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Fürstlich Castell'sche Bank, Stiftungsmanagement 2020: Qualifikation

Traditionshaus mit Generationenfonds

Schafft es die Fürstlich Castellsche mit ihrem noch sehr jungen Fonds zu überzeugen? Copyright: Verlag Fuchsbriefe
Die Fürstlich Castell'sche Bank hat mit ihrem Generationenfonds eine in vieler Hinsicht attraktive Anlageidee zu bieten. Allerdings fehlt aufgrund der kurzen Historie eine Leistungsbilanz. Mit dem Verweis auf ein vergleichbares Mandats gelingt es aber dennoch, bei wichtigen Punkten zu überzeugen.

Die Fürstlich Castell'sche Bank entspricht dem Wunsch der Stiftung nach einer schriftlichen Ausarbeitung. In ihrer E-Mail-Antwort legt sie jedoch dar, dass sie den überlassenen Anlagevorschlag lediglich als “Vorabinformation” verstanden wissen möchte, der keine ausführliche Beratung im persönlichen Gespräch ersetzen könne.

In der beigefügten Präsentation für die Weiss-Jänicke-Stiftung stellt sie auf 32 Seiten die Ausgangssituation, die Bank sowie ihren Generationenfonds vor.

Alle Eckdaten zu Stiftung und Bank

Die aktuelle Situation der Stiftung hat die Bank kurz und knapp, aber korrekt dokumentiert: Anlagevolumen 350.000 Euro, Anlageziel regelmäßige Ausschüttungen in Form von ordentlichen Erträgen, Renditeziel Vermögenserhalt, Weitere wichtige Prämissen: Transparenz, Ethik und Nachhaltigkeit. Gut! Die wichtigsten Punkte sind erfasst. Die Bank verzichtet zwar auf eine Herleitung und ausdrückliche Empfehlung ihres nachfolgend vorgestellten Fonds, was möglicherweise damit zusammenhängt, dass sie ihr Anlagekonzept nur als Vorabinformation aufgefasst werden will. Implizit wird aber deutlich, dass sie den Generationenfonds für die Stiftung für geeignet hält, da sie deren Ziele an den Anfang stellt und der Fonds die drei wichtigsten Kriterien Vermögenserhalt, Ausschüttung und Nachhaltigkeit erfüllt.

Über die Bank erfährt der Kunde im Anschluss, dass sie auf eine lange Tradition zurückblickt (Gründung 1774) und die älteste im Familienbesitz befindliche Privatbank in Bayern ist. Wichtige Fakten sind auf einer Übersichtsseite dargestellt: Die Fürstlich Castell’sche Bank befindet sich seit Gründung im alleinigen Besitz der fürstlichen Familien Castell-Castell und Castell-Rüdenhausen und beschäftigt 223 Mitarbeiter an 12 Standorten. Sie ist nicht börsennotiert und betreibt kein Investmentbanking. Verantwortungsvolles Investieren beschreibt sie als Teil ihrer Investmentphilosophie: Auf Wunsch berücksichtige man Nachhaltigkeitskriterien. Ihre Kernkompetenz sieht sie in der Vermögensverwaltung mit aktivem Risikomanagement.

Der Generationenfonds

In “konsequenter Fortführung der Unternehmenstradition”, deren Fokus auf dem generationsübergreifenden Vermögenserhalt liegt, hat die Bank einen nachhaltigen Fonds für Stiftungen aufgelegt. Sein Steckbrief scheint die Kriterien der Weiss-Jänicke-Stiftung genau zu erfüllen. Erklärte Anlageziele sind der kontinuierliche Vermögenserhalt bzw. die Vermögensmehrung bei sicherheitsorientiertem Risikomanagement und das Erzielen regelmäßiger Ausschüttungen von derzeit bis zu 2,2% p. a.

Dabei legt der Fonds in ein “nachhaltiges Investmentuniversum” an: Um eine verantwortungsvolle Kapitalanlage zu gewährleisten kommen die Ausschlusskriterien nach UN Global Compact zum Einsatz, in Sachen Umwelt- und Klimaschutz werden darüber hinausgehende  erweiterte Kriterien angewandt. Zu diesem Zweck kooperiert die Bank mit ISS-oekom, dem anerkannten Marktführer für nachhaltiges Research.

