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Merck Finck Qunitet Private Bank S.A., Stiftungsmanagement 2021, Qualifikation

Nicht vom schönen Schein täuschen lassen

Wie schlägt sich Merck Finck im Markttest Stiftung? Copyright: Verlag Fuchsbriefe
Merck Finck präsentiert der Deutschen Kinderhospiz Stiftung einen übersichtlichen und gut aufbereiteten Anlagevorschlag. Doch ein gutes Design allein macht es leider noch nicht.

An 15 Standorten betreuen die Privatbankiers von Merck Finck Kunden in Deutschland. 280 Mitarbeiter sind für das vermögende Klientel im Einsatz, das verwaltete Vermögen beläuft sich auf 10 Mrd. Euro. Kein kleiner Fisch also – die Deutsche Kinderhospiz Stiftung will es wissen und bittet für sich um ein Angebot für eine Vermögensverwaltung.

Zur Erinnerung: Die Deutsche KinderhospizStiftung ist auf der Suche nach einem neuen Vermögensmanager für zwei Mio. Euro Stiftungsvermögen. Werterhaltend und nachhaltig soll das Geld angelegt werden. Zudem steht die aktuelle Anlagerichtlinie auf dem Prüfstand. Ist sie noch zeitgemäß? Die Finanzprofis sind gefragt! Ferner will die Stiftung natürlich ein detailliertes Angebot sprich: Angaben zu Kosten, Ausschüttungen und erwartete Rendite, einen Detailblick in die vorgeschlagene Vermögensverwaltung, Infos über nachhaltige Geldanlagen und auch gern Angaben dazu, wie die Bank die kleine Stiftung jenseits der Vermögensverwaltung als Partner behilflich sein kann. Eine lange Liste an Kundenwünschen, doch für die Profis von Merck Finck ein Klacks, oder?

Gut aufbereiteter Vorschlag

Auf die Ausschreibung der Stiftung antworten Merck Finck mit vier Dokumenten: einem Anschreiben, einem Anlagevorschlag, einem Mustervertrag und einer Musterverwaltung. Das ist noch im Rahmen des Ertragbaren, durch viel mehr Dokumente will sich der Kunde allerdings nicht durchkämpfen müssen. Das Herzstück – der Anlagevorschlag – umfasst 40 Seiten, professionell aufbereitet, einheitliches Layout, nicht zu viel Text, formal sieht das schonmal sehr gut aus.

Der Anlagevorschlag ist schlüssig gegliedert: Selbstvorstellung, der Anlagevorschlag im Detail und als Nachsatz Informationen zur Nachhaltigkeit und zum Investmentprozess. Die Stiftung erfährt auf den ersten Seiten, dass Merck Finck zur Quintet Group gehört. Diese gehöre wiederum zur Holding Precision Capital, die vermögenden Investoren aus Katar gehört. Etwas verwirrend für den Laien aber das Bemühen um Transparenz ist löblich. Der Kunde nimmt mit, dass die Gruppe nicht börsennotiert ist und die Eigentümer kapitalstark sind – das verschafft Unabhängigkeit und Sicherheit.

Kundenwünsche unvollständig dargestellt

Der Anlagevorschlag wird mit einer Übersicht über die zentralen Kundenvorgaben eingeleitet – wobei diese tatsächlich nur sehr grob umrissen werden. Zwei Millionen Euro schwer ist das potenzielle Vermögensverwaltungsmandat und kapitalerhaltend anzulegen. Nicht aufgenommen wird der Nachhaltigkeits-Wunsch und die Notwendigkeit regelmäßiger Ausschüttungen – hier arbeitet Merck Finck ungenau.

