Die 1822: viel versprechend
Viel versprechend
Die Versprechen, die die Frankfurter Sparkasse daran knüpft, lassen viel erwarten: Die umfassende, ganzheitliche Analyse der finanziellen Situation des Kunden, die anbieterunabhängig und ganzheitlich Analyse seiner aktuellen Vorsorge- und Risikosituation mit individuelle Vorsorgeempfehlung für ihn und seine Familie, ein“ Portfolio ganz nach Ihren Wünschen“, maßgeschneidertes Anlagemanagement mit den Vorgaben des Kunden, das „eine breite Diversifikation der Vermögenswerte (erlaubt), ohne dass Sie sich um die laufende Markt- und Depotüberwachung selbst kümmern müssen“. Die „Transparenz unseres Handelns“ ist ein schönes Versprechen. Aber die Bereitschaft unseren redaktionellen Fragebogen zu beantworten, ist null. Am Ende erhält der Kunde laut Sparkassen-Werbung „eine kaum zu übertreffende Kombination: die Bodenständigkeit einer Sparkasse, gepaart mit der professionellen Unterstützung des gesamten Helaba-Netzwerks in allen Vermögensfragen“. Das möchten wir natürlich erleben.Die Frankfurter Sparkasse nimmt an keiner der vier Runden im FUCHS Performance-Projekt von Dr. Jörg Richter und Verlag Fuchsbriefe teil. "Transparenz unseres Handelns" erkennen wir bei der Sparkasse also nicht.
Bei Redaktionsschluss lagen uns keine Hinweise auf unfaires Verhalten gegenüber Kunden im Private Banking der Sparkasse 1822 vor. Eine Selbstauskunft hat die Sparkasse allerdings nicht gegeben. Mehr Informationen: Trusted Wealth Manager - Monitoring der PBPI
Der Kunde und sein Anliegen
Die Testkunden der Private Banking Prüfinstanz sind vermögend und Multimillionäre. Sie suchen einen neuen Vermögensverwalter für Ihr bestehendes Depot über 2,5 Mio. Euro. Ihr persönlicher Hintergrund ist sehr unterschiedlich. Sie sind in verschiedenen Branchen unternehmerisch oder als leitende Angestellte tätig oder bereits im Ruhestand. Hier geht es zur ausführlichen Schilderung des Testfalls.Das Beratungserlebnis
Auf der gegenüberliegenden Seite der Frankfurter Sparkasse in der Frankfurter Innenstadt befindet sich die Privatkundenabteilung im 18. Stock. Wer zur Sparkasse geht, um sich dort im Private Banking beraten zu lassen, erwartet weder Prunk, noch Pracht. Angemessen, seriös, etwas streng, wirken die Beratungsräume der Sparkasse 1822, State of the art, möchten wir sagen, modern. Auch die Gesprächsatmosphäre ist angenehm und freundlich. Die Beratung erfolgt störungsfrei. Ein Berater empfängt uns am Fahrstuhl der Private Banking-Etage. Er überlässt uns erst einmal unseren Eindrücken beim Blick über die Frankfurter Skyline aus dem 18. Stockwerk. Das Wetter meint es gut, wir sind beeindruckt, das ist der perfekte Eisbrecher. Wir gehen in ein modernes Besprechungszimmer, in dem Kaffee und Getränke gereicht werden. Dort treffen wir auf den zweiten Kundenbetreuer.Aller Erstgespräch mit zwei Beratern
Man erklärt uns, alle Erstgespräche würden mit zwei Beratern geführt. Das ist grundsätzlich gut, denn so kann im Idealfall einer den anderen bei dessen Abwesenheit vertreten. Doch die Berater ergänzen sich nicht optimal. Der eine ist beratend allein auf weiter Flur, er wird vom zweiten Berater kaum unterstützt. Teamwork sieht nun wirklich anders aus. Der zweite Berater scheint für die Werbebotschaften zuständig zu sein: "Bei uns sind Kompetenzen gebündelt", sagt er, und „unsere betreuten Assets betragen 2,7 Mrd. Euro“ oder "wir bewahren Werte“. Na schön. Dann sind wir erst einmal perplex: Man wolle aufgrund des Wertpapierhandelsgesetzes einen Ausweis sehen und die Beratung unterschrieben. Das klingt irgendwie nach: „Guten Tag, Verkehrskontrolle, zeigen Sie doch bitte mal Ihren Führerschein“. Und genau so wohl fühlen wir uns jetzt. Wenigstens können wir das Ansinnen hier höflich aber bestimmt ablehnen.Nur an der Oberfläche gekratzt
