Wo Chinas Wirtschaft Potenziale hat
China könnte 0,7 bis 1,2 Prozentpunkte zusätzliches Wachstum erzielen. Doch dazu müssten die künstlich am Leben erhaltenen Staatsunternehmen („Zombies") abgewickelt werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle IWF-Studie. Grundlage sind individuelle Daten von rund einer Million Industrieunternehmen im Zeitraum 1998-2013. Das Papier fasst damit ein zentrales Strukurproblem der chinesischen Wirtschaft in Zahlen. Die gesamten Schulden der chinesischen Unternehmen entsprechen rund 135% vom BIP (Stand März 2017). Über die Hälfte davon – 57% vom Bestand und entsprechend 72% vom BIP – entfallen auf die Staatsunternehmen. Sie haben auf dieser vergleichsweise üppigen Finanzierungsgrundlage in den letzten Jahren nur etwa 15%-20% zum gesamten Output beigesteuert.
Knackpunkt: Die Zombies der Unternehmenswelt binden Kapital und Arbeitskraft in ineffizienten Verwendungen. Rund 2.000 der Zentralregierung und 7.000 den lokalen Behörden zugeordnete Unternehmen wurden unlängst offiziell als Zombies identifiziert. Die durch eine implizite Staatsgarantie gestützte Kreditnachfrage der Zombies verdrängt die Nachfrage der effizienteren privaten Unternehmen. Unterm Strich führt das zu einer schwächeren Produktivität der Wirtschaft insgesamt. Anders gesagt: Die geordnete Abwicklung der Zombies würde direkt zusätzliches Wachstum ermöglichen. Zunächst werden die effizienteren Unternehmen innerhalb der jeweiligen Branchen gestärkt. Hinzu kommt ein zweiter Faktor. Die Zombies konzentrieren sich stark auf Branchen mit Überkapazitäten wie Kohle, Stahl, Aluminium oder Glas. Hier würde ein sektoraler Strukturwandel angestoßen mit dem die stärker von ineffizienten Staatsunternehmen geprägten Branchen an Gewicht in der Wirtschaft verlieren. Dies käme den erfolgreicheren Industriezweigen zugute.
Die Regierung ist dieses Problem bereits mit einigen Maßnahmen angegangen. Die Banken wurden auf eine konsequentere Abwicklung notleidender Kredite verpflichtet. Sie nutzen dazu typische Sanierungsinstrumente wie Debt-Equity-Swaps oder Fusionen, aber auch die einfache Liquidation. Parallel wurde die Umwandlung einzelner Betrieben der staatlichen Konglomerate in rechtlich eigenständige Unternehmen angestoßen.
Fazit: Der bislang bezahlte Preis für den Einfluss des Staates ist beachtlich. Das legt allerdings auch entsprechend hohe Potenziale offen, die durch Reformen zu realisieren wären.