Die Kreissparkasse Köln lässt einige Wünsche der Wilhelm Weidemann Stiftung außer Acht
Die KSK liefert ein in sich stimmiges, übersichtliches und mit 30 Seiten straffes Konzept ab. Eine ausführliche Inhaltsangabe erleichtert das Aufsuchen bestimmter Inhalte. Der Leser kann den Ausführungen ohne Probleme folgen. Alles ist in einfacher Sprache verfasst, mit Grafiken wird sehr sparsam gearbeitet. Mal sehen, wie es weitergeht.
Die Wünsche der Stiftung nimmt die Kreissparkasse Köln vollständig auf und erfüllt sie auch im Großen und Ganzen. Was fehlt, sind eine Ausschüttungsplanung sowie eine Darstellung der eigenen Stiftungskompetenz. Andere Punkte wie Nachhaltigkeit und Risikomanagement sind dagegen sehr gut dargestellt.
Was wünschen sich die Stifter?
- Die Wilhelm Weidemann Jugendstiftung sucht für 2,7 Millionen Euro Stiftungskapital einen neuen Vermögensverwalter
- Gefordert werden Erfahrungen im Vermögensmanagement für Stiftungen
- Das Portfolio soll strategisch in bis zu 45 Prozent Aktien und 55 Prozent Anleihen aufgeteilt sein.
- Zentrale Vorgaben sind der Erhalt des Stiftungsvermögens, die Begrenzung möglicher Vermögensverluste sowie darüber hinaus mindestens 50.000 Euro ordentliche Erträge nach Kosten p.a. zur Fortführung der Stiftungsarbeit.
- Die Einhaltung der Vorgaben der staatlichen Stiftungsaufsicht des Landes Berlin zur Verwaltung des Stiftungsvermögens ist eine weitere Anforderung – der Anbieter soll zeigen, dass er diese kennt und umsetzt.
- Die Wilhelm Weidemann Jugendstiftung wünscht außerdem die Einhaltung des Leitfadens der EKD zur Nachhaltigkeit von Vermögensanlagen und des Grundsatzpapiers „Nachhaltigkeit in der Wilhelm Weidemann Jugendstiftung“.
Viel Kommunikation
Was positiv auffällt: Die Kreissparkasse Köln kommuniziert mit den Stiftern recht ausführlich im Vorfeld des Anlagevorschlags. Sie gibt hier schon eine Menge Informationen, die für das Verständnis des Vorschlags notwendig sind.
So heißt es u.a.: "Bitte beachten Sie, dass die Kreissparkasse Köln derzeit keine Vermögensverwaltung mit Nachhaltigkeitsmerkmalen im Sinne der Artikel 8 oder 9 der Verordnung (EU) 2019/2088 (Offenlegungs-Verordnung) anbietet. … Dennoch sind Nachhaltigkeitskriterien bei der Kreissparkasse Köln und bei der Vermögensverwaltung wesentliche Bestandteile im Anlageprozess und bei der Produktauswahl.“ Das ist ehrlich und wirkt sympathisch.
Zu wenig Stiftungsexpertise erkennbar
Zum Thema Kapitalerhalt stellt das Institut die Frage, ob das Stiftungsvermögen nominal erhalten bleiben oder der wirtschaftliche Wert, die Kaufkraft, des Stiftungsvermögens langfristig gewahrt sein soll. Zugleich stellt sie dar, wie der Kaufkraftverlust bei einer angenommen Inflationsrate von 2 Prozent aussehen würde. Sehr interessant! Das haben andere Institute so nicht dargestellt. Aber auch sehr optimistisch bei einer derzeitigen Inflationsrate im Januar 2023 von 8,7 Prozent und einer Kerninflation von 5,2 Prozent.
Schade, dass die Sparkasse es in dem Zusammenhang versäumt, deutlicher auf ihre Stiftungsexpertise einzugehen, die sie ja offenbar besitzt. Auch im eigentlichen Vorschlag wird nicht deutlich, ob sie wirklich die Belange der Stiftung im Blick hat oder einfach einen normalen Private-Banking-Vorschlag unterbreitet. Hier wäre eine schärfere Fokussierung hilfreich gewesen.
Anlagevorschlag rudimentär
Eine Summe, mit der die Stifter an Ausschüttungen rechnen können, nennt die Kreissparkasse Köln nicht. Sie gibt nur 2,3 Prozent p.a. vor Kosten und Steuern als Ausschüttungsrendite bekannt, hergeleitet von dem Anleihen- und dem Aktienportfolio. Die Stifter wollen aber eine Zahl in Höhe von mindestens 50.000 Euro haben. Das heißt, sie brauchen in absoluten Zahlen, was für sie hängenbleibt, wenn das Honorar abgezogen ist. Unklar, warum man darauf nicht eingeht. So ist es jedenfalls nicht hinreichend. Auch die Ausschüttungsplanung für die kommenden Jahre fehlt.
Die eigentliche Anlageidee ist dürftig. Die Kreissparkasse Köln liefert lediglich einen Strukturvorschlag, bei dem 55 Prozent Anleihen 45 Prozent Aktien gegenüberstehen sollen. Es gibt nur knappe Erklärungen, wie sich die jeweiligen Portfolien zusammen setzen sollen. Das ist ziemlich rudimentär. Aus dem Grund kann die Anlageexpertise nur sehr schwer eingeschätzt werden.
Risikomodell gut dargelegt
Die Kosten werden ebenfalls nur kurz und knapp benannt, mit 0,7 Prozent p.a., inklusive Mehrwertsteuer. Das ist zwar ein guter Preis, aber er wird nicht weiter erklärt. Allerdings ist zu erfahren, was alles im Preis inbegriffen ist. Ob es Auskehrungen von zufließenden Vergütungen gibt, bleibt offen.
Auf vier Seiten legt die Kreissparkasse Köln ihr Risikomanagementmodell ausführlich und gut verständlich dar. Sie erklärt die verschiedenen Phasen sowie die Indikatoren und Signalgeber, die darauf Einfluss haben, sowie das Vorgehen auf Aktien- und Anleihenseite.
Das Angebot der Kreissparkasse Kölnin der Schnellübersicht
Cash Anteil im Portfolio: 0 Prozent
Aktienanteil im Portfolio: 45,00 Prozent
Rentenanteil im Portfolio: 55,00 Prozent
Anteil Sonstige Anlagen im Portfolio: 0 Prozent
Erwartete Bruttorendite: 4,05 Prozent p.a.
Inflationserwartung: 5 Prozent für 2023
Gebühren (Gesamtkosten) inkl. MwSt.: 0,7 Prozent p.a.
Erwartete Netto-Rendite (nach Inflation und Kosten): keine Angabe
Erwartete ordentliche Erträge: 2,3 Prozent p.a.
Highlights: keine
Adresse
Leider geht die Kreissparkasse Köln nicht in ausreichender Breite und Tiefe auf wichtige Stifterwünsche wie Ausschüttungsplanung, Kapitalerhalt und Stiftungsexpertise ein. Das verdirbt den ansonsten eigentlich guten Gesamteindruck der Ausarbeitung.
So klappt es (noch) nicht mit dem Endausscheid.
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