West-Östliche-Gaspropaganda
Die Manipulationsvorwürfe sind nicht wahr. Susanne Ungrad, Sprecherin des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie betonte gerade: „Russland erfüllt die bestehenden Lieferkontrakte vertragsgetreu.“ Die Vorwürfe einiger europäischer Politiker, Moskau treibe den Gaspreis bewusst nach oben, sind haltlos. Zudem erfülle Russland auch alle seine Verpflichtungen, die im russisch-ukrainischen Gastransitabkommen festgehalten sind.
Nach innen gerichtete Propaganda
Auch Russland macht Gas-Propaganda – mit innenpolitischen Zielen. Im russischen TV laufen Meldungen, in denen auf die „schlimme Lage, kalte Wohnzimmer und leere Regale in Europa“ hingewiesen wird. Es gibt Berichte darüber, dass so mancher Europäer im Winter „leiden“ wird, weil er sich die Heizung nicht mehr leisten kann. Russische Zeitungen titeln: „Europa läuft vor Kälte blau an ohne russisches Gas“.
Diese Medien-Berichterstattung soll den Russen emotional den Rücken stärken und „die Botschaft vermitteln: Uns kann das nicht passieren, Russland ist stark, uns geht es gut“, so ein Kenner aus Moskau gegenüber FUCHS. Das Land leidet stark unter der Corona-Krise, Putin hat gerade neue Pflicht-Ferien angeordnet, die Inflation, die Wirtschaft schwächelt. Der Fingerzeig auf das schwache Europa ist in diesem Umfeld für Moskau hilfreich.
Europäische Gas-Einkäufer wollten sparen und haben sich verzockt
Aber auch aus dem Kreml tönt es ganz offiziell zurück, dass Europa selber Schuld trage an den hohen Preisen. Die Lage auf dem Weltmarkt habe sich verändert. Die Nachfrage sei höher als in den Vorjahren, insbesondere Asien kaufe deutlich mehr Gas ein (was korrekt ist). Hinzu kommt, dass nur 55% des in Deutschland verbrauchten Gases aus Russland kommen.
Fazit: Die Gas-Propganda verschärft die Konfrontation. Bedenklich ist, dass die EU den Konflikt mit teils falschen Aussagen anheizt, obwohl Russland vertragsgemäß liefert. Denn Russlands Ziel ist, möglichst langfristig ein verlässlicher Gaslieferant für Europa zu sein. Statt mit dem Finger auf Russland zu zeigen, müssen sich Unternehmen in Europa überlegen, wie sie mit dem Rohstoff-Einkauf umgehen. Und die EU könnte überlegen, wieder eigene strategische Reserven aufzubauen.