Wohnen auf dem Mars
Spinnerei oder ernst zu nehmende Vision? Inzwischen beschäftigen sich ernst zu nehmende Institutionen mit dem Thema „(Über)leben auf dem Mars". Darunter die Europäische Raumfahrtagentur (ESA), die amerikanische NASA oder auch Foster + Partners, das welt- berühmte britische Architekturbüro. „Moving to Mars" ist auch Thema einer mehrmonatigen Ausstellung des renommierten Londoner Design Museums. Sie startet im Oktober.
Ganz aus der Luft gegriffen sind solche Überlegungen nicht. Sie basieren auf Zukunftsängsten wegen der Temperaturerhöhung auf dem Planeten Erde „Klimawandel"). Den Anstoß lieferte ausgerechnet US-Präsident Donald Trump: Er unterzeichnete bereits im Dezember 2017 die „Space Policy Direktive 1" und verlangt darin, die Vereinigten Staaten sollten die Rückkehr von Menschen auf den Mond und menschliche Reisen zum Mars in die Wege leiten.
Zum Leben auf Mond oder Mars animieren
Die Londoner Ausstellung konzentriert sich auf das Design von Bauten und Siedlungen auf Mond und Mars. Das US-amerikanische Unternehmen AI Spacefactory hat im Mai diesen Jahres den 1. Preis eines von der NASA ausgeschriebenen Wettbewerbs zur nachhaltigen Bebauung des Mars gewonnen. AI Spacefactory ist aus dem auf Hochhäuser spezialisierten Architekturbüro Sohn Pedersen Fox hervorgegangen. Sie beschäftigt heute in ihrem Mars-Programm bereits 40 Mitarbeiter.
Ziel: man will möglichst viele Menschen reizen, dort zu leben. Denn eine Völkerwanderung zum Mars lasse sich wegen des Klimawandels kaum vermeiden, heißt es reichlich apokalyptisch. Nach Rechnung des britischen Think-Tanks Chatham House hat die Bauwirtschaft auf der Erde mit 8% den höchsten Anteil am CO2-Ausstoss aller Wirtschaftszweige.
Neue Materialien und Designs nötig
Für Bauten auf dem Mond oder dem Mars eignen sich weder ein herkömmliches Design noch die gewöhnlich auf der Erde genutzten Materialien und Methoden. Die irdischen Baustoffe sind viel zu schwer und die Umweltbedingungen zu unterschiedlich. Auf dem Mars kann zwischen Tag und Nacht ein Temperaturunterschied von bis zu 150 Grad Celsius bestehen. Die Atmosphäre des Mars misst nur ein Prozent der irdischen. Sie kann keine Sonnenstrahlung absorbieren und ist ständig mit kleinsten Staubpartikeln durchsetzt. Der Luftdruck ist viel niedriger als auf der Erde. Das zwingt zum Druckausgleich – ähnlich wie das auf der Erde im Flugzeug für größere Höhen nötig ist.
Als geeignet für die Bebauung von Mond, Mars und anderen Planeten kommt derzeit nur der 3D Druck vor Ort infrage. Roboter sollen die Rohstoffe vor Ort zusammen karren und aufbereiten. Dabei geht es hauptsächlich um Regolith, die kleinen Felsen auf dem Mars, und Basalt-Fasern, die Polyester-Säure als Kleber zusammenhalten sollen. Pilot-Versuche mit Gebäuden aus dem „Marsha" genannten Material gibt es auf der Erde schon. Dabei geht es auch darum, Designs zu finden, bei denen die Nutz- und Arbeitsräume unter der Oberfläche des Himmelskörpers liegen, während der Wohnteil teilweise aus dem Boden herausragt. Das soll der Forderung Rechnung tragen, dass die menschlichen Bewohner abwechselnd Hell und Dunkel in den Tageszeiten aktiv miterleben.
Fazit
Der Weltraum rückt wieder in den Fokus menschlicher Überlebensstrategien. Versuche, außerirdisch zu bauen und zu wohnen wird es geben. Ob sie funktionieren, ist nicht absehbar.