Quirin Bank: Kurz und knackig
Der Honorarberater Quirin Bank beteiligt sich nicht am FUCHS Performance-Projekt von Dr. Jörg Richter und Verlag Fuchsbriefe.
Quirin behauptet Preisvorteile für den Kunden
Und das sei zudem preislich günstig: 99% der Kunden entrichteten „einen geringen prozentualen Anteil ihres Vermögens als feste monatliche Gebühr“ an die Quirin Bank. Das sei oft günstiger als die herkömmliche Bankberatung. Man erhalte „100 % unabhängige Beratung und damit den bestmöglichen, weil neutralen Rat“. Der Erzielung einer optimalen Rendite stünden keine strukturellen Hindernisse mehr im Wege. In der Vermögensverwaltung nimmt die Bank dem Kunden die komplette Verwaltung ab. Dabei nutze Quirin systematisch und diszipliniert Erkenntnisse der modernen Finanzmarktforschung und sichere ihren Kunden damit deutliche Renditevorteile. Das Risiko werde durch breit diversifizierte, international ausgerichtete Depotstrukturen minimiert. Mehrertrag erziele die Bank durch den Einsatz kostengünstiger Anlageinstrumente, wie Indexfonds, und den Verzicht auf Timing-Strategien. Das Novum des hauseigenen Konzepts liege in der Kombination unterschiedlicher Renditequellen, die jeweils kalkulierbare Erträge erwirtschaften. Der Kunde erhalte als Ergebnis des Beratungsprozesses ein breit aufgestelltes, robustes Portfolio, mit dem er eine „transparente, faire und realistische Rendite“ für sein Vermögen erwirtschaften könne. Zugleich zählt sich die Quirin Bank zu den unabhängigen Investmentbanken in Deutschland mit Fokus auf den unternehmergeführten Mittelstand. Auch im Geschäftsfeld Investment Banking ist die Bank tätig. Quirin versteht sich als langfristiger Partner seiner Kunden, denen sie „maßgeschneiderte Lösungen“ anbieten will, um die jeweiligen individuellen Bedürfnisse zu befriedigen.Hinweise auf Fehlverhalten sind uns im Rahmen des Monitorings durch die Private Banking Prüfinstanz nicht untergekommen. Eine Selbstauskunft haben wir von Quirin allerdings auch nicht erhalten. Erfahren Sie mehr über die Vertrauensampel.
Der Kunde und sein Anliegen
Die Testkunden der Private Banking Prüfinstanz sind vermögend und Multimillionäre. Sie suchen einen neuen Vermögensverwalter für ihr bestehendes Depot über 2,5 Mio. Euro. Ihr persönlicher Hintergrund ist sehr unterschiedlich. Sie sind in verschiedenen Branchen unternehmerisch oder als leitende Angestellte tätig oder bereits im Ruhestand. Hier geht es zur ausführlichen Schilderung des Testfalls.Das Beratungserlebnis
Wir versuchen telefonisch einen Termin bei Quirin in Berlin zu vereinbaren – zunächst erfolglos. Beim zweiten, ebenfalls zunächst erfolglosen Versuch, sprechen wir auf den Anrufbeantworter und bitten um Rückruf. Der erfolgt einen Tag später. Das Telefonat ist sehr freundlich und dauert knapp zehn Minuten. Der Berater fragt nach unserem Anliegen und wir vereinbaren einen Termin, bei dem, so der Berater, auch der Niederlassungsleiter mit anwesend sein werde. Nun beschreibt der Berater mit knappen Worten die Anfahrtsmöglichkeiten. Außerdem kündigt er die Zusendung der "roten Bibel" – der Leitfaden der Quirin Bank, ohne jede politische Anspielung – an. Per Mail erreicht uns noch taggleich die Terminbestätigung mit Wegbeschreibung. Wir sollen eine gute Stunde Zeit für die Beratung mitbringen. Gut zu wissen.Das Gespräch vor Ort
Wir hätten vor Ort eine Parkmöglichkeit, müssen Sie aber nicht nutzen –mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist man in Berlin meist schneller unterwegs. Quirin befindet sich in einem modernen Bürogebäude mit diversen Mietern. „Viel Glas“ ist unser erster Gedanke. Die Niederlassung der Quirin Bank selbst befindet sich im 7. Geschoss. Der Empfang ist freundlich. Wir werden in den eher kleinen, aber hellen Beratungsraum geführt und nach einem Getränkewunsch gefragt. Die Einrichtung ist modern und zweckmäßig: runder Tisch, vier Stühle, ein kleiner Garderobenständer (ohne Kleiderbügel). Uns bietet sich ein fantastischer Blick auf den Ku'damm. Längere Besprechungen möchte man hier allerdings nicht führen – dafür ist es zu beengt, wenn alle Plätze besetzt sind. Kurz darauf betreten unser Berater und, wie angekündigt, der Niederlassungsleiter den Besprechungsraum. Zu Beginn ein kurzer Smalltalk, dann stellt er die Quirin Bank und ihren Ansatz der Vermögensberatung / -verwaltung vor. Er unterstreicht dabei den Unterschied zu den anderen am Markt agierenden Vermögensverwaltern. Die Anlagephilosophie der Quirin Bank lautet "Markt, Meinung, Wissen". Unter Berücksichtigung der Vorgaben beziehungsweise des Anlageverhaltens des Kunden, teilt die das zu verwaltende Vermögen nach diesen drei Segmenten auf. Sie arbeitet dabei auf Honorarbasis. Provisionen werden komplett an den Kunden weitergeleitet.Schwieriges Marktumfeld
