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Oberbank AG, TOPS 2022, Beratungsgespräch und Vorauswahl

Oberbank: (Erst) am Ende enttäuschend

Wie schlägt sich die Oberbank AG im Markttest der Prüfinstanz TOPS 2022? Copyright: Verlag Fuchsbriefe
Bei der Oberbank erlebt der Kunde der FUCHS|RICHTER Prüfinstanz ein Kuriosum. Denn er bekommt eine solide Beratung geliefert, mit durchaus guten Vorschlägen für sein Anliegen. Doch als er dann in den Anlagevorschlag der Wiener schaut, häufen sich die Fragezeichen.

Bei der Oberbank AG erleben wir in diesem Jahr ein Kuriosum. Als einige der wenigen Banken im Wettbewerb führt sie ein Vorort-Beratungsgespräch durch, dem wir durchaus einiges abgewinnen können. Der Berater ist fachlich versiert, vorbereitet auf das Gespräch, bietet unserem Kunden gute Lösungen für sein Anliegen an und obendrein passt es auch noch in puncto Sympathie. Zwar hat auch diese Beratung einige Schwächen, doch sind diese ein Non-Valeur gegenüber den Makeln des Anlagekonzepts, das dem Kunden überreicht wird …

Die Geschichte der österreichischen Oberbank reicht zurück bis ins Jahr 1869. Seit 1986 ist die Bank an der Börse notiert und bedient mittlerweile neben den österreichischen auch noch den deutschen und osteuropäischen Markt. Die Prüfinstanz hat das Haus zuletzt im Markttest TOPS 2016 unter die Lupe genommen. Damals war unser Fazit gelinde gesagt "ernüchternd." Nun wollen wir wissen, wie sich das Haus seitdem entwickelt hat. 

Der Kunde und sein Anliegen

Unser diesjähriger Kunde hat private Bezüge nach Österreich und möchte sich daher auch von einer österreichischen Bank in Wien beraten lassen. Was ist er darüber hinaus für ein Typ-Mensch und was ist sein Anliegen?

  • Anlagevolumen 3,5 Mio. EUR
  • Vermögen kommt aus einer Immobilien-Erbschaft
  • Langfristiger Anlagezeitraum 5 bis 10 Jahre
  • Sicherheitsbedacht, möchte keine Verluste in den ersten fünf Jahren
  • Zentraler Beratungsaspekt: Inflationsangst, extreme Staatsverschuldung, Angst vor sozialen Unruhen, Furcht vor Crash und Euro-Implosion
  • Kundenwunsch: langfristige Vermögensanlage, Kapitalerhalt, nachhaltige Geldanlage (insbesondere bezogen auf Klimaaspekte)
  • Verheiratet und hat eine dreijährige Tochter

Stärken der Beratung

Die Beratung bei der Oberbank in Wien ist durchaus professionell und vielversprechend. Der Berater hört dem Kunden interessiert zu, als dieser ihm seine Sorgen hinsichtlich Konjunkturentwicklungen, Euro-Crash und politischen Risiken schildert. Er kann diese Sorgen nachvollziehen und hat schon im Beratungsgespräch gute Lösungsansätze parat.

Der Berater empfiehlt dem Kunden im Beratungsgespräch eine Anlage, die über viele Fremdwährungen diversifiziert ist, um das Risiko im Falle des Euro-Crashs abzumildern. Zudem schlägt er dem Kunden ein ausgewogenes oder defensives Portfolio vor, also die gleichmäßige Gewichtung von Aktien und Anleihen oder eine Übergewichtung bei Anleihen. Auch Gold solle zur Vermögensabsicherung in das Portfolio. Eine breite Diversifikation (Streuung der Vermögenswerte etwa über Branchen und Regionen), könne durch den Einsatz von aktiven Fonds und ETFs erfolgen.

Nachhaltigkeit angerissen, nicht vertieft

Außerdem präsentiert der Berater dem Kunden auch noch den positiven Konjunkturausblick der Oberbank – quasi als Beruhigung à la „Wir glauben nicht, dass es so schlimm wird.“ Auch das immer wichtiger werdende Thema Nachhaltigkeit wird vom Berater im Gespräch abgeklopft, aber nicht weiter vertieft, als er erfährt, dass es für den Kunden nur ein Randaspekt ist. Der Kunde fühlt sich nach dem Beratungsgespräch vom Berater verstanden, nimmt bereits einige Lösungsvorschläge mit nach Hause und freut sich auf den Anlagevorschlag.

Schwächen der Beratung

Ganz ohne Tadel kommt das Beratungsgespräch aber nicht aus. Die Berater stellt zwar das Kernanliegen „Vermögensabsicherung“ des Kunden in den Mittelpunkt, ist dafür aber an anderer Stelle nachlässig. Die Kundensituation wird vom Berater nur unzureichend "aufgebohrt". Wo will der Kunde in 10 Jahren stehen? Benötigt er regelmäßige Ausschüttungen? Hat er noch ausstehende Schulden? Das alles erfragt der Berater nicht. Für ein individuelles Angebot wäre das aber essentiell. Zudem sind die Kosten des Mandats mit 1,2% p.a. verhältnismäßig hoch.