Bevor Merck Finck den konkreten Anlagevorschlag vorstellt, widmen sich die Privatbankiers der Anlagerichtlinie. Sie erläutern verständlich und in aller gebotenen Kürze, warum Sie an mancher Stelle die bestehenden Vorgaben beibehalten und wo sie von der Richtlinie abweichen wollen. Beispiel Aktienquote: Merck Finck empfiehlt die bestehende Quote von 40% auf strategisch 50% zu erhöhen. Begründung: „Wir stützen diese Abweichung auf unsere Einschätzung für den Rentenmarkt. Dort wird es zunehmend schwieriger eine positive Rendite bei einem gleichzeitig angemessenen Risiko zu erwirtschaften.“ Verständlich und prägnant – der Kunde kann dem gut folgen. Gleiches gilt für die von Merck Finck vorgeschlagene Erhöhung der Fremdwährungsquote auf 13,7%. Begründung: mehr Diversifikation und Chancen – auch damit kann der Kunde leben.

Diversifikation sieht anders aus

Aufbauend auf diesen Überlegungen schlägt Merck Finck der Stiftung vor, 40% in Aktien, 48% in Renten und 12% in alternative Investments (Gold, Immobilien, Mikrofinanzfonds) zu stecken. 2,41% Rendite nach Kosten verspricht sich Merck Finck damit. Die Ausschüttungen sollen 2,12% betragen. Das klingt vielversprechend. Die Kosten i.H.v. 0,93% p.a. schmälern die Rendite leider – das haben wir bei anderen Häusern bereits günstiger gesehen.

71% der Anlagen sollen in Europa erfolgen – lediglich 8% in den USA. Warum sich Merck Finck zu dieser deutlichen Übergewichtung auf Europa entschließen, bedarf einer Erklärung, die die Privatbankiers allerdings schuldig bleiben. Auch aus der sich am Ende befindlichen Makro-Sicht auf die Konjunkturerwartungen wird das nicht ersichtlich. Auch finden wir beinahe nur Anlagen in den Euro (86%) und den US-Dollar (10%). Etwas mehr Mischung täte dem Portfolio gut, meint da sogar der Laie. Hinsichtlich der Branchen ist das Portfolio allerdings bunt gemischt – 13,1% Pharma, 10,5% Technologie, 8,6% Finanzen usw.

Viele Kontroversen trotz Nachhaltigkeits-Wunsch

Was in der Präsentation etwas zu kurz kommt, ist das Thema Nachhaltigkeit. Es wird zwar mehrfach darauf hingewiesen, dass das Portfolio nachhaltig sei und es findet sich auch der Verweis auf den Kooperationspartner Sustainalytics (ein Anbieter der Investment-Titel auf ihre Nachhaltigkeit screent); allerdings vermisst die Stiftung etwa ein Transparenz-Beispiel oder gar einen Nachhaltigkeits-Score. Merck Finck schlägt der Stiftung einige ETF vor, darunter einen auf den MDAX, in dem sich Produzenten von Waffensystemen wie Airbus oder Rheinmetall befinden. Aber auch wenn wir nicht so kleinteilig die Titel auseinandernehmen, finden wir bei den vorgeschlagenen Einzeltiteln durchaus kontroverse Namen wie die Deutsche Wohnen und Vonovia (in der Kritik wegen Mieterverdrängung), Unilever (Abholzung im großen Stil für Plantagen) oder JP Morgan Chase (Finanzmarkt-Manipulationen). Alles kontroverse Titel, die nachhaltige Herzen nicht höher schlagen lassen und die zumindest einer kurzen Anmerkung bedurft hätten.

Was darüber hinaus leider gänzlich fehlt, ist der Hinweis auf weiterführende Services für Stiftungen. Im Anschreiben findet sich zwar der Hinweis darauf, dass man gerne einzelne Stiftungsgremien berät. Doch außerhalb dieser vagen Formulierungen drängt sich die Bank der Stiftung überspitzt gesagt nicht gerade auf.

