Zunehmende Risiken in der Slowakei und Ungarn
Länder in Osteuropa – bisher beliebte Investitionsziele deutscher Unternehmen – weisen immer größere Risiken auf. Der Fachkräftemangel nimmt zu, die Löhne steigen daher recht schnell. Rechtliche Risiken wachsen durch populistische Regierungen.
So rechnen die Unternehmen in der Slowakei in diesem Jahr mit Lohnsteigerungen zwischen 6 und 10%. Die Regierung will zudem den Mindestlohn von derzeit 750 Euro im Monat auf 970 Euro bis 2027 erhöhen. Mit einem Durchschnittslohn 2023 von 1.486 Euro im Verarbeitenden Gewerbe und 2.966 Euro für Führungskräfte (laut dem deutschen Außenwirtschaftsförderer GTAI) hat die Slowakei in den letzten Jahren stark zugelegt. Die Arbeitslosenrate liegt bei 5,4%. Im wirtschaftsstärkeren Westen des Landes ist sie um einiges niedriger. Die Löhne sind hier um bis zu 20% höher als im Osten. Die Unterschiede nehmen aber ab. Auch im Osten des Landes sinkt die Arbeitslosigkeit, die Löhne steigen.
Der Slowakei droht die Einbehaltung von EU-Geldern
Die Slowakei wird im neuen EU-Rechtsstaatlichkeitsbericht hart kritisiert. Vor allem wegen neuer Gesetze, mit denen die Arbeit von Nicht-Regierungs-Organisationen eingeschränkt werden sollen und wegen der Übernahme der Kontrolle des öffentlichen Rundfunks durch die Regierung. Entschließt sich die EU dazu, die Slowakei dafür zu bestrafen, werden EU-Fördergelder nicht mehr zur Verfügung stehen. Ob die EU ein Verfahren eröffnet, wird sie wohl bis November entscheiden.
Ungarn bietet die Vorteile recht günstiger Fachkräfte in Verbindung mit einer guten Infrastruktur und Dienstleistungsunternehmen, wie sie in westlichen Ländern üblich sind. Das machte das Land lange sehr attraktiv. Der seit fünf bis sechs Jahre anhaltende Fachkräftemangel sorgt für steigende Löhne (verarbeitendes Gewerbe 1.606 Euro, Führungskräfte 2.313 Euro pro Monat im Schnitt 2023). Besonders in den Bereichen F und E, Produktionsmitarbeiter und in der IT sind neue Mitarbeiter schwer zu finden. Das erklärt die AHK Ungarn. 2023 stiegen die Lohnkosten in Ungarn mit 17% so stark wie in keinem anderen EU-Land. Die Korruption im Land betrifft fast nur Unternehmen, die Geschäfte mit dem Staat machen.
Verunsicherung durch Steuern
Für Verunsicherung unter ausländischen Investoren sorgt ein im Juli verabschiedetes Gesetz über eine Sondersteuer für Unternehmen, die durch Russlands Krieg gegen die Ukraine hohe Gewinne machen. Welche Unternehmen damit gemeint sind, wann Gewinne (zu) hoch sind, usw. ist unklar. Die ungarische Regierung versucht schon seit einigen Jahren mit Sondersteuern und Gängelungen ausländische Investoren aus den Branchen Baustoffe, Telekom, Einzelhandel, Banken, Energie und Infrastruktur zu verdrängen.