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Bayerische Vermögen AG Vermögensbetreuung für private Kunden Aktiengesellschaft, Stiftungsmanagement 2021, Qualifikation

Kein Vorschlag für Laien

Wie schlägt sich die Bayerische Vermögen im Markttest Stiftung? Copyright: Verlag Fuchsbriefe
Im vierten Quartal 2019 kaufte der Vermögensverwalter Bayerische Vermögen die Investment-Boutique MFI als Baustein für das institutionelle Asset Management. Nun reicht MFI folgerichtig einen Vorschlag für die Deutsche Kinderhospiz Stiftung ein. Die Erwartungen sind entsprechend hoch.

Die Bayerische Vermögen AG reicht einen Vorschlag der im Jahr 2018 erworbenen Tochter MFI Asset Management GmbH ein. Ein Hinweis am Beginn des Vorschlags, der diesen Zusammenhang erklärt, wäre hilfreich gewesen, da die Anfrage an die Bayerische Vermögen ging. Der Leser – der Stiftungsvorstand – ist zwar ein interessierter Laie, war aber über den Kauf nicht informiert. Insofern gab es erst einmal ein kleines Rätselraten.

Als das geklärt ist, sucht er nach Informationen über MFI und findet sie auf Seite 33 des 36 Seiten umfassenden Werks. Wo andere Institute stolz über Geschichte und Erfolge ihrer Häuser berichten, bekommt er acht Anstriche von MFI wie Brocken hingeworfen. MFI, ist zu erfahren, ist ein unabhängiger Asset Manager und bietet drei Dienstleistungen: Euro-Rentenmanagement als Fundament für risikoreichere Aktien, Euro-Aktienmanagement mit permanentem Risiko-Overlay sowie quantitative Asset Allokation für Aktienmärkte weltweit. Auch die Informationen in der begleitenden E-Mail sind in der Hinsicht nicht aussagekräftiger.

Große Bandbreiten

Aber zurück auf Anfang: MFI greift zunächst die strategische Verteilung auf in 40 bis 100 Prozent Rentenanlagen mit Anlageuniversum Staats- und Unternehmensanleihen, sowie Pfandbriefen und 0 bis 40 Prozent Aktienanlage in Deutschland (DAX, MDAX), Euroland (DJ EuroStoxx50) oder USA (S&P 500).

Daraus ergibt sich bei einer Verteilung von 60 Prozent Renten und 40 Prozent Aktien eine Gesamtrendite von 2,3 bis 4,3 Prozent, wobei die Renten 0,5 bis 1,5 Prozent beisteuern und die Aktien 5,0 bis 8,5 Prozent. Das scheinen ganz erhebliche Bandbreiten zu sein. Das trifft auch auf die Extremwerte zu, die die Anlage in einzelnen (welchen?) Jahren erreichten: Die Renten von minus 2,0 bis 2,5 Prozent, die Aktien von minus 10 bis 20 Prozent und insgesamt bei der Verteilung 60:40 von minus 5,2 bis 9,5 Prozent.

Asset Allokation Konzept

Dann stellt der Asset Manager seine Renten- und Aktienwelt vor. Die Renten, ist zu erfahren, werden mittels eines vierstufigen Investmentansatzes gemanagt. Die Auswahl der festverzinslichen Wertpapiere wird über die Entscheidungsgrößen Duration, Laufzeitgewichtung, Marktsegmentgewichtung sowie Einzeltitelauswahl gesteuert und entsprechend dem jeweils erwarteten anlagepolitischen Umfeld ausgerichtet.

Im folgenden stellt das Haus dann sein Asset Allokation Konzept vor. Gestartet wird demnach zu Jahresbeginn mit einer 50 Prozent Aktien- und 50 Prozent Renten-Allokation. Im Verlauf des Jahres wird dann prozyklisch und trendfolgend investiert, so dass sich die Gewichte nach und nach zugunsten der besser laufenden Assetklasse verschieben. Nach Ablauf des Jahres wird die Start-Mischung aus Aktien und Renten (50:50) wiederhergestellt, vorhandene Gewinne werden so gesichert.

