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ICFB GmbH, Stiftungsmanagement 2021, Qualifikation

Kurz und bündig – und auch gut?

Wie schlägt sich die ICFB GmbH im Markttest Stiftung? Copyright: Verlag Fuchsbriefe
Auf der Suche nach einem neuen Vermögensverwalter wendet sich die Deutsche Kinderhospizstiftung an die ICFB GmbH. Nicht nur mit Investmentkompetenz, sondern auch mit Service und Individualität werben die Kölner Vermögensmanager um Vertrauen. Schenkt die Stiftung es ihnen nach Lektüre des Anlagevorschlags?

Fünfzehn Seiten – so viel Papier umfasst der Anlagevorschlag der ICFB GmbH aus Köln, der für die Deutsche Kinderhospizstiftung ausgearbeitet wurde. Im Wettbewerbsumfeld reichen die Kölner damit den „dünnsten“ Vorschlag ein. Das ist beachtlich, immerhin hat die Stiftung ein Mandat von zwei Millionen Euro zu erteilen und hat zudem einige Zusatz-Anforderungen (u.a. Nachhaltigkeit, extra Services für Stiftungen) formuliert. Ob der Anlagevorschlag der ICFB auch inhaltlich „dünn“ ist, wird die Lektüre zeigen.

Unprätentiöses Entrée

Dem Leser fällt die laienverständliche Sprache sehr positiv auf. Anders als bei anderen eingereichten Vorschlägen, versucht die ICFB nicht durch die prätentiöse Platzierung von Fachbegriffen ihre Kompetenz unter Beweis zu stellen. Der Leser dankt’s, die Lektüre wird gerne fortgesetzt!

Eine ausgearbeitete Gliederung oder ein Inhaltsverzeichnis kennt der Anlagevorschlag nicht. Der Kunde erfährt auf den ersten Seiten, dass es die ICFB GmbH seit 2005 gibt und in der Vermögensverwaltung 410 Mio. Euro verwaltet. Auch das Team des rheinländischen Vermögensverwalters wird vorgestellt – allesamt Finanzexperten mit langjähriger Erfahrung. Das schafft Vertrauen.

Services jenseits der reinen Geldanlage

Die Kölner werben vor allem mit Service und Individualität um das Vertrauen des Kunden in spe. Gleich drei feste Ansprechpartner bekäme die Stiftung im Fall der Mandatserteilung an die Hand, einer davon ist sogar aus dem Vorstand. Grundsätzlich soll jederzeit Erreichbarkeit herrschen. Zudem gibt es regelmäßige Reportings, gern auch kurzfristig zu Spezialthemen, die die Stiftung bewegen.

Dass die ICFB beim Thema Stiftungen kein unbeschriebenes Blatt ist, unterstreicht sie mit ihrer Mitgliedschaft im Bundesverband deutscher Stiftungen. Zudem unterstützt sie mit Spenden diverse gemeinnützige Vereine, darunter einen, der sich für Kinder in Entwicklungsländern engagiert. Im Fall der Mandatserteilung, würde die ICFB einen Teil der Vergütung der Stiftung als Spende übergeben. Wie sehr diese Spende die Kosten schmälern würde, verrät der Vermögensverwalter leider nicht, aber dennoch, ein herausstechendes Angebot.

Zusatz-Marketing in der Service-Palette

Was bietet die ICFB jenseits der Vermögensverwaltung der deutschen Kinderhospizstiftung sonst noch an? Nicht viel, leider. Man wolle die Stiftung auf der eigenen Website platzieren und auch in Blogbeiträgen auf die Arbeit aufmerksam machen. Das ist eine nette Unterstützung des Marketings. Andere Anbieter können der Stiftung allerdings anbieten sie mit einem Netzwerk aus Fachanwälten oder bei der Durchführung von Veranstaltungen oder dergleichen zu unterstützen. Gut, ein Vermögensverwalter hat hier einen "strukturellen Nachteil", den wir nicht allzu hoch ins Gewicht fallen lassen wollen. Jedoch gehen die Kölner an keiner Stelle auf die Anlagerichtlinie ein, obwohl die Stiftung das gewünscht hatte. Das ist dann schon durchaus ein Malus.

Wenn die „Manpower“ im vollumfassenden Stiftungsservice fehlt, dann muss es die Investmentkompetenz herausreißen. Bei der Titelauswahl verfolgen die Kölner einen „Top-Down-Ansatz“, zu gut Deutsch: Erst macht sich die ICFB ein Bild von der „großen“ konjunkturellen Lage und leitet daraus Erwartungen ab. Aus diesen Erwartungen werden dann Investmentmöglichkeiten in verschiedenen Sektoren und Ländern herausgearbeitet. Danach werden die zur Auswahl stehenden Titel auf Herz und Nieren geprüft – sprich, der Blick in die Bilanzen, Auftragsbücher und Prognosen. Zu guter Letzt berücksichtigt man dann noch individuelle Kundenvorgaben wie etwa die Anforderungen aus der Anlagerichtlinie oder Nachhaltigkeits-Wünsche. Ein sehr standardisierter Prozess, dafür aber grundsolide.