Nach der eigenen Vorstellung und Präsentation der Arbeitsweise gehen wir zu unserem Anliegen über. Die Einschätzung der Marktentwicklung sei schwierig, hören wir. Die Zinsentwicklung könnte jederzeit in beide Richtungen gehen. Aufgrund ihrer Anlagephilosophie sehe sich die allerdings gut aufgestellt und könne ihren Kunden eine Vermögensverwaltung anbieten, mit der diese auch gut durch turbulente Zeiten kämen. Bei der aktuellen Zinspolitik der EZB würden Anleihen nicht ausreichend Rendite erzielen, um unsere Wunschrendite zu erreichen. Kurze Restlaufzeiten minimierten jedoch die Realisierung eines möglichen Verlustes. Grundsätzlich würden Anleihen das "Hoch" der 1990er Jahre nicht mehr erreichen.Flexibel und schnell
Durch die Anlagephilosophie "Markt-Wissen-Meinung" könne die eine flexible Aufteilung des Vermögens vornehmen und schneller auf mögliche Turbulenzen reagieren. Die Berater empfehlen, kurze Restlaufzeiten zu bevorzugen. Das verringere die Schwankungsbreite der Kurse. Neben den empfohlenen kurzen Restlaufzeiten bei Anleihen empfiehlt das Haus eine breite Streuung, insbesondere bei Standardwerten. Durch ihre Anlagephilosophie halte sich die flexibel und könne die Depotzusammenstellung jederzeit den Gegebenheiten anpassen. Zu empfehlen sei eine Diversifizierung der Anlageklassen, das heißt, eine Mischung von Aktien und Anleihen unter Beimischung alternativer Fonds, zum Beispiel Immobilienfonds. Wir sollten in geeignete, kostengünstige Produkte investieren, um unser Depot zu optimieren. Die Berater weisen darauf hin, dass wir unser Renditeziel allerdings nicht ohne jegliches Risiko erreichen würden.Unbestimmte bei Renditeerwartungen
Auf unsere Frage nach den konkreten Renditeerwartungen zu den einzelnen Anlageklassen bleiben die Berater unbestimmt. Man wolle erstmal das aktuelle Depot prüfen und wolle dann eine alternative Depotempfehlung aufgrund unserer Vorgaben beziehungsweise unseres Anlageverhaltens erarbeiten. Unter Berücksichtigung der Honorarsätze müsste das Depot künftig mindestens eine jährliche Brutto-Rendite von 3% erzielen. Aha. Das ist jedenfalls konkreter als wir es in den meisten anderen Gesprächen gehört haben. Mit dem Anlagevorschlag werde uns aufgeschlüsselt werden, mit welchem Risiko wir rechnen müssten, um unsere Netto-Wunschrendite zu erzielen. Im Gespräch gibt es dazu allerdings keine näheren Erläuterungen – abgesehen von der allgemeingültigen Aussage, je höher das Risiko, desto höher Gewinnchancen und Verlustrisiken.Risikotragfähigkeit richtig erkannt
Grundsätzlich hätten wir den Vorteil, das Geld nicht zu benötigen und somit einen möglichen zwischenzeitlichen Verlust nicht realisieren zu müssen, erkennen die Berater richtig. Wie lange es dann dauern würde, diesen wieder aufzuholen, hänge von der jeweiligen Marktentwicklung ab. Ein pauschales Zeitfenster kann Quirin nicht benennen. Aufgrund der zu erarbeitenden Depotempfehlung werde dann zu entscheiden sein, ob es zukünftig in Richtung risikoärmeres oder renditestärkeres Depot gehen soll. Die Depotauswertung erfolge nach dem Termin und werde zusammen mit dem Anlagevorschlag zugesandt. Immerhin kann diese Bank bereits in der Beratung Gebühren nennen: Das Fixhonorar soll 0,3% p.a. inklusive Umsatzsteuer zuzüglich 15% Erfolgsbeteiligung betragen. Wie genau die Erfolgsbeteiligung aussieht, erklärt man uns allerdings nicht näher. Oder wir zahlen ein Fixhonorar von 0,8% p.a. inklusive Umsatzsteuer. Jedenfalls bekämen wir volle Kostentransparenz. Damit würde für uns eine Rendite nach Gebühren und Steuern zwischen 2 und 3%herausspringen.Menschlich angenehm
