandsnachfrage scheinen die Importe zu explodieren. Was steckt hinter dieser ungewöhnlichen Entwicklung und welche möglichen Auswirkungen könnte dies auf die globalen Märkte haben?

China hortet strategische Rohstoffe in beispiellosem Ausmaß. Damit will sich das Land auf geopolitische Spannungen vorbereiten. Trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten und einem Einbruch im Immobiliensektor stiegen Chinas Importe von Rohstoffen im vergangenen Jahr auf Rekordhöhen. Die Einfuhren von Rohstoffen aller Art nahmen in Volumen um 16% zu und stiegen in den ersten fünf Monaten dieses Jahres um weitere 6%. Dies deutet auf eine beschleunigte Lagerhaltung hin, obwohl die inländische Nachfrage stagniert.

Die chinesischen Behörden bereiten sich offenbar auf neue geopolitische Bedrohungen vor. Die Regierung in Peking treibt insbesondere die Möglichkeit um, dass ein neuer, aggressiver US-Präsident versuchen könnte, wichtige Versorgungswege nach China zu blockieren.

Enorme Rohstoffabhängigkeit vom Ausland

Diese Sorgen sind nicht unbegründet. China ist stark von ausländischen Ressourcen abhängig. Das Reich der Mitte importiert 70% seines Bauxits und 97% seines Kobalts sowie 40% seines Erdgases und 70% seines Rohöls. Im Jahr 2000 wurden fast alle Lebensmittel im Land produziert, heute sind es weniger als zwei Drittel. Das Land importiert 85% der 125 Millionen Tonnen Sojabohnen, die es jährlich benötigt, um seine 400 Millionen Schweine zu füttern.

Um diese Abhängigkeit zu mindern, baut China seit dem Ende des Kalten Krieges strategische Vorräte an Getreide und verteidigungsrelevanten Mineralien auf, später auch an Erdöl und Industriemetallen. Seit 2020 hat sich die Speicherkapazität für Rohöl von 1,7 Milliarden auf 2 Milliarden Barrel erhöht. Die Kapazität der unterirdischen Gaskavernen stieg zwischen 2010 und 2020 um das Sechsfache auf 15 Milliarden Kubikmeter (bcm). Ziel ist es, bis nächstes Jahr 55 bcm zu erreichen.

China hat riesige Lagerbestände aufgebaut

Die Lagerbestände Chinas umfassen inzwischen erhebliche Mengen an Getreide, Sojabohnen, Metallen und Treibstoffen. Laut dem US-Landwirtschaftsministerium werden Chinas Bestände an Weizen und Mais am Ende der aktuellen Wachstumsperiode 51% bzw. 67% der weltweiten Bestände ausmachen. Das ist ein Anstieg von 5 bis 10 Prozentpunkten seit 2018. Die Sojabohnenbestände, Chinas größte landwirtschaftliche Importe, haben sich seit 2018 auf 39 Millionen Tonnen verdoppelt. Sie sollen bis zum Ende der Saison 42 Millionen Tonnen erreichen.

Ebenso hat China 25 bcm Gas in Speicher. Das ist genug, um 23 Tage Verbrauch zu decken. Vor fünf Jahren reichten sie erst für 15 Tage. Die Rohölbestände sind seit Jahresbeginn täglich um 900.000 Barrel gestiegen. Dies hat Chinas Lagerbestände auf nahezu 1,3 Milliarden Barrel erhöht. Das ist genug, um 115 Tage Importbedarf zu decken. Zum Vergleich: Die USA halten 800 Millionen Barrel.
 

Fazit: Diese Vorratshaltung bereitet den Strategen in Washington Sorgen. Denn sie könnte nicht nur die Inflation anheizen. Sie würde auch Chinas Überlebensfähigkeit im Falle eines Konflikts sichern. Für den Moment scheint die Vorratshaltung eher defensiv zu sein, da sie noch nicht ausreicht, um einen heißen Konflikt vollständig abzusichern. Der Westen beobachtet scharf, ob sich das in den nächsten Jahren ändert.

Meist gelesene Artikel
  • Editorial 2025

Vermögensverwalter im Vergleich

Performance-Projekt 6, Stiftungsportfolio, ging am 31.12.2024 zu Ende. Illstration erstellt mit dall*e
ETF vs. Vermögensverwalter: Der tägliche Realitätscheck
  • Grüne zwischen Naivität und Kalkül

Wenn Vielfalt und naive Toleranz zur Gefahr werden

Die Berliner Grünen wollen Polizistinnen mit Kopftuch zulassen – ein gefährlicher Angriff auf die Neutralität im öffentlichen Dienst. Statt Sicherheit zu stärken, wird ideologischer Blindflug betrieben. Die Folgen? Spaltung, Misstrauen und ein Verlust des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Ein Standpunkt von FUCHSBRIEFE-Herausgeber Ralf Vielhaber gegen die brandgefährliche Verklärung von Vielfalt.
  • Fuchs plus
  • Öl, Gas, Strom: Eine Preisfalle für Anleger

Energiepreise in Europa: Trügerische Stabilität

© tomas / stock.adobe.com
Die Inflation sinkt, so scheint es – doch das Bild trügt. Denn allein die Energiepreise drücken die Gesamtteuerung im April um über fünf Prozentpunkte. Tatsächlich steigen die Preise – ohne Energie – deutlich stärker. Wer jetzt Entwarnung ruft, ignoriert die Risiken am Gas- und Ölmarkt. Die Preisbremse könnte sich als Illusion erweisen.
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Zollstreit-Pause: Notenbanken in USA, Europa, Japan und China in Warteposition

Notenbanken in Hab-Acht-Stellung

Die großen Notenbanken erhalten durch die Pause im Zollstreit eine Atempause. In den USA, Europa, Japan und China herrscht Unsicherheit aufgrund widersprüchlicher Daten: sinkende Inflationsraten bei steigenden Zinserwartungen. Besonders die Bank of Japan steht unter Druck, während die Auswirkungen des von Trump initiierten Zollschocks spürbar sind. Was bedeutet das für den zukünftigen Zinskurs der Notenbanken?
  • Fuchs plus
  • Ölpreis bleibt volatil

Rendite im Seitwärtsmarkt

© Wiski - Fotolia
Der Ölpreis bleibt volatil. Anfang Mai lag der Preis für Brent-Öl nahe den Jahrestiefs, doch nun ist er um 15% gestiegen. Aktuell bleibt die Handelsspanne zwischen 58 und 70 US-Dollar je Barrel bestehen. Der jüngste Anstieg wurde durch die Entspannung im Handelsstreit zwischen den USA und China ausgelöst. Doch die Zollsenkungen sind nur vorübergehend.
  • Fuchs plus
  • Wachstumschancen für Autozulieferer in China, USA und Europa

Autonomes Fahren: Chancen für Zulieferer

Autonomes Fahren wird zum Hoffnungsträger für Autozulieferer, mit rasanten Fortschritten in China, den USA und Japan. BYD plant, automatisierte Systeme auch in günstige Kleinwagen zu integrieren. Das dürften Markt-Impulse setzen. Der Markt für autonome Technik, besonders Lidar und Informationsverarbeitung, wird bis 2035 stark wachsen.
Zum Seitenanfang