Zinsen haben Luft nach unten
Die Europäische Zentralbank (EZB) wird am Donnerstag ihre Nullzins-Perspektive voraussichtlich deutlich verlängern. Die Eurogeldhüter um Mario Draghi könnten den Märkten avisieren, dass sie die Zinsen bis weit ins Jahr 2020 unangetastet lassen. Bisher gilt als sicher, dass die EZB die Zinsen im Jahr 2019 nicht anheben wird. Den aktuell deutlichen Einbruch des Eurokurses lesen wir als Indiz dafür, dass die Devisenmärkte bereits in diese Richtung spekulieren.
Für die Verlängerung sprechen die aktuelle Inflations- und Konjunkturentwicklung. Zwar stieg die Inflationsrate im Februar leicht von 1,4% auf 1,5% an. Die für die Geldhüter viel wichtigere Kerninflationsrate sank von 1,1% auf 1,0%. Ohne die schwankungsintensiven Energie- und Nahrungsmittelpreise hat sich die Geldentwertung somit verlangsamt. Das passt zur weltweit und in Europa nachlassenden Konjunkturdynamik. Die Kerninflation bewegt sich nun schon seit mehr als zwei Jahren zwischen 0,9% und 1,2%.
Schwächt sich die Konjunktur weiter ab, wird auch die Inflation nachgeben. Angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung insbesondere in Italien und Frankreich ist es unwahrscheinlich, dass sich der Inflationsdruck stark erhöhen wird. Immerhin liegt die Arbeitslosenquote für den Währungsraum aktuell schon bei 7,8%. Das ist verglichen mit über 12% im Jahr 2013 beachtlich. Allerdings wird auch der Lohndruck in einer sich abkühlenden Konjunktur wieder nachlassen.
Die Konditionen für die Unternehmensfinanzierung werden darum noch lange günstig bleiben. Das gilt besonders am kurzen Ende, auf das die Geldhüter Einfluss haben. Bis in den Bereich von dreijährigen Laufzeiten gibt es kaum Potenzial für steigende Zinsen; nach unten haben die Konditionen aber auch keine Luft.
Am langen Ende dürften die Konditionen sogar sinken. Mit nachlassender Konjunktur werden auch die Zinsen wieder Richtung Süden ziehen. Hinzu kommt, dass die Nachfrage nach deutschen Staatsanleihen zunimmt. Das drückt die Renditen. Zugleich wird sich der Wettbewerb der Banken um gute Kunden verschärfen. Die Geldhäuser werden zu Preiszugeständnissen bereit sein, um Kreditgeschäft mit guten Kunden zu machen.
Fazit:
Die Kreditbedingungen für Unternehmen bleiben hervorragend. Am kurzen Ende bleiben die Konditionen konstant. Bei Laufzeiten über fünf Jahren entsteht sogar wieder Verhandlungsspielraum nach unten.