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2007
Bank für Sozialwirtschaft AG, Stiftungsmanagement 2021, Qualifikationsrunde

Erster Eindruck top, der zweite leider weniger

Wie schlägt sich die Bank für Sozialwirtschaft im aktuellen Markttest Stiftung? Copyright: Verlag Fuchsbriefe
Ein erfreuliches Entrée im Anlagevorschlag der Bank für Sozialwirtschaft holt die potenziellen Neukunden der Deutschen Kinderhospiz Stiftung zu Beginn gut ab. Man merkt, dass sich die Bank mit Sitz in Köln mit den Anforderungen der Stiftung auseinandergesetzt hat. Doch die anfängliche Freude währt nicht lange.

Was liegt für eine karitative Stiftung näher, als sich eine Bank zu suchen, die das „Soziale“ schon im Namen trägt? Nicht viel, weshalb sich die Deutsche Kinderhospizstiftung im aktuellen Stiftungs-Test auch freudig an die Bank für Sozialwirtschaft mit Sitz in Köln wendet. Für 2 Mio. Euro sucht die gemeinnützige Stiftung einen neuen Vermögensverwalter, der das Geld kapitalerhaltend und nachhaltig anlegen soll. Finden Sie in den Kölnern den geeigneten Partner?

Zu Beginn die Kundenwünsche aufgegriffen und beantwortet

Die Rheinländer reichen bei der Stiftung vier Dokumente ein: ein Anschreiben, eine Vorstellung der Vermögensverwaltung, ein Musterdepot und einen Musterbericht. Anschreiben und Vorschlag umfassen zusammen 25 Seiten – das ist kompakt gehalten und schreckt nicht schon vor der Lektüre durch einen überbordenden Umfang ab. Der Stiftung gefällt, dass im Anschreiben bereits die wesentlichen Punkte des Angebots zusammengefasst werden und, dass sich die Bank die Zeit nimmt, dezidiert jede im Anschreiben der Stiftung gestellte Frage einzeln zu beantworten. Die Stiftung weiß nun worauf sie sich einlässt und kann in die konkrete Lektüre gehen.

Neben der reinen Vermögensverwaltung unterstützt die Bank Stiftungen aktiv bei der Ausgestaltung ihrer Anlagerichtlinien, hilft bei Fundraisings, besucht auf Wunsch die Gremien der Stiftung und liefert dort Reportings. Das geht über das Leistungsspektrum vieler Teilnehmer im Wettbewerb hinaus, ist aber auch noch nicht Königsklasse. Schön wäre auch die Unterstützung bei Veranstaltungen oder ein angeschlossenes Netzwerk aus Beratern und Rechtsanwälten. Dennoch bleibt summa summarum der positive Eindruck, dass sich hier ein Haus anbietet, dass mehr sein will als nur ein Finanzpartner.

Was passiert mit dem Nachhaltigkeits-Profil?

Bevor die Bank für Sozialwirtschaft die konkrete Vermögensanlage erläutert, geht sie noch auf den Nachhaltigkeits-Wunsch der Stiftung ein. Der potenzielle Neukunde erfährt, dass prinzipiell alle Investments auf ihre Nachhaltigkeit geprüft werden – das ist das Mindeste, was die Stiftung erwarten sollte. Die Kölner arbeiten mit dem angesehenen ISS ESG Institut zusammen, auf dessen Öko-Analysen sie zurückgreifen. Wenn ein Investment ihren nachhaltigen Ausschlusskriterien nicht entspricht, wird es auch nicht gekauft. Sicher kein außergewöhnlicher Ansatz, dafür aber transparent und verständlich dargestellt.

Darüber hinaus wird die Stiftung neugierig, als sie erfährt, dass sie bei den Kölnern ein eigenes Nachhaltigkeitsprofil erstellen kann. Das ist nun wirklich nicht Standard. Die Bank versäumt es leider aufzuzeigen, wie sich dieses Profil auf die Vermögensanlage auswirken würde. Würden etwa ggf. kritische Titel zusätzlich für die potenziellen Neukunden ausgeschlossen werden? Der Kunde weiß bereits, dass Teile des Vermögens in einen hauseigenen Fonds angelegt werden sollen. Was ist, wenn dieser nicht dem individuellen Nachhaltigkeits-Profil entspricht? Die Bank hat hier einen interessanten Ansatz, hat ihn aber scheinbar nicht bis zum Ende durchdacht. Schade!

Die Bank will mehr chancenorientierte Anlagen

Was ist aber nun das konkrete Angebot für die Stiftung? Die Bank schlägt zwei Aufteilungen vor: einen anhand der bestehenden Anlagerichtlinie der Stiftung und einen alternativen Vorschlag anhand der eigenen Empfehlungen. Die aktuelle Anlagerichtlinie gestattet der Stiftung lediglich einen chancenorientieren Anteil von 40%. Die Kölner plädieren dafür diesen auf 50% anzuheben. Konkret hieße das für sie: 30% Aktien angelegt in einen hauseigenen Fonds, 10% Immobilienfonds, 10% Mikrofinanzfonds. Die restlichen 50% sollten dann in Anleihen fließen. Warum Sie für eine Anhebung der chancenorientierten Quote plädieren, erfährt die Stiftung leider nicht.

Beim Blick auf die Diversifikation der vorgeschlagenen Vermögensanlage wird es unübersichtlich. Die Angaben die von der Bank für Sozialwirtschaft an die Stiftung übermittelt wurden, beziehen sich allesamt nur auf den Renten-Baustein. Der überwiegende Anteil der Anleihen soll in Europa investiert werden. Gleichmäßig verteilt über mehrere Branchen: Banken, Technologie, Haushaltsgüter … Über den chancenorientierten Baustein gibt es diese Aufstellung nicht.

Kontroverse Unternehmen im Depot

Bauchgrummeln bekommt die Stiftung auch beim Blick auf einige der vorgeschlagenen Unternehmensanleihen. Die DZ Bank stand wiederholt in der Kritik, Rüstungsprojekte finanziert zu haben; Equinor verdient Geld mit fossilen Energien und der Pharmamulti Procter & Gamble ist ebenfalls kein Liebling nachhaltiger Anleger. Hier gibt es zumindest Diskussionsbedarf. Der intransparente chancenorientierte Baustein stört die potenziellen Neukunden allerdings weitaus mehr.

Undurchsichtig wird es auch bei den zu erwartenden Ausschüttungen und der Rendite. Die Bank für Sozialwirtschaft verweist auf das beigefügte Musterdepot, das eine Ausschüttungsrendite i.H.v. 1,6% und eine Gesamtrendite von 2,26% p.a. erwirtschaften soll. Das Musterdepot entspricht der empfohlenen Aufteilung in 50% Chancen und 50% Sicherheit. Und wie sähe es bei einer Aufteilung gemäß der aktuellen Anlagerichtlinie aus? Dazu gibt es leider keine Informationen. Das Mandat würde die Stiftung 0,7% p.a. kosten. Das liegt auf Marktniveau.

Die Bank antwortet nicht auf unsere Fragen. Deshalb können wir hier nichts nennen.

Die Bank antwortet nicht auf unsere Fragen. Deshalb können wir hier nichts nennen.

Fazit: Beim Entrée fühlten sich die potenziellen Neukunden noch gut abgeholt und hatten Lust den Vorschlag zu lesen. Doch im Laufe der Lektüre verdüsterte sich der Blick. Am Ende bleiben zu viele Ungereimtheiten, um die Bank für Sozialwirtschaft in die engere Auswahl zu nehmen.

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