Aktien flop, Wein top
Weinhändler melden eine wachsende Anzahl an Kunden, die edle Tropfen als Wertanlage suchen. Angesichts unter Druck stehender Aktienmärkte, nach wie vor wenig renditebringender Anleihen und hoher Bewertungen an den Immobilienmärkten, ist das nachvollziehbar. Der Wert eines edlen Tropfens korreliert zudem nicht mit der konjunkturellen Entwicklung.
Nicht jeder Wein ist als Wertanlage geeignet. Wichtig sind das richtige Anbaugebiet, ein guter Jahrgang, eine hohe Qualität und Prestige des Weinguts, mitunter auch das Alter der Flasche. Da Wein – anders als Kunst oder Uhren – nur eine gewisse Haltbarkeit hat, ist es sinnvoll, aussichtsreiche junge Jahrgänge zu kaufen und auf eine entsprechende Wertsteigerung spekulieren. Um den Werterhalt des Rebensaftes zu gewährleisten, muss zudem die Lagerung stimmen. Temperatur und Luftfeuchtigkeit dürfen nicht schwanken. Wer das Zuhause nicht gewährleisten kann, wendet sich an einen professionellen Wein-Verwahrer.
Wein-Index zeigt deutlich bessere Performance als der DAX
Branchenkenner schätzen, dass ein gut kuratiertes Wein-Portfolio einen jährlichen Wertzuwachs zwischen 5% und 10% erzielen kann. Das belegt auch der Liv-ex Fine Wine 1000 Index der Londoner Weinmesse. Dieser gewann seit Jahresbeginn 14,1% an Wert. In den vergangenen fünf Jahren waren es 50,8%. Die bisheriges Jahresperformance des DAX liegt bei -22,0% und -3,86% in den vergangenen fünf Jahren.
Begehrte Investmentweine sind etwa die Tropfen des Château Lafite Rothschild. Während Liebhaber im Jahr 2016 für eine Flasche 700 Euro zahlten, sind es aktuell bereits 1.250 Euro. Vor allem Bordeaux, Burgunder und Champagner gehören zu den Lieblingen des Marktes.
Strukturwandel zulasten kleiner Weingüter
Auch der Strukturwandel bei den Winzern ist ein Preisfaktor. In Italien haben in den vergangenen 20 Jahren zwei Drittel der Weingüter ihre Pforten geschlossen. In Österreich sind die Zahlen ähnlich. In Deutschland sind es seit dem Jahr 2010 etwa 20% weniger. Die Anbaufläche ist in allen Ländern konstant geblieben – die kleinen Betriebe werden also von den großen geschluckt. Das hält das rein mengenmäßige Angebot an Wein hoch, allerdings sinkt die Markenvielfalt. Das treibt den Seltenheitswert von Flaschen kleiner Weingüter.