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Oberbank AG | TOPs 2016 – Beratungsgespräch

Da fehlt noch was

Die Ampel leuchtet rot.
Auf den ersten Blick macht die Bank einen sympathischen und unkomplizierten Eindruck. Doch schnell wachsen die Zweifel, ob die Bank für den strategischen Aufbau eines Vermögens der richtige Partner ist.
„Nicht wie jede Bank“, wirbt die Oberbank pfiffig auf ihrer Webseite. Neugierig macht das allemal auf die Traditionsbank. Und Tradition hat sie zweifellos, die Oberbank. Das Bankhaus entwickelte  sich im Laufe des 17. Jahrhunderts aus dem Handelsgeschäft der alteingesessenen Linzer Schiffmeisterfamilie Scheipenbogen.  1869 wurde die Privatbank in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und hieß danach Bank für Oberösterreich und Salzburg“. In den 30er Jahren wurden die drei Regionalbanken „Bank für Oberösterreich und Salzburg“ (heute „Oberbank“), „Bank für Kärnten AG“ (heute „BKS Bank AG“) und „Bank für Tirol und Vorarlberg Aktiengesellschaft“ („BTV“) von der Creditanstalt in Wien  übernommen. 1952 wurden je ein Drittel des Aktienbesitzes der CA an die drei Banken Oberbank, Bank für Kärnten und Steiermark sowie die Bank für Tirol und Vorarlberg übergeben. Der Börsengang der Oberbank, der BKS und der BTV am 1. Juli 1986 war der wichtigste Schritt zur Absicherung der Unabhängigkeit. Eine große Anzahl von Aktionären war die Voraussetzung dafür, dass sich die Banken dauerhaft aus dem Einfluss der CA lösen und eine eigenständige Strategie verfolgen konnten. Leider konnten wir nicht herausfinden, wie viele Menschen heute ihr Vermögen der Oberbank anvertraut haben. Unseren redaktionellen Fragebogen hat sie nicht beantwortet. So wissen wir auch nicht, welches Vermögen die Bank heute verwaltet. Die Bank gibt sich in ihrem Auftritt als "unabhängige Regionalbank im Herzen Europas". Wir wollen also selbst herausfinden, was die Oberbank denn nun wirklich so anders macht.

Der Kunde und sein Anliegen

Die Testkunden der Private Banking Prüfinstanz sind vermögend und Multimillionäre. Aber sie bringen zunächst nur eine halbe Million zur Anlage mit. Ihr persönlicher Hintergrund ist sehr unterschiedlich. Gemein ist ihnen jedoch, dass sie für ein jüngeres Familienmitglied in der nächsten Generation mal Sohn oder Tochter, mal Nichte oder Neffe die Zukunft finanziell absichern wollen. Hier geht es zur ausführlichen Schilderung des Testfalls.

Das Beratungserlebnis

Die Kontaktaufnahme mit der Oberbank verläuft problemlos. Wir werden schnell zu einem zuständigen Ansprechpartner verbunden und machen einen Termin für einen Besuch in Wien aus. Als wir zum Besuch in der österreichischen Hauptstadt eintreffen, präsentiert sich uns die Oberbank als ganz normale Sparkasse. Wir finden einen Funktionsbau in einer guten Lage vor, aber das Ambiente einer vermögenden Privatbank sucht man hier vergebens. Modernes, funktionales Design, nicht weniger, aber eben auch nicht mehr. Wir warten wenige Minuten, dann werden wir von einem freundlichen Berater begrüßt und in den ersten Stock geführt, direkt ins Büro des Chefs – der auch das Gespräch in weiten Teilen führen wird. Das Büro wirkt großzügig, lichtdurchflutet und repräsentativ. Jetzt haben wir nicht mehr das Gefühl, bei der Sparkasse zur Eröffnung eines Sparbuchs zu sein. Nach lockerem Small-talk wenden wir uns dem eigentlichen Grund unseres Besuches zu. Die Oberbank-Mitarbeiter betonen, dass sie "bodenständig" seien und stets das Vermögen ihrer Kunden im Blick hätten. Das freut uns. Ausdrücklich betonen sie die Solidität der Bank sowie die Tatsache, dass man eben nicht den Fehler wie andere österreichische Banken gemacht habe und kein starkes Geschäft in Osteuropa aufgebaut hätte. Auf die Kind-Problematik gehen die Berater jedoch nicht näher ein, auch die steuerliche Thematik wird mit keinem Wort angesprochen. Auch ansonsten wirkt die Gesprächsführung wenig strukturiert, eine klare Aufgabentrennung der beiden Berater wird nicht deutlich. Schnell verfestigt sich der Eindruck, man wird hier wie ein ganz normaler Anleger behandelt, wo man wenig mehr als Alltagskost erwarten darf. Man merkt, dass sich die Bank noch nicht so lange – erst seit 2006 – mit "Private Banking" eingehender beschäftigt. Unser Anliegen, in acht Jahren das Vermögen von 500.000 Euro auf 1 Million verdoppeln zu wollen, wird als prinzipiell machbar angesehen. Der Filialchef erläutert den dreidimensionalen Investmentansatz der Bank, der aus der Fundamental- und der technischen Analyse besteht und auch Ansätze aus Behavioral Finance übernimmt. Bei einer ausgewogene Depotstruktur würden jeweils zwischen 30 und 70 Prozent in Anleihen und Geldanlagen investiert, der übrige Vermögensteil in Aktien, Rohstoffe, Gold oder Immobilienprodukte. Zur Zeit werde das Depot mit einem Aktienanteil von 57 Prozent und einem Anleihenanteil von 30 Prozent gefahren, die restlichen 13 Prozent würden liquide gehalten. Die Experten der Oberbank rechnen mit einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von 5%, was das Depot in 8 Jahren auf 740.000 Euro bringt. Die restlichen 260.000 Euro müssten durch eine monatliche Zuzahlung von 2.300 Euroerbracht werden.

