Willkürliche Blättersammlung
Die Frankfurter Sparkasse kommt gleich zum Punkt: Unter Berücksichtigung der gewünschten individuellen Kriterien sei ein Mindestanlagebetrag von einer Million Euro notwendig. Für den Anlageebetrag der Weiss-Jänicke-Stiftung gebe es aber andere Lösungen, etwa ein “Portfolioverwaltung IV” genanntes Paket, das die Bank exemplarisch vorstellen möchte. Es ist je nach Risikoneigung in die Kategorien eins bis fünf unterteilt. Die Kosten sollen je nach Aktienquote zwischen 1,0% und 1,5% zzgl. MwSt. betragen.
Dieser sehr direkten (und wenig Individualität verheißenden) Antwort hat die Bank umfassende Anlagen und Informationsblätter beigefügt: Nachhaltigkeitsaspekte, ein Aktien-Musterdepot, eine Broschüre zur Vermögensverwaltung, einen Mustervertrag, eine Rückschaubetrachtung der Modellvarianten und einen Bankentest. Alles in allem eine Menge Material, mit dem die Bank hofft, “die wesentlichen Punkte der Anfrage zu klären”.
Marketing-Dokumente
Das Problem bei der Durchsicht: Trotz der vielen Unterlagen gibt es eben keine “exemplarische Vorstellung” der genannten Portfolioverwaltung, sondern ein wenig von allem. Die mit 16 Seiten kurz gehaltene Broschüre zur Vermögensverwaltung enthält viel Allgemeines, wenig Konkretes, vor allem aber kein Wort zu Stiftungen. Lediglich die Werte des Hauses, ein Fahrplan zum Anlagekonzept (Gespräch – Ermittlung der Risikotragfähigkeit – Anlegerprofil – Anlagekonzept), fünf vollkommen nichtssagende Kreisdiagramme zu Portfoliovarianten zwischen reinem Anleihe- und reinem Aktienportfolio und ein paar Worte zum Selektionsprozess gibt das Dokument her.
Beim Bankentest handelt es sich um den Vermögensverwaltungstest von Focus Money 2018. Darin hat es die Frankfurter Sparkasse unter die Anbieter geschafft, denen eine “Ausgezeichnete Leistung” bescheinigt wird. Der Test attestiert ihr “Individuelle Beratung von hoher Qualität” und vergibt die Gesamtnote 2,39, wobei Tester vor allem Kundenorientierung und Verständlichkeit des Anlagevorschlag lobten. Ob das auch für den Stiftungsbereich gilt? Daran machen sich beim Leser Zweifel breit. Manchem Wettbewerber gelingt es auch ohne individuelle Vorab-Ausarbeitung, interessante Ansätze wie Stiftungsfonds aufzuzeigen. Hier aber ist bislang nichts zu sehen, was auch nur im Ansatz zur Situation der Stiftung passt. Sonderlich viel Kundenorientierung verheißt das nicht.
Nichts Konkretes zum Thema Nachhaltigkeit
Vielleicht gibt das Nachhaltigkeitsdokument mehr her? Diese Broschüre fällt mit 25 Seiten immerhin umfassender aus und verortet den historischen “Startschuss” für nachhaltige Kapitalanlagen im nach der damaligen norwegischen Premierministerin Brundtland benannten Bericht, der, so die Bank “erstmals ein wegweisendes Verständnis für die Begrifflichkeit eines “Nachhaltigen Wirtschaftens” etablieren konnte”. Auf den Folgeseiten stellt die Sparkasse unter Berufung auf eine Studie fest, dass sich nachhaltiges Investieren und Risiko-/Ertragsoptimierung nicht ausschließen und das Verständnis von Nachhaltigkeit von Anleger zu Anleger stark variiert. Auch hier also viel Allgemeines.
Weiterhin stellt die Sparkasse die Ausschlusskriterien des UN Global Compact vor, gefolgt vom Ausschluss einzelner umstrittener Geschäftspraktiken bzw. ganzer Branchen und der Erläuterung des Best-in-Class-Ansatzes nach ESG-Kriterien. Sie bezieht sich dabei mehrfach auf Material von Sustainalytics. Danach kommt sie auf Nachhaltigkeitsaspekte im eigenen Titel-Auswahlprozes, wobei sich hier nur herauslesen lässt, dass die UN Global Compact-Richtlinien eingehalten werden. Eine Ergänzung um individuelle Vorgaben ist möglich, aber, wie schon dem Anschreiben zu entnehmen war, eben nur ab einem höheren Anlagebetrag.
Privatkunden-Musterportfolio ohne Bezug zur Stiftungssituation
Bleiben Mustervertrag (ein Standarddokument), Musterportfolio und historische Übersicht. Allein, dass es sich um ein “Musterportfolio Privatkunde” handelt, zeigt, dass das Haus sich nicht mit der Weiss-Jänicke-Stiftung und ihrer Situation beschäftigt hat. Der Kunde sieht einen Wertzuwachs von fast 19% in den ersten sieben Monaten des Jahres 2019. Eine solche Performance ist nur bei einem gleichzeitigen Risiko möglich, das nicht zu den Bedürfnissen von Stiftungen und NPOs passt. Das Portfolio besteht lediglich zu 21,58% aus Sicherheit schaffenden “Zinsanlagen” (abgebildet durch einen einzelnen Fonds), beim Rest handelt es sich um Aktien, Geldmarkt- und alternative Anlagen. In der Einzeltitelübersicht sind auch Rohstoff- und Mineralölkonzerne enthalten – wie weit diese zu Nachhaltigkeitsvorgaben passen, wäre im Einzelfall fraglich. Die historische Rückschau bezieht sich nicht auf das vorgelegte Musterportfolio, sondern zeigt Performance und Risikokennzahlen für die fünf Portfolio-Varianten mit Aktienanteilen von 0%, 20%, 50%, 80% und 100% auf. Die Darstellungen sind übersichtlich, aber ohne konkreten Bezug wenig interessant.
Hinweis: Für den Beauty Contest hat sich die Frankfurter Sparkasse 1822 nicht qualifiziert.
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Ansprechpartner zum Thema Stiftungen
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Individuell wird es bei der Frankfurter Sparkasse erst ab einem Stiftungsvermögen von 1 MIo. Euro. Darunter muss man sich mit allerlei Standardunterlagen begnügen. Diese jedoch korrespondieren nur wenig mit den Anforderungen und Bedürfnissen der Stiftung. Kein Wunder also, dass die Fraspa sich nicht für den Beauty Contest qualifiziert.
Die Fraspa1822 belegt die Stiftung mit einem Wirrwarr aus Dokumenten. Aussagekräftig sind die wenigsten. Im Markttest der Prüfinstanz reicht das nicht für einen der vorderen Plätze.