Der Kunde, ein offenes Buch
Kunden erhalten in der Vermögensberatung demnächst Kaufempfehlungen nach dem Prinzip „Was andere Kunden auch kauften ...“
Big Data hält in die Kundenberatung Einzug. Vor allem Großbanken spielen mit dem Gedanken, ihre bereits immensen Datenbestände künftig gezielt auszuwerten und den Kunden aufgrund seines bisherigen Anlage- und Produktkaufverhaltens Produktempfehlungen zu geben. Dazu bedienen sie sich der Vorlagen aus der Welt des Online-Konsums. Internet-Einzelhändler geben ihren Kunden bei jedem Einkauf Hinweise, was andere Kunden, die das entsprechende Produkt gekauft haben, sonst noch erworben hätten. Das reizt offenbar erneut zum Kauf. Ob das tatsächlich im Interesse eines Anlagekunden ist, sei dahingestellt. Lässt es sich beim Einzelhandelseinkauf noch verschmerzen, Überflüssiges in den Warenkorb zu packen, kann dies in der Anlagewelt schnell daneben gehen. Denn bekanntlich leben gute Portfolios von ihrer Diversifikation und Zusammenstellung nach dem Risikoprofil eines Kunden. Wie das mit den oben geschilderten Kaufanreizen zusammengeht, müssen die Banken in der Praxis noch belegen. Die UBS zielt mit ihren Überlegungen in diese Richtung zunächst auf den boomenden asiatischen Markt. Bei den dortigen Anlegern gibt es für entsprechende Angebote eine hohe Affinität. Am Ende werden sich für den Privatanleger auf der einen Seite immer individuellere Empfehlungen ergeben, die sich aus seinem Kauf- und sonstigen Verhalten nach immer feineren Algorithmen auswählen lassen. Andererseits muss er sich dann damit abfinden, – wenn auch anonym – vollkommen „durchleuchtet“ zu werden und als offenes Buch in der Anlagewelt zu gelten, in dem die Anbieter intensiv lesen.
Fazit: Wir rechnen damit, dass diese Entwicklung rasch fortschreitet. Die Bankenwelt hat auf dem Gebiet großes Nachholpotenzial gegenüber anderen Industrien und kann auf erprobte Verfahren zurückgreifen.