Ein nachhaltiges ETF-Portfolio

Wie bereits beschrieben, rührt die ICFB die Anlagerichtlinie der Deutschen Kinderhospizstiftung nicht an. Sie belässt es dabei auch bei den in der Richtlinie festgelegten 40% chancen-orientierten Anlagen (sprich Aktien) und 60% sicherheitsorientierten Anlagen. Am Ende erhält die Stiftung so einen Vorschlag, der zu eben jenen Anteilen aus Aktien und Anleihen besteht.

Das vorgeschlagene Depot ist in der Tat individuell zusammengestellt. Alle Investments werden in ETFs getätigt. Die beliebten Indexfonds sind günstiger als aktiv gemanagte Fonds, das liegt im Interesse der Stiftung. Zudem sind alle ETFs im Vorschlag der ICFB nachhaltig, verfolgen also einen ESG-Ansatz. Auch das ist ein Wunsch der Stiftung gewesen. Allerdings bilden ESG-Kriterien auch die „untere Fahnenstange“ bei nachhaltigen Geldanlagen. Kunden mit einem „echten“ Nachhaltigkeitswunsch, wollen hier sicherlich mehr sehen.

Keine US-Staatsanleihen im Depot

Der 60% schwere Anleihen-Baustein setzt sich zusammen aus 15% Staatsanleihen und 45% Unternehmensanleihen. Der größte Teil der Staatsanleihen kommt aus Europa kann der Laie erkennen. Das ist gut, klammert es doch die nachhaltig-problematischen US-Anleihen (In den USA wird nach wie vor die Todesstrafe vollzogen) aus.

Auf was für eine Strategie die ICFB bei Unternehmensanleihen setzt, wird ihm allerdings nicht klar. 0,6% Rendite soll der Baustein zur Gesamtrendite im Portfolio beitragen und 1% der ordentlichen Erträge beisteuern. Das ist nicht viel, nun muss der Aktienbaustein liefern!

Breite regionale Diversifikation

Die 40% gewichtige Aktienkomponente setzt sich aus 18 ETF zusammen. Regional entfallen 44% der Titel auf Nordamerika, 23% auf Europa und jeweils 10% auf Japan sowie die Asien-Pazifik-Region. Auch China bekommt mit 7% einen verhältnismäßig großen Anteil im Vergleich zu vielen anderen Wettbewerbern. Ob China-Investments nachhaltig sind, könnte man zumindest problematisieren.

26% der Aktien gehören zu IT-Unternehmen, 13% zur Industrie und 12% zur Gesundheitsversorgung. Welche Unternehmen das genau sind, würde einen vertiefenden Blick in die einzelnen ETF erfordern – keine Aufgabe des interessierten Laien, sondern des engagierten Beraters. 5,5% Rendite p.a. soll der Aktienbaustein einfahren. Zudem erwartet die ICFB 2% ordentliche Erträge.

Kapitalerhalt wird erreicht - oder doch nicht?

Wie ein solches Depot in der Vergangenheit performte, haben die Kölner auf den fünfzehn Seiten nicht mehr unterbringen können. Insgesamt kann sich die Stiftung auf eine jährliche Rendite von 2,8% und Ausschüttungen i.H.v. 1,4% freuen. Die Kostenstruktur ist etwas diffus: 0,4% Mandatsgebühr + Kosten für die einzelnen Transaktionen. Das ist ein normales Vorgehen, doch schweigt sich die Aufstellung leider darüber aus, wie hoch denn die kumulierten Gesamtkosten am Ende wirklich sind. Vor allem aber erfährt der Kunde nicht, ob das oberstes Renditeziel – der Kapitalerhalt – überhaupt nach Inflation und Kosten erreicht werden kann.

Worüber sich der Vorschlag ausschweigt

Was fehlt dem Leser nach der Lektüre des Anlagevorschlags? Leider einiges … Er weiß, dass Nachhaltigkeit nun durch ESG-ETFs erreicht wird. Doch wie nachhaltig sind die? Wonach wird dabei geschaut? Und wie nachhaltig ist das Portfolio im Vergleich zu nicht nachhaltigen?

Außerdem erfährt die Stiftung nichts über die historische Rendite. Schneidet das vorgeschlagene Depot besser oder schlechter ab als Vergleichsprodukte bzw. eine Benchmark? Und wie sieht es mit der Anlagerichtlinie aus? Sie die ICFB Handlungsbedarf? Hat sie sich überhaupt tiefgründig mit ihr beschäftigt und verstanden, dass die Deutsche Kinderhospizstiftung einen „Check-up“ wünscht?

Fazit: "In der Kürze liegt die Würze" - die ICFB GmbH hätte sich nicht zu sehr an dieses geflügelte Wort klammern sollen. Wichtige Informationen gehen aus dem Anlagevorschlag nicht hervor. Man traut den Kölnern ihre Investmentkompetenz zu und ist auch beinahe gerührt vom Angebot, das eigene Honorar zu schmälern und der Stiftung zu spenden. Dennoch bleiben zu viele Fragen und Anforderungen ungeklärt.

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