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Wahrnehmung über aktuelle Geschäftslage klafft auseinander

Teure Lohnrunde in Metall- und Elektroindustrie voraus

Gewerkschaft. © Alex Heinl / dpa / picture-alliance
„Selten war die Ausgangslage für Tarifverhandlungen so schwierig wie in diesem Jahr,“ so der Arbeitgeberverband Südwestmetall. Damit hat er recht. Die Frage ist nur, wie sich beide Seiten am Verhandlungstisch einigen werden.

Die anstehende Tarifrunde in der Metallindustrie wird heftig. Denn die Lagebeurteilungen der IG Metall und der Arbeitgeberverbände über den Zustand der Metall- und Elektroindustrie klaffen extrem auseinander. Laut Südwestmetall (Arbeitgeber) werden „vielfältige Herausforderungen und eine höchst angespannte Finanzlage für die M+E-Betriebe zu einem beispiellosen Belastungstest.“

Betriebsräteumfrage zeigt grundsätzlich positives Lagebild

Die Gewerkschaften sehen die aktuelle Lage der Branche als sehr positiv an. Aus ihrer aktuellen Betriebsräteumfrage geht hervor, dass 75% der Betriebe eine gute Kapazitätsauslastung, Auftragsbestände und Auftragseingänge melden. Darum fordert sie 8% mehr Lohn für ihre 2,2 Mio. Beschäftigten.  

Trotz Eintrübungen würden zwei Drittel aller Unternehmen noch gute Gewinne machen (Stand September). Über Liquiditätsengpässe beklagen sich nur 12% der Betriebe (10% im Frühjahr). Nur für 2% bestünde eine direkte Insolvenzgefahr in den kommenden drei Monaten. Nur 10% der Betriebsräte sehen ein hohes oder sehr hohes Verlagerungsrisiko. Das liegt auf dem Niveau der Frühjahrs-Umfragen.

"Best-Ever-Ergebnis" und hohe Dividendenzahlungen

Es sei daher ratsam, „nicht in apokalyptische Szenarien zu versteigen“, so Gewerkschaftsführer Jörg Hofmann. Auf Nachfrage von FUCHSBRIEFE erklärt er, dass die Branche im 3. Quartal 2022 ein „Best-Ever-Ergebnis“ einfahren wird. Zudem rechnet er vor, dass die 8% Lohnforderungen der Branche 16 Mrd. Euro p.a. zusätzlich kosten würden. Die Dividendenzahlungen der Branche an ihre Aktionäre lägen bei 27 Mrd. Euro. Hier könne umverteilt werden. 

Die Gewerkschaften selbst sind Getriebene. Die IG Metall verspüre gehörigen Druck seitens ihrer Mitglieder. Der sei deutlich höher als in den Jahren zuvor. Zudem hätten die Gewerkschaften in der Corona-Pandemie nach eigener Aussage „moderate Forderungen" gestellt, mit "Fokus auf Beschäftigungssicherung".

Differenzierte Situation erschwert einheitlichen Tarifabschluss

Beide Tarifparteien erkennen allerdings an, dass innerhalb der Branche die wirtschaftliche Situation zwischen den verschiedenen Betrieben sehr unterschiedlich ist. So würden laut IG Metall in der Fahrzeugbranche nur 29% der Unternehmen bis 1.000 Mitarbeiter eine gute Gewinn-Situation melden. Demgegenüber sind es in der Gruppe 1.000 bis 5.000 Mitarbeiter 45%, bei Unternehmen mit mehr als 5.000 Beschäftigten freuen sich 82% über eine gute Gewinnsituation.

Laut Südwestmetall muss es zu einem Abschluss kommen, der sich „an der Leistungsfähigkeit der breiten Masse der Unternehmen orientiert – und nicht nur an einer kleinen Minderheit, der es außergewöhnlich gut geht.“ Die IG Metall will bei ihren Tarifforderungen für die Beschäftigten aber nicht zwischen den Unternehmensgrößen differenzieren, so Hofmann.

Fazit: Die Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie wird heftig - und teuer. Die Arbeitnehmer haben viele Argumente auf ihrer Seite (hohe Inflation, vielfach gute Gewinnlage der Unternehmen, demographische Lage). Ein hoher Abschluss dürfte gerade angeschlagenen kleine Betriebe unter Druck setzen. Die Flucht aus der Tarifbindung könnte beschleunigt werden.
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