Prozyklisches Investment

Der Vorteil dieser Herangehensweise wird auch aus der Performance der Jahre 1993 bis 2018, also von 25 Jahren, deutlich. Während die starre 50:50-Allokation mit 432 Prozent nicht schlecht gelaufen ist, hat das Asset Allokation Konzept aber satte 618 Prozent eingefahren.

Und das Ganze auch noch mit weniger Risiko, wie weiter zu lesen ist. Bei einer jährlichen Rendite von im Schnitt 8,2 Prozent (50:50: 7,0 Prozent) unterschied sich die Volatilität nicht so entscheidend (10,6/9,1). Dafür betrug der maximale Jahresverlust nur minus 7,5 Prozent im Jahr 1994, während bei der 50:50-Variante das Jahr 2008 mit minus 19,7 Prozent eingeschlagen hat. Und auch die Summe aller Verlust der negativen Jahre fiel beim Asset-Allokation-Konzept mit minus 36,6 Prozent deutlich moderater aus als bei 50:50 mit 56,1 Prozent. Also: Höhere Rendite bei geringerem Risiko. Das hört sich gut an.

Erklärungen und Tabellen wenig verständlich

Nun will das Angebot offenbar für diese Strategie werben, indem die Entwicklung des Portfolios eines “realen Kunden” mit der Benchmark verglichen wird. In der Begleit-Mail wird noch einmal unterstrichen, dass das Angebot tatsächlich “auf den realen Ergebnissen eine echten Kunden” basiert, den der Anbieter bei Interesse auch gern benennen will.

Allerdings ist die Erklärung “akt. EuroDiv30/MDax vs. iBoxxGerm1-3” so kaum verständlich. Und auch die folgenden Tabellen und Grafiken wollen sich dem Leser partout nicht erschließen. Sie sind unübersichtlich, kaum lesefreundlich und so gut wie ohne Erläuterungen. So bringt das gar nichts!

Kundensicht fehlt

Insgesamt fällt auf, dass die Informationen oft regelrecht lakonisch und auch die Grafiken auf das absolut Wesentliche reduziert sind, so dass das Verständnis sehr schwer fällt. Man hat ein wenig das Gefühl, in eine Präsentation von Fachleuten für Fachleute geraten zu sein. Was fehlt, ist die Hinwendung zum Kunden, auch in der Art und Weise, wie die Inhalte präsentiert werden.

Auch der eigentliche Anlagevorschlag ab Seite 30 lässt den Leser mehr oder weniger im Dunkeln. Die Rede ist von 20 (!) Prozent Aktien, 75 Prozent Renten sowie 5 Prozent “Deep Discount Zertifikat auf den Eurostoxx50 mit Laufzeit Dez 2020 und einem Cap von 2450 (Discount > 23% und einer Seitwärts-Rendite auf Endfälligkeit von 0,78%)”. Wenn sich das zwei Anlageexperten gegenseitig an den Kopf werfen, mag das in Ordnung sein. Aber doch nicht einem Kunden! Zum Glück ist das Ende dieses “Anlagevorschlags” damit erreicht. Der Leser ist ehrlich froh, es geschafft zu haben. Das war wahrlich kein Vergnügen!

Adresse

Bayerische Vermögen AG

Vermögensbetreuung für private Kunden Aktiengesellschaft

Brienner Str. 53a

80333 München

 

Website: www.mfi-am.de

 

Ansprechpartner

Johann Roßgoderer

Geschäftsführer MFI Asset Management

<089 5525 3027

johann.rossgoderer@mfi-am.de

 

Stefan Mayerhofer

Vorstand der Bayerische Vermögen AG

089 1792465 14

s.mayerhofer@bv-vermoegen.de

Fazit: Ein so arrogantes, in die eigene Fachkenntnis verliebtes und den Kunden praktisch nicht achtendes (Mach-)Werk ist dem Leser noch nicht vorgekommen. Stiftungskompetenz wird nicht erkennbar. Es geht mit keiner Silbe auf die geforderten Sachverhalte wie Kapitalerhalt, Ausschüttung, Nachhaltigkeit (nur ganz am Rande), Anlagestrategie oder Dienstleistungen ein. Auch über die Kosten verliert es kein einziges Wort.

Empfehlung: So muss man von einer Einladung zur Endrundenauswahl leider abraten.

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