Bitte registrieren Sie sich neu, um alle nicht kostenpflichtigen Inhalte auf fuchsrichter.de einsehen zu können.
030-288 817-20
0,00 €
2745
Bank Vontobel, Stiftungsmanagement 2020: Qualifikation

Doppelte Rückmeldung mit jeweils halben Lösungen

Die Kommunikation mit der Bank Vontobel gestaltet sich als schwierig. Copyright: Verlag Fuchsbriefe
Bei der Bank Vontobel kommunizieren zwei Ansprechpartner völlig unterschiedliche Gedanken zum Anliegen der Stiftung. Das ist verwirrend, zumal keine der beiden Rückmeldungen wirklich auf den Anlagewunsch eingeht.

Die Bank Vontobel erklärt in ihrer Rückmeldung auf die Anfrage der Weiss-Jänicke-Stiftung, dass sie gern zur Erstellung eines Angebots bereit ist, jedoch vorab einige Fragen hat. Konkret möchte sie wissen, ob der laut Satzung vorgeschriebene Vermögenserhalt so zu verstehen sei, dass Anlagen mündelsicher sein müssten und was dies mit Blick auf Kursschwankungen bedeute, ob diese also auszuschliessen seien. Ebenso hakt die Bank nach, ob es bestehende Anlagerichtlinien zu berücksichtigen gelte und ob jährliche Ausschüttungen angestrebt würden. Konkrete Angaben zu Kosten will die Bank auf Basis geeigneter Lösungen liefern, für deren Ermittlung sie jedoch eine Rückmeldung zu den Fragen erbittet.

Nachdem die Stiftung die ersten beiden Fragen verneint  – keine Mündelsicherheit erforderlich und keine bestehenden Anlagerichtlinien – und zu den Ausschüttungen erklärt hat, dass sie für diese weder Höhe noch Zeitpunkt vorgeben, übersendet die Bank Vontobel eine “Allgemeine Anlageidee” als “Diskussionsgrundlage” mit dem Hinweis, dass diese jederzeit angepasst werden könne. Eine Warnung schickt sie aber gleich voraus: Im aktuellen Marktumfeld, das von Negativzinsen und diversen politischen Unsicherheiten mit Einflusspotenzial auf die Märkte geprägt sei sowie vor dem Hintergrund von anfallenden Depotführungskosten werde “die Erwirtschaftung einer positiven Rendite mit entsprechenden Ausschüttungen per se nicht einfach werden”.

Direkt zum Musterportfolio

Auch wenn es sich um einen “allgemeinen” Anlagevorschlag für einen “Musterkunden” handelt, wurde zumindest der Anlagebetrag von 350.000 Euro korrekt erfasst. Es soll eine konservative Anlagestrategie mit der Referenzwährung Euro vorgestellt werden. Die Bank weist jedoch ausdrücklich darauf hin, dass es sich um keine Empfehlung handelt und dass die Risikoneigung des Empfängers vorab nicht geklärt wurde.

Ohne lange Präliminarien folgt die Vermögens- und Währungsallokation. Sie weist folgende Struktur aus: Aktien 25,92%, Anleihen 60,26%, kurzfristige Anlagen 8,55%, Alternative Investments 5,27%. Bei den Währungen dominiert wie angekündigt der Euro mit 60,40%, der US-Dollar macht 24,67% aus, und der Schweizer Franken 14,93%. Auch eine Länder- und Sektorallokation legt die Bank vor. Dabei machen die Eurozone und die USA mit 26,62% bzw. 19,56% zusammen mehr als die Hälfte aus, die Schweiz stellt 12,90%, und 40,92% entfallen auf “übrige”. Wenig aufschlussreich fällt dagegen das Sektoren-Kuchendiagramm aus: 5,18% entfallen auf den Bereich Gesundheitswesen und 94,82% “Andere”. Aha...