Nachhaltiger Investmentprozess 

Die Bank erläutert ausführlich die verschiedenen Bedeutungen von Nachhaltigkeit in ihrer Investmentphilosophie. Dabei macht sie deutlich, dass Nachhaltigkeit für sie kein Phänomen der jüngeren Zeit ist, sondern im Haus Tradition hat. Sie verweist auf die Historie der Casteller Unternehmen in Weinbau, Land- und Forstwirtschaft und beruft sich unter anderem auf “die Grundlagen der nachhaltigen Waldbewirtschaftung („Nur so viel entnehmen, wie auch auf natürlichem Wege wieder nachwachsen kann“), wie sie bereits vor 300 Jahren von Hans Carl von Carlowitz postuliert wurden”. Nachhaltigkeit und verantwortungsvolles Wirtschaften seien ein bedeutendes Fundament der Casteller Unternehmen.

Erst im Anschluss verweist sie auf die Nachhaltigkeitsdefinition im Sinne der ESG-Kriterien und des UN Global Compact, um dann darzulegen, wie diese in ihren Investmentprozess einfließen. So erfolgt bei der konkreten Portfolio-Konstruktion eine Begrenzung des MSCI-Universums durch ISS-oekom, um Vorgaben des UN Global Compact sowie der Casteller Nachhaltigkeitsdefinition und eine Titelvorselektion aus dem Nachhaltigkeitsuniversum „mittels eines umfangreichen, proprietären Secreeningprozesses” umzusetzen. Auch den Partner ISS oekom stellt die Bank auf einer Übersichtsseite kurz vor.

Eigene Nachhaltigkeitsvorgaben

Die erwähnten Casteller Nachhaltigkeitsvorgaben präsentiert das Haus und verweist dabei nochmals auf die besondere Berücksichtigung von Umwelt- und Klimaschutz. Unternehmens- und Länderscreening entsprechen den Anforderungen des UN Global Compact.

Ein Klimaschutz-Screening erfolgt zusätzlich mit dem Ziel, beispielsweise „Unternehmen mit Aktivitäten im Hochvolumen-Fracking sowie Ölsande” aus dem Anlageuniversum auszuschließen.

Renditeerwartung und Portfoliostruktur

Als nächstes folgt eine Renditeprognose für den Generationenfonds. Basierend auf der Portfoliostruktur per 30.09.2019 beträgt die erwartete Gesamtrendite 1,3%. Sie setzt sich aus den Renditeerwartungen für das Aktienportfolio (6,0%) und für das Anleiheportfolio (0,5%) zusammen.

Die dieser Prognose zugrundeliegende Portfoliostruktur ist detailliert in Kreisdiagrammen dargestellt. Zum genannten Stichtag legt der Fonds zu 74% in Anleihen und zu 15% in Aktien an, die verbleibenden 11% sind liquide Mittel. Bei den Renten stellen Staatsanleihen und Pfandbriefe mit 57% (bezogen auf das Anleiheportfolio) die Mehrheit, 27% sind Unternehmensanleihen, 10% Hybride und 6% hochverzinsliche Anleihen. Bei den Aktien liefert die Bank auch eine Gewichtung nach Regionen. Nordamerika ist mit 59% übergewichtet, europäische Aktien machen 39% aus und Emerging Markets 2%.

Detaillierte Wertpapierübersicht

Die folgenden sechs Seiten werden von einer Tabelle eingenommen, der jeder einzelne Titel im Fonds zu entnehmen ist. Bei den Anleihen wurden ausschließlich Einzeltitel ausgewählt: 20 Staatsanleihen bzw. Pfandbriefe, neun Nachranganleihen, ein High Yield-Bond und 15 Unternehmensanleihen, wobei auffallend viele der Finanz- und Bankenwirtschaft zuzuordnen sind.

Auf der Aktienseite sind es 34 Einzeltitel sowie zwei ETF, der Bereich Emerging Markets ist ausschließlich über den ESG EM-ETF abgebildet. Insgesamt handelt es sich also um ein nach Regionen und Branchen breit diversifiziertes Portfolio mit einem starken Fokus auf Staats- und Unternehmensanleihen.