Wie gut die Oberbank Vermögensverwaltung umsetzt, könnte sie im FUCHS Performance-Projekt von Dr. Jörg Richter und Verlag Fuchsbriefe zeigen. Tut sie aber – bisher – nicht. Im Gegensatz zu 151 Vermögensverwaltungen, die sich dort im Wettbewerb anhand eines Private Banking Kundenfalles bzw. in der Verwaltung eines Stiftungsdepots messen.

Die genaueren Überlegungen sollen uns später in einem schriftlichen Anlagevorschlag präsentiert werden. Als wir über die Gebühren der Bank sprechen, bemerken wir ebenfalls ein Abweichen von der All-In-Fee-Philosophie der Konkurrenz. Die Bank möchte eine jährliche Fee von 0,6% fix plus ein zehnprozentiges Erfolgshonorar. Diese Regelung überzeugt uns nicht ganz, weil sie außer Acht lässt, inwieweit die Bank auf ein kostenintensives Umschichten des Depots drängt, um ihr Erfolgshonorar zu erreichen. Nach anderthalb Stunden werden wir freundlich entlassen, ein Protokoll des Gesprächs haben wir leider nie erhalten.

Fazit: Das Konzept der Oberbank wirkt noch nicht stimmig. Zwar gefällt auf den ersten Blick das unprätentiöse, ja ein wenig hemdsärmlige Auftreten der Bank, dennoch werden beim Kunden schnell erste Zweifel wach, ob man hier wirklich bei einem erfahrenen Profi gelandet ist, der einen auch bei schwerer See durch die Unzulänglichkeiten des internationalen Kapitalmarkts führen kann. Zudem werden handwerkliche "Basics" nicht beachtet. Wichtige Aspekte bei unserem Anlagewunsch werden schlichtweg vernachlässigt oder fallen ganz unter den Tisch, auch über unsere Risikobereitschaft wird auffallend wenig gesprochen. Zudem macht das Beraterteam keinen völlig harmonischen Eindruck. Dies alles verbunden mit einer gewöhnungsbedürftigen Gebührenstruktur sowie der Tatsache, dass wir kein Gesprächsprotokoll. „Wir wollen Ihre erste Adresse in Vermögensfragen sein.“ Da muss die Bank noch einiges drauflegen.  Unsere Qualifizierungsampel steht in diesem Jahr auf Rot.

Hinweis: Die erreichte Gesamtpunktezahl sowie den Vergleich mit rund 100 weiteren Anbietern lesen Sie ab 16. November im FUCHS-Report „TOPs 2016“.

Fakten: keine Angaben

Oberbank AG
Brünner Straße 42, 1210 Wien
www.oberbank.at

Hinweis: Dieses Bankenporträt beruht auf den Eindrücken aus einem individuellen Erstberatungsgespräch, das ein zuvor geschulter Testkunde durchgeführt hat. Die wiedergegebenen Eindrücke wurden während des Gesprächs oder unmittelbar danach schriftlich protokolliert. Subjektive Wahrnehmungen lassen sich nicht ausschließen. Der Testkunde hat sich zur Neutralität gegenüber dem getesteten Institut verpflichtet. Die Bewertung wurde nach einem festen Schema vorgenommen, das die Private Banking Prüfinstanz erstellt hat. Es beruht auf der jahrelangen – wissenschaftlich untermauerten – Beschäftigung mit dem Thema Beratungsqualität im Private Banking durch die Private Banking Prüfinstanz, Dr. Richter | IQF und Ralf Vielhaber | Verlag FUCHSBRIEFE.

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