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EZB deutet Einlenken bei den Leitzinsen an

Wie weit trägt die Aufwärtsbewegung?

Die EZB in Frankfurt am Main bei Dämmerung. © RK MEDIA / stock.adobe.com
Die Aktienmärkte werden gerade von den Notenbanken - heute speziell von der EZB - bewegt. Das Ringen über die Deutungshoheit des Zinsstraffungskurses ist ausschlaggebend. Bei den Händlern entsteht mit Blick auf die Folgen der Zinsschritte ein neues Bild. Das zeigt Aktien weiterhin als Anlage-Favoriten, aber die Branchen-Rotation beschleunigt sich.
Die Aktienmärkte haben sich von ihrem Fed-Schreck der vorigen Woche erholt und sind wieder ordentlich gestiegen. Einerseits ist der Schreck darüber verflogen, dass die US-Notenbank Fed signalisiert hat, wenn nötig konsequent die Zinsen zu erhöhen. Andererseits machen sich die Händler inzwischen darüber Gedanken, ob die Fed in der Realität zu so vielen und schnellen Zinsschritten gezwungen sein wird. Die vorige Woche ins Kraut geschossenen Spekulationen, die Fed könnte bis zu sieben Zinsschritte noch in diesem Jahr gehen, ist jedenfalls wieder aus dem Markt gewichen. 

Handelt die Fed so streng wie angedeutet?

Viele Beobachter haben zudem die realen Effekte der absehbaren Zinsschritte nachgerechnet. Das Ergebnis: Die Fed wird auch nach einigen Zinsschritten noch längere Zeit vergleichsweise expansiv bleiben. Sie fährt lediglich das Ausmaß der expansiven Geldpolitik langsam zurück. Angesichts von Inflationsraten von derzeit 7% wäre auch ein Leitzins von 1,75% (bei sieben Schritten) noch moderat. Denn auch Zinspolitik ist relativ (vgl. FUCHS-Devisen vom 28.1.).

Hinzu kommt, dass sich der Anstieg der Inflationsraten schon verlangsamt. Auch wenn das vielfach auf den Basiseffekt zurückzuführen ist, läuft die monatliche Statistik in Richtung der Notenbank-Prognose. Das verschafft ihr Spielraum für eine moderatere Gangart. Dieses Bild sehen wir bereits auch in Teilen des Euroraums. Insgesamt ist die Inflationsrate zwar auf 5,1% gestiegen. Aber der Anstieg hat sich verlangsamt. In Deutschland ist die Inflationsrate sogar von 5,3 auf 4,9% gefallen. 

Wann zieht die EZB hinterher?

Vor diesem Hintergrund ist auch das heutige EZB-Statement einzuordnen. Die Notenbanker der Eurozone haben angedeutet, ihren Handlungsspielraum für Zinsschritte auszuloten. Denn die "Euro-Währungshüter" kommen mit jedem Monat hoher Inflationsdaten und jedem Zinsschritt der Fed (und anderer angelsächsischer Länder) unter Druck, ebenfalls zu handeln. Die Notenbank wird sich aber so lange wie möglich Zeit damit lassen. Dennoch rechnen einige Banken bereits damit, dass die EZB noch in diesem Jahr einen ersten Zinsschritt gehen und auf einen moderaten Zinserhöhungspfad einschwenken könnte. De facto ist die Ausganglage in Europa dann aber wie in den USA: Die Geldpolitik wird nur langsam weniger locker.

ESG-Anlagen mit strukturellem Zinsproblem

Die Erkenntnis ist: Aktien bleiben auf der Kaufliste ganz oben. Allerdings beschleunigt sich der Favoritenwechsel (vgl. FK vom 1.10.21). Trotz durchaus guter Zahlen stehen Tech-Aktien unter Abgabedruck. Die weit gelaufenen Titel kommen vergleichsweise schlecht mit im Trend steigenden Zinsen zurecht. Nebenwirkung: Darunter leiden insbesondere nachhaltige Fonds, weil viele von ihnen eine hohe Gewichtung in Tech-Aktien haben. Das hat eine Analyse von FUCHSBRIEFE gezeigt. Die hohe Gewichtung von Tech-Aktien ist aus Nachhaltigkeitsgesichtspunkten (z.B.: CO2-Reduktion) durchaus sinnvoll. Mit Blick auf die Renditeaussichten haben Nachhaltigkeitsanleger mit solchen ESG-Produkten aber ein strukturelles Problem. 

Strategisch bedeutet das für Anleger, bei neuen Käufen weiterhin Inflationsgewinner und Value-Aktien höher zu gewichten. Tech-Aktien sollten abgebaut werden. Rohstoff-Werte, defensive Branchen (Gesundheit, Telekom, Versorger) bleiben dagegen strategisch aussichtsreich. 


Fazit: Die Aktien haben am langfristigen Aufwärtstrend wieder nach oben gedreht. Taktisch war es richtig, den Dip wieder zu kaufen. Im großen Bild bleibt aber das Trendwende-Szenario intakt. Momentan läuft nur eine Aufwärtskorrektur des jüngsten Einbruchs. Es bleibt abzuwarten, wie weit die Aufwärtsbewegung trägt. Sie könnte einen guten Teil ihres Potenzials schon ausgereizt haben. Der DAX dürfte spätestens ab 16.000 Punkten wieder unter Druck stehen.
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