Übersichtliche Darstellung

Diagramme und Tabellen erfreuen sich in dem Papier generell großer Beliebtheit – da sie sämtlich gut verständlich sind, ist das auch für den Leser angenehm. Bei den Anleihen sieht der Kunde Ratings, Fälligkeiten und Aufstellungen der Einzeltitel. Dabei fällt auf, dass das Portfolio relativ wenige Wertpapiere enthält. Es besteht aus einer “kurzfristigen Anlage” in Euro, acht Anleihefonds, sechs Positionen bei den Aktien, wobei es sich auch dabei um Fonds und Zertifikate handelt, und in der Kategorie „Alternative Investments“ einem Gold-ETC.

Als nächstes folgen Risikoszenarien für die DotCom-Blase (für den Aktienteil), die Finanzkrise 2008 (für alle Anlageklassen) und das so genannte Taper Tantrum 2013 (für das Anleihe-Portfolio).

Wertpapierdetails, aber keine Gesamtdarstellung

Die restlichen zwei Drittel des Gesamtumfangs entfallen auf Detailinformationen zu den Wertpapieren. Diesen lässt sich entnehmen, dass das Portfolio trotz der überschaubaren Titelzahl durch den Einsatz von Fondslösungen hinreichend diversifiziert ist, aber auch, dass Nachhaltigkeitsüberlegungen nicht mit einbezogen wurden.

Was der Stiftungskunde sehr vermisst, ist eine Renditeerwartung bzw. Gesamtkosteneinschätzung für das Portfolio als Ganzes. Um beides über die aufgelisteten Portfolio-Anteile aus den Einzelblättern zu errechnen, fehlt schlicht die Zeit.

Alternative Kommunikation

Der Austausch mit Vontobel hat insofern ein interessantes Nachspiel, als von einem anderen Ansprechpartner eine knappe Woche später eine lange E-Mail mit einem ausführlichen Fragenkatalog kommt. Sie nimmt allerdings keinerlei Bezug auf das überlassene Musterangebot, und es wird nicht klar, ob dem Schreiber die vorausgegangene Kommunikation bekannt ist.

Die Stiftung macht sich die Mühe und beantwortet die immerhin zehn Fragen. Neben den üblichen Fragestellungen (Rendite- und Ausschüttungserwartung) möchte die Bank auch wissen, ob die Weiss-Jänicke-Stiftung denn schon einmal die Möglichkeit des Anschlusses an eine größere Stiftung erwogen habe – ein interessanter Gedanke, zu dem die Stiftung gern weitere Informationen hätte.

Die Zeiten sind schlecht – und werden nicht besser

Die Antwort fällt allerdings ernüchternd aus. Nach eingehender Prüfung müsse man leider mitteilen, dass kein Angebot den genannten Anforderungen vollumfänglich gerecht werden könne. Das auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes Mandat Vontobel Conviction Sustainable biete überwiegend thesaurierende Kollektivanlagen an, die somit das Ziel, ausschüttungsfähige Erträge zu generieren, nicht komplett erfüllen könnten. Individuelle Mandate, bei denen die Vorgaben der Stiftung exakt abgebildet werden könnten, biete man erst ab einem Anlagevolumen von fünf Millionen Euro an.

Die Bank übt sich nicht eben in Optimismus: Da aufgrund der aktuellen Kapitalmarktsituation damit zu rechnen sei, dass die Phase negativer bzw. sehr niedriger Renditen noch mehrere Jahre andauern könne, werde sich an der Situation wenig ändern. Hierfür sei der Anschluss an eine größere Stiftung und damit die Umwandlung in eine unselbständige Stiftung eventuell eine Lösung. Kompetente Ansprechpartner für diese Themen seien unter anderem die Hannoversche Bürgerstiftung oder der Verband Deutscher Stiftungen. Bei Bedarf nenne man gern Ansprechpartner.

Adresse

Bank Vontobel AG, Wealth Management
Gotthardstrasse 43
8022 Zürich
Schweiz

Website: https://www.vontobel.com

Ansprechpartner zum Thema Stiftungen

Heinz Leu
Direktor
Telefon: +41 58 283 68 37
Mailadresse: heinz.leu(at)vontobel.com

Mehr aus Rating

Mehr erfahren zum Rating Stiftungsmanager 2020

Die Kommunikation mit zwei Ansprechpartnern, zwischen denen offenbar kein Austausch stattgefunden hat, verwirrt. Keine der beiden Rückmeldungen hilft wirklich weiter. Dem Musterportfolio fehlen Nachhaltigkeit, Renditeerwartung und Preisangabe. Die zweite Aussage, den Anlagewunsch nicht darstellen zu können, ernüchtert, die Idee des möglichen Zusammengehens mit einer größeren Stiftung ist dagegen nicht uninteressant. Dennoch: Am Ende hat der Kunde viel gelesen, aber wenig Zielführendes erfahren.

