Zukunfts-Alarm im Handwerk
Im deutschen Handwerk herrscht akuter Zukunfts-Alarm. Fachkräftemangel fehlen, Azubis sind schlechter zu gewinne und es fehlen zahlreiche Nachfolger für Betriebe. Das ist mehr als eine akute Notlage, es ist eine strategische Bedrohung in vielen Branchen.
Die Daten zeichnen ein klares Bild. Im Handwerk fehlen aktuell etwa 200.000 Fachkräfte, so der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Besonders stark betroffen sind die Branchen Bauelektrik (18.300 offene Stellen), Kfz-Technik (16.300) und Sanitär, Heizungs- und Klimatechnik (12.200).
Langanhaltende strukturelle Herausforderungen
Weitere Branchen, die spürbar unter der Personalknappheit leiden sind das Metall- und Elektrohandwerk und das Bau- und Ausbaugewerbe. Das ist besonders virulent. Denn angesichts des wachsenden Marktes für Umbau- und Sanierung mit Blick auf Energieeffizienz tun sich in diesem Segment große Lücken auf. Die Probleme werden sich in den nächsten Jahren noch verschärfen. Denn die Ursachen sind strukturell:
- Demografischer Wandel: Viele Fachkräfte aus den geburtenstarken Jahrgängen gehen in Rente. Der Nachwuchs reicht schon zahlenmäßig nicht.
- Attraktivitätsdefizit: Junge Menschen ziehen häufiger ein Studium in Betracht. Die Ausbildungszahlen in Handwerksberufen sinken. Gründe dafür sind auch eine (noch) niedrigere Wertschätzung, eine geringe oder als zu niedrig empfundene Vergütung. Auch die oft körperliche Belastung schreckt viele ab.
- Bürokratie und Regulierungen: Problematisch ist, dass Ausbildungsstandards und Abschlüssen teils nicht anerkannt werden. Zudem steigt für kleine Mittelständler der administrative Aufwand.
- Regionale Unterschiede: Ländliche Gebiete kämpfen gegen den Sog der Großstädte, die junge Menschen anziehen.
Personalmangel von heute ist der Nachfolgermangel von morgen
Das Personalproblem von heute wird in vielen Fällen zum Nachfolger-Problem von morgen. Nach Schätzungen werden in den nächsten fünf Jahren 125.000 Handwerksbetriebe einen neuen Inhaber oder eine neue Inhaberin finden müssen. Unternehmen, vor allem im Mittelstand und im Handwerk, haben aber Handlungsspielräume, die sie strategisch nutzen können.
- Image verbessern: Frühzeitige Berufsorientierung in Schulen, Praktika, Werkstatttage anbieten. Imagekampagnen, auch mit Influencern oder via Social Media können helfen, das Handwerk als modern, innovativ und zukunftsorientiert zu zeigen. Arbeiten Sie gezielt an Markenidentität und Markenimage.
- Ausbildung attraktiver gestalten: Ausbildungsplätze flexibler machen (Teilzeit, duale Modelle), die Meisterqualifikationen fördern und in Ausbildungsvergütungen Zusatzleistungen anbieten. Zudem sollten sich Unternehme öffnen, auch aktiv Frauen anzusprechen und Menschen mit Migrationshintergrund ins Handwerk zu holen.
- Digitale Kompetenzen fordern und fördern: Bieten Sie regelmäßig digitale Schulungen an. Setzen Sie intern smarte Technologien ein (z. B. für Dienstpläne usw.). Da hilft dabei, die Automatisierung in Produktion, Qualitätskontrolle und Logistik zu erhöhen.
- Arbeitskräfte anwerben: Für größere Unternehmen kann es sich lohnen, systematisch Arbeits- und Ausbildungskräfte im Ausland anzuwerben. Wer das mit einem Programm zur Sprachförderung und Integration verbindet, dürfte mittelfristig gute Erfolgschancen haben.
Langfristig ist wichtig, Nachfolgeregelungen für das Unternehmen systematisch zu planen. Die Geschäftsführung sollte dafür Szenarien entwickeln und interne, aber auch externe Lösungen in Betracht ziehen.
Fazit: Im Handwerk werden sich die Personal- und Nachwuchsprobleme in den nächsten Jahren verschärfen. Betriebe, die früh handeln, sichern ihre Wettbewerbsfähigkeit und mittelfristig ihre Überlebenschancen. Kalkulieren Sie aber Kostensteigerungen durch höhere Löhne, größeren Recruitingaufwand und technologische Anpassungen ein.
Hinweis: Der DIHK hat die Schritte, die für die Rekrutierung von Azubis aus dem Ausland nötig sind, in einem Leitfaden zusammengefasst. Sie finden ihn unter https://tinyurl.com/5xwdwvbc