Services im Rahmen der Stiftungseinrichtung
Unterstützung
...während des Anerkennungsverfahrens bei Behörden
... bei der Auswahl des Stiftungszweckes
... bei der Konzeption einer Stiftungslösung
... bei der Ausarbeitung einer Stiftungssatzung
mit den Mitarbeitern der Bank
Services im Rahmen der Stiftungsbetreuung
Unterstützung
...bei der Koordinierung von Bankverbindungen
...beim Fundraising
...bei Strategiegesprächen
... Unterstützung bei Änderungen im Stiftungs- und Steuerrecht (aktive, zeitnahe Information)?
mit den Mitarbeitern der Bank
Die Bank fügt über ein Netzwerk von Partnern, die für bestimmte Dienstleistungen spezialisiert sind, z.B. im Fundraising. Daneben entwickelt sie auch eigene Ideen, z.B. bei einer Verbesserung des „Stifterdarlehens".
Services im Rahmen der Stiftungsverwaltung
Unterstützung bei
...Rechnungslegung
...Jahresabschluss
...Förderverwaltung.
Entweder wird diese Dienstleistungen selbst erbracht oder je nach Standort werden geeignete Partner vermittelt.
Mitarbeit in Stiftungsgremien
Die Bank arbeitet in Stiftungsgremien mit, achtet aber darauf, dass es nicht zu Interessenskonflikten kommt. Erbracht durch Mitarbeiter der Bank.
Unterstützung der Geschäftsführung der Stiftung
Die Bank unterstützt die Geschäftsführung von Stiftungen, achtet aber darauf, dass es nicht zu Interessenskonflikten kommt. Erbracht durch Mitarbeiter der Bank.
Angebot von Treuhandstiftungen
Nein.
Weitere Services für Stiftungen
Dienstleistungen für bestehende Stiftungen:
- Liquiditätsplanung und Strategische Vermögensplanung
- Verwaltung von Stiftungsvermögen im Sinne der Ziele und des Wirkungskreises
- Vermögens-Controlling für Stiftungen zur nachhaltigen Erfüllung des Stiftungszwecks
- Koordination von Verwaltungsdienstleistungen.
Es können auch individuelles Engagement einzelner Mitarbeiter in gemeinnützigen Institutionen außerhalb beruflicher Verpflichtungen, Fachvorträge o.ä. dazugehören.
Seit wann verfügt Ihr Haus über Stiftungskompetenz?
Seit 1969
Wie viele fremde Stiftungen betreuen Sie?
107; das betreute Stiftungsvermögen beträgt 554 Millionen Euro
Haben Sie eine eigene Stiftung?
Ja. Die Hauptförderzwecke der Merck Finck Stiftung liegen in den Bereichen Bildung und Erziehung sowie Jugend- und Altenhilfe. Die Merck Finck Stiftung nimmt Zustiftungen und Spenden für diese und zahlreiche andere Zwecke auf. Zustiftungen werden als "Stiftungsfonds" mit eigenem Namen geführt. Die Merck Finck Stiftung besteht seit Dezember 2007.
Mit welchen Stiftungsaufsichtsbehörden hatten Sie bereits zu tun und kennen deren ggf. spezifische Anforderungen?
Da die von Merck Finck betreuten Stiftungen in nahezu allen Bundesländern angesiedelt sind, hatte die Bank in ihrer langen Historie schon mit vielen staatlichen Aufsichtsbehörden in den diversen Bundesländern zu tun. Ihre Erfahrungen hierzu sind, dass es in Bezug auf die wesentlichen, grundsätzlichen Kriterien der verschiedenen Bundesländer nur sehr selten Abstimmungsbedarf gibt. Bei speziellen, individuellen Investitionswünschen des Stifters/der Stiftung empfiehlt sie eine Abstimmung mit der Aufsichtsbehörde und unterstützt Mandanten aktiv dabei.
In welchen Niederlassungen haben Sie Ansprechpartner mit Stiftungskompetenz?
Die Zuständigkeiten für die Stiftungsberatung sind in drei Regionen unterteilt. Die Regionen Süd und Nord werden von München aus betreut, die Region West von Düsseldorf aus.

Fazit: Schade! Der Vorschlag von Merck Finck hat auf den ersten Blick das Potenzial für die Endauswahl gehabt, allerdings vergeben die Privatbankiers ein paar ausschlaggebende Punkte, die wir woanders schon besser gesehen haben. Beim nächsten Mal bitte gründlicher auf die Anforderungen des Kunden eingehen!

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