Auch die menschliche Seite stimmt bei diesem Gespräch. Es ist jederzeit freundlich auf Geschäftsniveau. Die Berater können sich in unsere Situation einfühlen. Sie hören genau zu, fragen angemessen nach, ohne zu bohren, aber doch mit spürbarem Interesse. Auch die Erklärungen, die man uns zu Fachbegriffen gibt, sind verständlich. Die Vorgehensweise des Niederlassungsleiters, der das Beratungsgespräch maßgeblich führt, ist sehr strukturiert und durchdacht; kein Abschweifen - alles kurz und knackig auf den Punkt gebracht. So halten wir den Zeithorizont von einer Stunde ein. Schließlich begleiten uns beide Berater zum Hausausgang im Erdgeschoss und verabschieden uns freundlich.Die Nachbetreuung
Eine Woche nach dem Termin erhalten wir zum Gespräch ein ausführliches Protokoll, welches die besprochenen Inhalte korrekt widerspiegelt, per Post. Nach zwei weiteren Tagen kommt der zugesagte Anlagevorschlag mit Anlagen und einer Auswertung des aktuellen Depots, beides ebenfalls per Post. Auch eine persönliche Weihnachtskarte erreicht uns. Im Protokoll listet die Bank zunächst den Depotinhalt noch einmal auf. Das Vermögen wird auf 2,45 Mio. Euro beziffert. So weit korrekt. Was dann folgt, irritiert: Wir hätten die Risikoklasse A gewählt, heißt es gleich darunter – ohne dass näher erläutert wird, wie genau diese definiert ist. Unser Renditewunsch betrage deutlich weniger als 4,0%. Der Anlagehorizont, das sei der Zeitraum, in dem das anzulegende Vermögen aus aktueller Sicht nicht für andere Anschaffungen benötigt werde, betrage weniger als 1 Jahr. Das ist Unfug. Und wird im Nachgang von der Bank zwar nicht korrigiert. Aber im Protokolltext heißt es da, der Anlagehorizont liege bei fünf Jahren und die Zielrendite bei ca. 2% nach Kosten. Bis zu 20% seien wir bereit in Aktien zu investieren, hat die Quirin Bank festgehalten. Wir können zwischen zwei Preismodellen auswählen: entweder 0,3% fix inkl. MwSt. pro Jahr zzgl. 15% Erfolgsbeteiligung. Diese wird allerdings nicht näher erläutert. Gibt es eine Highwatermark, also fällt das Erfolgshonorar nur dann an, wenn ein bereits erreichter Depothöchststand übertroffen wird? Wohl nicht, denn es wird jährlich am 31.12. abgerechnet. Da kann man sich als Kunden fragen, was denn bei „negativem Erfolg“, also Verlusten passiert? Alternativ bietet Quirin uns ein Fixum von 0,8% inkl. MwSt. pro Jahr an. Das ist günstig, entspricht aber in Art der Bezahlung und Höhe durchaus dem, was andere Banken inzwischen auch anbieten, die Provisionen entweder ablehnen oder an die Kunden ausschütten und eigene Produkte entweder nicht anbieten oder darauf in den Portfolios der Kunden in der Vermögensverwaltung verzichten. 50% empfiehlt die quirin bank in die Vermögensverwaltung Markt mit 20% Aktien und 80% Anleihen zu stecken, die andere Hälfte soll in die Vermögensverwaltung „Wissen ausgewogen“ gehen. Dadurch ergäbe sich bezogen auf das Gesamtvermögen eine Aktienquote von 10% und eine Anleihenquote von 90%.Fazit: Kurz und bündig, sehr fokussiert, fachlich angemessen und jederzeit freundlich – so lässt sich der Eindruck vom Erstberatungsgespräch bei der wiedergeben. Wir erfahren Diskretion, es geht ungestört und professionell zu, Bank und Berater zeigen sich zuverlässig. Nur der Anlagevorschlag wirkt auf den Laien noch nicht ganz ausgereift. Dennoch zeigt sich ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. So schaltet die Qualifizierungsampel bei der, wenn auch knapp, auf Grün. Nun dürfen wir gespannt sein, wie der Anlagevorschlag aus professioneller Sicht zu bewerten ist.
Hinweis: Die erreichte Gesamtpunktezahl sowie den Vergleich mit rund 100 weiteren Anbietern lesen Sie im November in „TOPs 2017“.
Fakten
Quirin Bank
Kurfürstendamm 119, 10711 Berlin
www.quirinbank.de
Hinweis: Dieses Bankenporträt beruht auf den Eindrücken aus einem individuellen Erstberatungsgespräch, das ein zuvor geschulter Testkunde durchgeführt hat. Die wiedergegebenen Eindrücke wurden während des Gesprächs oder unmittelbar danach schriftlich protokolliert. Subjektive Wahrnehmungen lassen sich nicht ausschließen. Der Testkunde hat sich zur Neutralität gegenüber dem getesteten Institut verpflichtet. Die Bewertung wurde nach einem festen Schema vorgenommen, das die Private Banking Prüfinstanz erstellt hat. Es beruht auf der jahrelangen – wissenschaftlich untermauerten – Beschäftigung mit dem Thema Beratungsqualität im Private Banking durch die Private Banking Prüfinstanz, Dr. Richter | IQF und Ralf Vielhaber | Verlag FUCHSBRIEFE.