Zu kurze Fondshistorie: Wertentwicklung anhand eines Vergleichsmandats gezeigt

Unter der Überschrift “Wertentwicklung eines vergleichbaren Stiftungsmandats” stolpert der Leser über den ersten Punkt, der eventuell gegen den bislang recht überzeugenden Fonds sprechen könnte, nämlich seine sehr kurze Historie. Er wurde am 02. Mai 2019 aufgelegt und ist damit zum Zeitpunkt der Anfrage gerade einmal ein halbes Jahr jung. Deshalb darf die Bank auch nicht die Wertentwicklung des Fonds selbst seit dem Auflagedatum präsentieren, denn, wie sie selbst vermerkt: “Angaben zur Wertentwicklung dürfen nur dann gezeigt werden, wenn sie sich über einen Zeitraum von mindestens 12 Monaten erstrecken.”

Als Referenz zieht sie deshalb ein vergleichbares Stiftungsmandat heran und zeigt daran grafisch und tabellarisch die Wertentwicklung über fünf Jahre auf. Anhand dieser Daten hätte die letzte Ausschüttung zum 31.12.2018 2,3% betragen, die durchschnittliche Ausschüttung lag über diese fünf Jahre bei 2,54%. Diese Übersicht ist auch das, was einem Stresstest am nächsten kommt – aus der Tabelle ist sowohl die Performance p.a. als auch die kumulierte Performance zu entnehmen. Laut Fussnote wurde als Referenz ein „Beispiel eines realen Vermögensverwaltungsdepots mit einer neutralen Aktienquote von 20% vor Kosten” gewählt.  

Fondskosten

Am Ende der Fondspräsentation steht ein Rahmendatenblatt, dem auch die Fondskosten zu entnehmen sind. Danach fällt ein Ausgabeaufschlag für Stiftungen nicht an (andere Investoren: 3,0%). Die Kosten der laufenden Verwaltung beträgt für Stiftungen aktuell 0,62% p. a. (andere: 0,77%), die Vergütung der Depotbank DONNER & REUSCHEL beläuft sich auf 0,03% p. a. Dazu kommt noch eine erfolgsabhängige Vergütung in Höhe von 10% der über 2% p. a. hinausgehenden Performance, maximal aber 50 BP.

Nachhaltigkeits-Ausschlusskriterien

Gut: Im Anhang stellt die Bank neben den Ansprechpartnerdaten eine zweiseitige, detaillierte Liste der ethischen, ökologischen und sozialen Ausschlusskriterien für Unternehmen und Staaten sowie der bereits genannten Klima-Ausschlusskriterien zur Verfügung. Nachhaltigkeitstransparenz ist für den Fonds also durchaus gegeben. Die Bank merkt dazu an: „Wenn ein Land oder Unternehmen gegen eines oder mehrere der nachfolgenden Kriterien verstößt, ist für uns als Bank eine Investition ausgeschlossen”.  

Die Präsentation ist klar strukturiert und durchgehend gut laienverständlich. Sympathisch ist auch, dass die Bank Nachhaltigkeit ganzheitlich versteht und nicht nur ethische, ökologische und soziale Gesichtspunkte darunter versteht, sondern auch Risikobegrenzung über Gewinnmaximierung stellt.

Hinweis: Für den Beauty Contest hat sich die Fürstlich Castell'sche Bank nicht qualifiziert.
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Adresse

Fürstlich Castell'sche Bank, Credit-Casse AG
Kardinal-Faulhaber-Straße 6
80333 München
Deutschland

Website: https://www.castell-bank.de

Ansprechpartner zum Thema Stiftungen

Marco Kretschmann
Teamleiter Vermögensmanagement München  
Telefon: +49 89 579587-14056  
Mailadresse: marco.kretschmann(at)castell-bank.de

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Der Generationenfonds der Fürstlich Castell'schen Bank scheint die Kriterien zu erfüllen. Ein zumindest nominaler Kapitalerhalt ist auf Basis der Renditeerwartung auch nach Abzug der Fondskosten möglich, es gibt jährliche Ausschüttungen, und die angewandten Nachhaltigkeitskriterien sind transparent dargestellt. Auch sonst ist die Ausarbeitung mit ihrer detaillierten Einzeltitelaufstellung und klaren Nennung der Kosten transparent gehalten.

Empfehlung: Die Fürstlich Castellsche verweist beim Markttest auf einen jungen "Generationenfonds", der auch in Punkto Nachhaltigkeit punkten kann, allerdings noch keine reale Leistungsbilanz aufzuweisen hat.

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