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Unsicherheit beim Umgang mit Artefakten aus ehemaligen Kolonien

Koloniales Kunsterbe - ein Für und Wider

Traditionelle afrikanische Kunst. Copyright: Pixabay
Kaum war der Schlussstein in die Fassade des Humboldt-Forums verbaut, brach die anfänglich zaghaft geführte Diskussion um die Präsentation kolonialer Artefakte im Forum los. Unterschiedlicher können die Meinungen zum Umgang mit Alltags- und Kunstobjekten nicht sein. Sammler sollten eine Position haben.

Es gibt viel und reichlich Kunst aus Kolonialzeiten - doch der Umgang mit ihr ist für manchen schwierig. Das war auch in Berlin wieder erlebbar. Denn kaum war der Schlussstein in die Fassade des Humboldt-Forums verbaut, brach die anfänglich zaghaft geführte Diskussion um die Präsentation ehemals kolonialer Artefakte im Forum selbst los. 

Artefakte aus Kolonialzeiten - Kunst und Politik

Unterschiedlicher können die Meinungen zum Umgang mit Alltags- und Kunstobjekten aus den ehemaligen Kolonialgebieten nicht sein. Die international und national geführten Diskussionen zum Umgang mit dem kolonialen Erbe in Museen und Sammlungen führten zu diversen Spitzengesprächen zwischen Bund und Ländern. Bereits 2018 wurde eine Arbeitsgruppe eingerichtet. Zielstellung: eine Diskussionsgrundlage für alle Beteiligten zu schaffen.

Im Ergebnis des Diskussionsprozesses wurde eine zentralen Kontaktstelle für Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten in Deutschland geschaffen. Diese wurde zum 1. August 2020 bei der Kulturstiftung der Länder angesiedelt. Ziel ist es, von dort den Dialog mit den Herkunftsgesellschaften zu führen. So weit so gut.

Fachliche Diskussion wird zu moralischer Debatte

Die Aufgabe der Zentralstelle ist es, als Ansprechpartner national und international zu fungieren, Daten über Sammlungen und sammelnde Einrichtungen zusammen zu führen und auch einzelfallbezogene Rückgabeersuchen der Herkunftsgesellschaften zu koordinieren und zu begleiten. Dabei ist die Diskussion mit allen Beteiligten zu führen und bei Bedarf in politisch sensiblen Fällen, zwischen Bund, Ländern und Kommunen zu vermitteln.  

Dies wird wohl nur teilweise von Erfolg gekrönt sein. Denn mittlerweile hat die ehemals fachliche Diskussion den Weg über die Medien in eine von Unkenntnis und politischen Zielstellungen geprägte Öffentlichkeit gefunden. Im Diskussionsprozess haben sich vermeintliche moralische Argumente über Sachfragen erhoben. Die Gesamtdiskussion ist auf die Frage GUT und BÖSE zugespitzt und der Kampf um moralische Deutungshoheit steht eher im Vordergrund und teilt in Freund und Feind. Die Forderungen nach Rückgabe der Objekte an die Herkunftsgesellschaften reichen von der Rückgabe einzelner Objekte bis hin zur Rückgabe der gesamten Bestände. Ob und wie die Objekte erworben wurden (durch Kauf, Raub, Schenkung) spielt für die Diskutanten eine unterschiedliche Rolle.

Es wird viel Kunst verloren gehen

Neben der moralischen Dimension spielen auch rein praktische Fragen eine wichtige Rolle. Was geschieht z. B. nach der Rückgabe von Sammlungsgütern im Ursprungsland? Sind die Museen und Einrichtungen vor Ort in der Lage, um aus konservatorischer Sicht den Bestand und die Unversehrtheit der Kulturgüter zu gewährleisten? Die regionalen ethnischen Konflikte, Kriege und auch die Korruption in vielen ehemaligen Kolonien lassen uns daran zweifeln. So wurden 2010 das Nationalmuseum in Bagdad (Irak), 2011 das Ägyptische Museum (Kairo), 2013 das Malawi-Museum (Kairo), 2015 Museum von Mossul (Irak) geplündert. Zum 15. August 2021 kapitulierte die afghanische Regierung vor den Taliban. Zur Lage der dortigen Kunstgüter ist bisher nichts bekannt. Doch steht Schlimmes zu befürchten. Eine Gefahr, dass mit der Rückführung in die Herkunftsgesellschaften unersetzliche Kulturgüter unwiederbringlich untergehen ist nicht von der Hand zu weisen. Die Entscheidung darüber ist somit eine Politische.

Ausstellungsempfehlungen:

Museum Folkwang; Essen

  • GLOBAL GROVE Kunst, Tanz Performance und Protest
  • bis 14. November 2021

Staatsgalerie Stuttgart; Stuttgart

  • Fred Uhlmann- ein jüdisches Schicksal
  • „TROTZ ALLEM“
  • bis 24. Oktober 2021

Franz Radziwill Haus; Dangast

  • „Magie der Stille“
  • bis 9. Januar 2022

Fazit: Kunst und Politik lassen sich in einigen Fällen nicht trennen. Bei Kolonialkunst ist der deutsche Umgang jedoch wieder über das Ziel hinaus geschossen. Statt sinnvolle Lösungen - zum Beispiel auf Einzelfallbasis - zu suchen, wird eine generelle Lösung angestrebt. Dabei wird jedoch falsch zwischen verschiedenen nationalen Interessen und örtlichen Gegebenheiten differenziert. Das schadet der Kunst im allgemeinen und es stehen große Verluste wertvoller Artefakte zu befürchten.

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