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Werther und Ernst Vermögensverwalter, Stiftungsmanagement 2021, Qualifikation

Gut an die Hand genommen

Wie schlagen sich Werther und Ernst im Markttest Stiftung? Copyright: Verlag Fuchsbriefe
Werther und Ernst waren als Anbieter bisher noch nicht im Stiftungs-Test der Prüfinstanz vertreten. Nicht nur die Deutsche Kinderhospiz Stiftung ist gespannt, was der Vermögensverwalter aus Bielefeld zu präsentieren hat!

Dass sich auch ein Besuch bei den „Kleinen“ lohnt, haben die Markttests der FUCHS|RICHTER Prüfinstanz bereits des Öfteren gezeigt. Ob das auch auf die Vermögensverwalter von Werther und Ernst zutrifft, muss sich erst noch zeigen. Wobei klein hier auch eine Frage der Perspektive ist. Die gerade einmal 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreuen stolze 955 Vermögensverwaltungsmandate und ein Kundenvermögen von 1.211 Mio. Euro. Gesellen sich die 2 Mio. Euro der Deutschen Kinderhospiz Stiftung bald hinzu?

Zur Erinnerung: Die Deutsche Kinderhospizstiftung sucht einen Vermögensverwalter für ein Vermögen von 2 Mio. Euro. Kapitalerhaltend und nachhaltig soll es angelegt werden. Die bestehende Anlagerichtlinie der Stiftung soll einem strengen Blick unterzogen werden. Ist sie noch zeitgemäß? Muss etwas geändert werden? Die Profis sind gefragt! Der konkrete Anlagevorschlag sollte darauf aufbauend laienverständlich dargestellt werden. Zudem sollte der Anlagevorschlag Infos zu Kosten, Ausschüttungen und Renditen enthalten. Das sind die Anforderungen der Stiftung – nun sind die Bielefelder gefragt!

Kleine Abstriche bei den Formalien

Vier Dokumente reichen Werther und Ernst ein. Neben dem Anlagevorschlag findet sich eine Broschüre zu nachhaltiger Geldanlage, eine Imagebroschüre und ein anonymisierter Bericht der Vermögensverwaltung eines bestehenden Kunden. Das Herzstück, der Anlagevorschlag, umfasst 35 Seiten. Das empfindet der potenzielle Neukunde als angemessen. Die Folien sind nicht überfrachtet mit Text. Allerdings sind viele Abbildungen nur mit Lupe und reinzoomen lesbar, das könnte man besser darstellen. Auch ein Inhaltsverzeichnis wäre schön gewesen.

Viel wichtiger als die Formalien ist aber natürlich der Inhalt. Die Kundenvorgaben werden von den Bielefelder Finanzkapitänen allesamt korrekt wieder gegeben. Werther und Ernst fackeln nicht lange und entwerfen zwei Vorschläge, die allesamt von der bestehenden Anlagerichtlinie abweichen. Sie schlagen vor den chancenorientierten Anteil anzuheben, um die Renditeziele anzuheben. Zudem sollen mehr Fremdwährungsanlagen zugelassen werden und auch Renten außerhalb des Investment-Grades aufgenommen werden. Das erhöht das Risiko, ist aber laut den Vermögensverwaltern geeignet um Rendite und Diversifikation des Portfolios zu verbessern.

Mehr Nachhaltigkeit oder mehr Erträge? 

Vorschlag 1 sieht vor, zu einem Anteil von 40% Aktien noch 20% Deep-Discount-Zertifikate hinzuzunehmen. Der Nachteil daran: Diese sind nicht zu 100% nachhaltig. Wenn sich die Stiftung daran stört, gibt es auch noch Vorschlag 2: Die Deep-Discount-Zertifikate fallen weg, dafür wird der Aktienanteil auf 50% erhöht. In der Renditeerwartung unterscheiden sich beide Vorschläge nur geringfügig. Bei Vorschlag 1 prognostizieren die Bielefelder 3,73% p.a. vor Kosten, bei Vorschlag 2 sogar 3,87% p.a. Dafür wären allerdings die Ausschüttungen bei Vorschlag 1 höher: 2,13% p.a. oder 42.600 Euro. Bei Vorschlag 2 wären es lediglich 1,87% bzw. 37.400 Euro.