Auch an anderer Stelle gibt es Schwächen. Sie beginnen damit, dass der Kunde das Vorgespräch gar nicht mit einem Berater führt, sondern mit dem Sekretariat. Dort werden zwar die Anlagevermögen und das Beratungsanliegen notiert und unkompliziert ein Termin vereinbart, weiter in die Tiefe geht es allerdings nicht. So setzt die eigentliche Beratung im Erdgeschoss auf, wo sie bereits hätte in der ersten Etage sein können.

Kunde fühlt sich vernachlässigt

Ein großer Faux Pas ist auch, dass der Kunde am Beratungstag nicht durch das Haus geführt wird, sondern ihm der Empfang den Weg beschreibt – am Zielort angekommen, wird er nicht begrüßt und erst nach einigen Minuten bemerkt. Auch, dass er es in der Nachbetreuung unangekündigt mit einem dritten Berater zu tun hat, stiftet Verwirrung.

Enttäuschender Anlagevorschlag

Über diese Makel könnte der Kunde allerdings hinwegsehen. Denn die Beratung verlässt er mit einem durchaus guten Gefühl und ist gespannt auf den Anlagevorschlag. Doch der ist eine herbe Enttäuschung. Das sind die Gründe:

  • Der Anlagevorschlag ist nicht individuell. Zwar finden sich auf der ersten Seite einige wenige Angaben zum Kunden. Allerdings werden nicht einmal das Anlagevolumen, seine familiäre oder berufliche Situation oder der Sinn und Zweck der Anlage aus Kundensicht wiedergegeben
  • Der Anlagevorschlag macht keine Ausführungen zum Herzensanliegen des Kunden „Vermögensabsicherung“
  • Es gibt keine Informationen über die strategische Portfolioidee. Warum investiert das Management in Titel XY, welche Branchen sind aussichtsreich, in welchen Regionen werden Chancen ausgelotet, von wo lassen die Oberbanker lieber die Finger?
  • Es ist keine Informationen zum Investmentprozess auffindbar.
  • Die im Beratungsgespräch angesprochene Streuung über Währungen, Branchen und Regionen wird nirgendwo dargestellt. Ein Detailblick in die aktiven Fonds und ETFs wird nicht gewährt.
  • Gold – im Beratungsgespräch noch Thema – wird im Anlagevorschlag nicht aufgenommen.
  • Keine Informationen zur Renditeerwartung
  • Keine historische Rückschau bzw. Krisensimulation der vorgeschlagenen Portfolios
  • Kosteninformation nur aufgeschlüsselt nach Einzelpositionen, keine kumulierte Gesamtangabe

Zudem machen wir auch bei den Formalien einige Abzüge:

  • Der Kunde bekommt mehrere PDFs zugeschickt. Der Anlagevorschlag als Herzstück und dann noch mehrere „Beipackzettel“ mit Informationen zu Fonds, Anleihen, dem Marktausblick etc. Das ist unstrukturiert und damit unübersichtlich
  • Die Schrift ist auf einigen Seiten sehr klein und schwer zu lesen

Kontakt

Oberbank AG
Schwarzenbergplatz 5 
1030 Wien

Hinweis

Die Oberbank hat den Transparenz-Fragebogen nicht ausgefüllt. Allerdings erklärt sie uns, dass der Fragebogen der FUCHS|RICHTER Prüfinstanz komplexer sei, als der anderer Anbieter. Darauf wolle man mit Sorgfalt antworten, was im diesen Jahr leider noch nicht schaffbar sei. Im nächsten Jahr sei die Oberbank aber gern bereit. Bereitschaft und Sorgfalt sind also erkennbar, schade, dass es in diesem Jahr noch nicht geklappt hat.

Fazit: Auf dem aus Kundensicht soliden Beratungsgespräch kann der Anlagevorschlag der Oberbank nicht aufbauen. Er ist zu oberflächlich, nicht individuell und lässt viel zu viele Fragen offen.

Empfehlung: Für den Beauty Contest hat sich die Oberbank AG nicht qualifiziert.

Hinweis: Dieses Bankenporträt beruht auf den Eindrücken aus einem individuellen Erstberatungsgespräch, das ein zuvor geschulter Testkunde durchgeführt hat. Die wiedergegebenen Eindrücke wurden während des Gesprächs oder unmittelbar danach schriftlich protokolliert. Subjektive Wahrnehmungen lassen sich nicht ausschließen. Der Testkunde hat sich zur Neutralität gegenüber dem getesteten Institut verpflichtet. Die Bewertung wurde nach einem festen Schema vorgenommen, das die FUCHS|RICHTER Prüfinstanz  erstellt hat. Es beruht auf der jahrelangen – wissenschaftlich untermauerten – Beschäftigung mit dem Thema Beratungsqualität im Private Banking durch die FUCHS|RICHTER Prüfinstanz, Dr. Richter | IQF und Ralf Vielhaber | Verlag FUCHSBRIEFE.

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