Widerstreitende Faktoren
Unsere vorsichtige Short-Empfehlung für Weizen vor drei Wochen kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Damals notierte der Weizenpreis mit rund 580 US-Cent je Scheffel an einem wichtigen technischen Widerstand. Inzwischen handelt der Getreide-Rohstoff mit 540 US-Cent je Scheffel rund 7% tiefer. Zeit also für ein Update:
Aus technischer Sicht könnte der aktuelle Rücksetzer noch ein Stück tiefer gehen. Wird der Kursbereich um 540 US-Cent je Scheffel nachhaltig unterschritten, liegt der nächste nennenswerte Unterstützungsbereich erst bei rund 500 US-Cent je Scheffel.
Fundamentale Kriterien widersetzen sich Technik
Aus fundamentaler Sicht stellt sich die Lage allerdings ein wenig anders dar. Denn Rumänien – nach Frankreich und zusammen mit Deutschland der zweitgrößte Getreideexporteur der EU – verkauft bis Mitte Mai kein Getreide und andere Feldfrüchte mehr in Länder außerhalb der EU.
Grund ist die aktuelle Corona-Krise. Lieferungen innerhalb der EU sind nur dann erlaubt, wenn das Empfangsland sicherstellt, dass es die eingeführten Produkte selbst verbraucht oder nur innerhalb der EU weiter verkauft, so eine Mitteilung aus Rumänien vom vergangenen Freitag.
Trockenheit mindert Erträge
Für die neue Erntesaison deuten sich zudem weitere Probleme an. In vielen Teilen Europas ist es zu trocken. Dies beeinträchtigt die Entwicklung der heranwachsenden Pflanzen. Gleiches gilt für Russland, dem weltgrößten Weizenexporteur. Zwar rechnen Marktbeobachter noch mit einer besseren Weizenernte als im Vorjahr – im Herbst wurde eine größere Fläche mit Winterweizen eingesät – doch führt die Trockenheit bereits zu steigenden Preisen innerhalb Russlands. Somit nimmt hier auch das Risiko von weiteren Exportbeschränkungen und somit tendenziell steigenden Preisen zu.