Die weiteren Ausführungen die Werther und Ernst in der Präsentation treffen, beziehen sich auf den ersten Vorschlag. Beim Kunden wird klar, dass die Finanzkapitäne diesen Plan bevorzugen. 20 Einzelaktien, neun Depp-Discount-Zertifikate und fünf Anleihen-Titel enthält der Vorschlag. Zudem gibt es noch zwei Renten außerhalb des Investmentgrades und drei Fremdwährungsanleihen. 6,5% des Vermögens sollen in Cash gehalten werden.

Konzentration auf Europa und die USA

Die Aktien kommen allesamt aus den USA oder Europa und werden alle gleich gewichtet. Der Anteil pro Einzelaktie am Depot liegt bei 1,6%. Die Branchen sind breit gemischt, Technologie und Telekommunikation werden etwas übergewichtet, daneben gibt es aber auch Chemie, Lebensmittel und Pharma-Unternehmen. Klingt gut, lediglich in puncto Nachhaltigkeit bekommt der potenzielle Kunde Bauschmerzen etwa mit Blick auf Pepsi und Vonovia. Zudem haben Werther und Ernst bereits angekündigt, dass die Deep-Discount-Zertifikate nicht nachhaltig sind. Hier wird das Einfühlungsvermögen der Bielefelder noch nötig sein.

Nachgelagert zum eigentlichen Anlagevorschlag finden sich noch Angaben über den Investmentprozess. In aller gebotenen Kürze veranschaulichen die Bielefelder wie ihr Makro- und Mikroresearch aufgebaut ist. Erst werden Märkte und Branchen selektiert, dann schauen sich die Profis konkrete Einzeltitel an. Das klingt nachvollziehbar.

Nachhaltiger Exkurs

In puncto Nachhaltigkeit bedienen sich Werther und Ernst dem Research der DZ Bank. Da sie der Ausschreibung entnommen hat, dass sich die Stiftung für das Thema besonders interessiert, steigt der Vermögensverwalter hier tiefer ein. Sie erläutern, wie sich der Nachhaltigkeits-Score der DZ Bank bildet, geben Transparenz-Beispiele zur Illustration (Siemens und Allianz). Das ist verständlich und wird wohlwollend aufgenommen.

Das Konditionsangebot der Bielefelder liegt bei einer All-In-Gebühr von 0,75% plus 0,10% Depotführungsgebühren. Das gab es im Markttest an anderer Stelle schon deutlich günstiger. Auf der anderen Seite bieten die Vermögensverwalter eine ganze Reihe interessanter Services an: gemeinsame Veranstaltungen, ein Netzwerk aus Anwälten und Steuerberatern, Fundraisings oder die Vermittlung vermögender Kunden mit Schenkungs-Absicht.

Der Ball liegt wieder bei der Stiftung

Am Ende des Vorschlages fühlt sich die Stiftung von den Bielefeldern gut an die Hand genommen. Auf die Kundenanforderungen wurde in ausreichender Tiefe eingegangen, so dass keine Fragen offen bleiben. Der Vorschlag bietet eine transparente Entscheidungsgrundlage für ein weiteres Vorgehen. Die Stiftung muss sich überlegen, wie sehr sie den Nachhaltigkeitsgedanken im Portfolio abbilden will und ob sie mit den Deep-Discount-Zertifikaten leben kann. Aber auch die etwas ausschüttungsschwächere zweite Variante gefällt ihr. Die Extra-Services verschmerzen zudem die leicht über Marktschnitt liegenden Kosten.

Fazit: Werther und Ernst schaffen den Sprung in die Endauswahl. Hier wurde effizient und verständlich auf die Anforderungen der Stiftung eingegangen. Die Stiftung hat das Gefühl, einen engagierten und kompetenten Partner getroffen zu haben.

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