Wasserstoff-Strategie geht nicht auf
Die für eine ökologische Wirtschaft erforderliche Menge an grünem Wasserstoff wird länger auf sich warten lassen. Darauf verweist eine Studie des Forschungsprojekts SCI4climate.NRW, an der u.a. das Fraunhofer Institut, das Institut der deutschen Wirtschaft und das Wuppertal Institut beteiligt waren.
Das Kernproblem: Deutschland allein wird seinen Bedarf an grünem Wasserstoff nicht decken können. Die notwendigen Importe werden aber auch nur "kleckerweise" bei uns ankommen.
Deutschland selbst kann gerade mal ein Sechstel beisteuern
Die deutsche Wirtschaft hat bis zum Jahr 2030 einen Bedarf an 90 bis 110 TWh durch Wasserstoff. Davon geht die Nationale Wasserstoffstrategie der Bundesregierung aus. 14 TWh dieses Energiebedarfs können aus der eigenen Produktion von grünem Wasserstoff kommen. Der Rest muss importiert werden. Dabei treten jedoch mehrere Probleme auf:
- Prinzipiell ist es möglich, grünen Wasserstoff aus Europa zu beziehen. Die Vorteile: kurze Transportwege und bereits hohe Kapazitäten an erneuerbarer Energie. Allerdings braucht die Industrie unserer Nachbarländer den Wasserstoff selbst.
- Andere Staaten in Nordafrika oder im Nahen Osten haben zwar nicht diesen hohen Bedarf für die eigenen Industrie. Allerdings wird es dort noch lange dauern, bis die notwendigen Kapazitäten an Erneuerbaren Energien aufgebaut sind, die für die Produktion von grünem Wasserstoff benötigt werden. Zudem müssen die Wasserstoffproduktionsstandorte selbst auch errichtet werden. Zusätzlich wirken hohe Transportkosten und die teure Entsalzung preistreibend.
Wie viel Wasserstoff genau importiert werden kann, lässt sich schwer beziffern. Viele Projekte sind noch in den Anfangsstadien. Seriöse Prognosen lassen sich nur schwer machen. Klar ist nur, dass die bestehenden Kapazitäten bisher nicht ausreichen.
Grüner Wasserstoff wenig wert, wenn er vom Diesel-LKW gebracht wird
Zudem führt der Transport die grüne Wasserstoffstrategie bisher ad absurdum. Denn der H2-Transport im großen Stil ist laut Studie bisher nur mit LKWs realisierbar. Das schlägt auf die Klimabilanz durch. Die technisch erforderlichen Schiffe gibt es noch nicht im erforderlichen Maße. Und Pipelines müssten erst gebaut werden – das dauert.
Unangenehm sind diese Erkenntnisse vor allem für Robert Habeck. Der designierte Wirtschafts- und Klimaminister der Grünen wird erklären müssen, warum Deutschland noch lange Zeit auf die Importe fossiler Energien etwa aus Russland angewiesen sein wird. Wasserstoff, der mittels Atomkraft oder Gas produziert wurde, kann als Übergangstechnologie herhalten. Oder die Investitionen in die H2-Wirtschaft müssen weiter angehoben werden ...
Fazit: So, wie die Wasserstoffprojekte bisher vorgesehen sind, wird es nicht ausreichen. Entweder muss die Politik einige ihrer Klimaziele als unrealistisch canceln. Oder es müssen deutlich mehr Milliarden als bisher geplant in den Aufbau der grünen Wirtschaft fließen.