„So individuell wie Ihre Ansprüche“ – bereits unser Leitsatz drückt aus, was das 1822 Private Banking so einmalig macht: nämlich, dass Sie und Ihre Wünsche bei uns im Mittelpunkt stehen“. Tja, schön wär’s. Das Gespräch selbst macht keine große intellektuelle Freude. Die Gesprächsführung und der Tiefgang der Analyse sind nicht gerade Spitze, hier haben wir andernorts mehr inhaltliche Tiefe erfahren. Alles kratzt nur leicht an der Oberfläche. Mit konkreten, klaren Aussagenhalten halten sich beide Berater sehr zurück. Als wir die Situation auf den Märkten ansprechen positionieren Sie sich zumindest. Die Konjunktur sei auch in USA nicht so stark. Deshalb seien Zinserhöhungen nicht unbedingt und wenn, dann nur in geringem Maße zu erwarten. Die Risiken auf den Märkten nähmen zu. Deshalb sei jetzt der richtige Zeitpunkt, das Depot zu diversifizieren. Andere Anlageklassen müssten hinzugefügt werden, um die Risiken besser zu verteilen. Die Renditeerwartung der Sparkasse lautet: 5 bis 6% langfristig für Aktien, bei Renten beträgt sie zum Zeitpunkt des Gesprächs unter 1%. Zum maximalen Verlust machen sie auch auf wiederholte Nachfrage keine Angaben. Wie lange würde es dauern, einen Verlust wieder aufzuholen? Auch dazu hören wir nichts Konkretes. Unser mitgebrachtes Depot schauen sie nur flüchtig an. Es erfolgt keine Analyse. Auch hier bleibt die Sparkasse deutlich hinter manchen Mitbewerbern zurück.Defensive Vermögensverwaltung empfohlen
Die Berater empfehlen uns eine defensive Vermögensverwaltung. Das Musterdepot, das sie uns mitgeben, legt nur eine Million Euro an – von Individualität kann man nicht unbedingt sprechen. Es zeigt, dass kaum Fonds verwendet werden, sondern Einzeltitel. Die Berater empfehlen eine Asset-Allokation, die zu 73,5% aus Zinsanlagen besteht, zu 16,15% aus Aktienanlagen und zu 10,3% aus Geldmarktanlagen. Deka-Produkte sind die Ausnahme. Bei Aktien finden sich Novartis, Nestle, Fresenius, Linde, Siemens, Allianz, Bayer, Loreal im Depot, bei Zinsen Anleihen von Strabag, Thyssen Krupp, Hochtief, Deka Inhaber-Anteile, Celesio, Stada und Otto-Anleihen, Dürr, Merck und Lufthansa Zinspapiere. Die Gebühren sind mit 1,20% zzgl. MwSt. pro Jahr recht hoch. Die Berater deuten aber sogleich darauf hin, dass das noch verhandelbar wäre. Doch für ein konservatives, selten gehandeltes Depot, wäre auch 1,0% nicht günstig.Die Nachbetreuung
Im Nachgang des Gespräches verhält sich die Sparkasse ausgesprochen still: keine Nachfrage, nichts. Schließlich kommt nochmal ein Schreiben per E-Mail, das aber auch enttäuschend ausfällt. Man schickt uns den makroökonomischen Ausblick der Frankfurter Bankgesellschaft. Nur auf den letzten zwei Seiten finden sich ein paar Angaben zu einem Portfolio, das 20% Aktien- und 80% Zinsanlagen hat. Die durchschnittliche jährliche Rendite der letzten Jahre lag bei 4,41%. Der maximale Verlust (Drawdown) lag bei 6,58%. Der „Anlagevorschlag“, also das Musterdepot, bleibt hinter unseren Erwartungen zurück. Die Herleitung der Empfehlungen ist nicht stichhaltig und nicht detailliert genug, ein Produkt von der Stange. Das ist im Wettbewerbsumfeld eher unterdurchschnittlich.Fazit:
Bei der Frankfurter Sparkasse 1822 wird nach unserem Eindruck eher ein Programm abgespult als mit Interesse am Kunden beraten. Die richtige Inspiration fehlt, Ideen sind nicht zu hören. Das Gespräch ist im Vergleich zu anderen Mitbewerbern unterdurchschnittlich, sowohl was die Tiefe der Meinung zum Markt angeht als auch die Analyse und die Optimierung des Depots. Angesichts dessen sind die erwarteten Gebühren zu teuer.
„Denn unser wichtigstes Ziel ist es, stets das bestmögliche Ergebnis für Sie zu erreichen. Und dafür tun wir alles.“ Vielleicht sollte die Sparkasse 1822 bei ihrer Werbung etwas weniger dick auftragen. Unsere Qualifizierungsampel jedenfalls steht auf Rot.
Hinweis: Die erreichte Gesamtpunktezahl sowie den Vergleich mit rund 100 weiteren Anbietern lesen Sie im November in „TOPs 2017“.
Fakten
Frankfurter Sparkasse 1822
Neue Mainzer Str. 46-50, D-60311 Frankfurt am Main
www.fraspa1822.de
Hinweis: Dieses Bankenporträt beruht auf den Eindrücken aus einem individuellen Erstberatungsgespräch, das ein zuvor geschulter Testkunde durchgeführt hat. Die wiedergegebenen Eindrücke wurden während des Gesprächs oder unmittelbar danach schriftlich protokolliert. Subjektive Wahrnehmungen lassen sich nicht ausschließen. Der Testkunde hat sich zur Neutralität gegenüber dem getesteten Institut verpflichtet. Die Bewertung wurde nach einem festen Schema vorgenommen, das die Private Banking Prüfinstanz erstellt hat. Es beruht auf der jahrelangen – wissenschaftlich untermauerten – Beschäftigung mit dem Thema Beratungsqualität im Private Banking durch die Private Banking Prüfinstanz, Dr. Richter | IQF und Ralf Vielhaber | Verlag FUCHSBRIEFE.