Hinweis: Für den Beauty Contest hat sich die Bank Vontobel nicht qualifiziert.

Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Brückeneinsturz von Baltimore

Hafen von Baltimore wieder geöffnet

Verschwommenes Bild vom Hafen in Baltimore und Bild von einem Sperrschild verlaufen ineinander © Adobe Firefly, KI-generiertes Bild
Der Hafen von Baltimore ist wieder rund um die Uhr geöffnet. Auch größere Schiffe können den wichtigen Umschlagplatz an der Ostküste der USA nun wieder anlaufen.
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: Credo Vermögensmanagement GmbH

CREDO baut Nähe zum Kunden auf

Thumb Stiftungsvermögen 2024, © Grafik Redaktion Fuchsbriefe mit Envato Elements
Eule, Segelboot, Keimling und Füllhalter – mit diesen Bildmotiven begrüßt CREDO auf der Website seine Gäste. Die Eule beobachtet genau, das Segelboot manövriert durch stürmische Zeiten, der Keimling steht für gesundes Wachstum und der Füllhalter soll Unabhängigkeit symbolisieren. Nicht schlecht gelöst. CREDO bedeutet laut Website „Ich glaube". Glauben und Vertrauen seien die wertvollsten Güter, der Ursprung des Unternehmens liege in kirchlichen Mandaten. Das passt perfekt zur Stiftung Fliege.
  • Einblick in den «Trusted Wealth Manager 2024»

Wie Oberbanscheidt & Cie. Transparenz und Kundenvertrauen in Vermögensverwaltung fördert

Grafik envato elements, Redaktion Fuchsbriefe
Die Oberbanscheidt & Cie. Vermögensverwaltungs GmbH mit Sitz in Kleve zeigt sich im neuesten «Trusted Wealth Manager» offen für Transparenz und Kundenkommunikation. Das Unternehmen bekräftigte seine Bereitschaft, Teile des Selbstauskunftsfragebogens zu beantworten, als Ergänzung zum laufenden Monitoring der FUCHS | RICHTER Prüfinstanz, was die Grundlage für eine vertrauensvolle Beziehung zu seinen Kunden bildet.
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Lukrativer Medizintourismus

Neue Erlösquellen für Krankenhäuser

Eine Krankenschwester versorgt einen im Bett liegenden Patienten © Gorodenkoff / stock.adobe.com
Medizin-Tourismus ist ein lukratives Geschäftsfeld für Kliniken. Denn Deutschland hat im internationalen Vergleich eine hohe Qualität im medizinischen Sektor. Das nutzen immer mehr Ausländer, die explizit für bestimmte Behandlungen nach Deutschland kommen. Für Kliniken und Kommunen kann daraus ein gutes Geschäft werden.
  • Fuchs plus
  • Mischkonzern Icahn Enterprises ist interessant

Icahn Enterprises liefert hohe Dividende

Icahn Chart © 2024 Icahn Enterprises All rights reserved. Data Provided by Refinitiv
Wer den Investitions-Ideen von Carl Icahn folgen will, kann auch die Aktie seiner Holding kaufen. Anleger bekommen mit ihr einen breit aufgestellten Mischkonzern ins Portfolio.
  • Fuchs plus
  • Arbeitsgericht stärkt Unternehmer gegenüber Minderleistern

Fristlose Kündigung von Low-Performern

Arbeitsgericht Köln © Arbeitsgericht Köln, 2023
Arbeitnehmer, die dauerhaft zu wenig leisten, sind eine Belastung für das Unternehme und das Team. Aber Arbeitgeber können sich dagegen wehren und Minderleister sogar fristlos kündigen. Ein Urteil des Arbeitsgerichts Bremen zeigt, worauf Arbeitgeber beim Umgang mit Low-Performern achten müssen.
Zum Seitenanfang