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Unternehmensfinanzierung ohne Markt

EZB-Maßnahmen helfen nur bedingt

Die Europäische Zentralbank (EZB) fährt in der Corona-Krise noch größere Geschütze auf als schon seit der Finanzkrise 2008. Die "Geldkanonen", mit denen Christine Lagarde schießt, lassen die "Bazooka" ihres Vorgängers Mario Draghi wie ein Kinderspielzeug aussehen. Vielen Unternehmen nützt das ganze Geld aber trotzdem nicht viel.

Die Konditionen am Kreditmarkt für Unternehmen sind so günstig wie selten zuvor. Die Leitzinsen liegen bei null und Banken zahlen Negativzinsen für das Parken von Guthaben. Beides soll die Kreditvergabe ankurbeln. Aber der Zugang zu Kredit führt durch ein Nadelöhr. Das ist die Lage Anfang Mai. 

Hintergrund: Die europäischen Zentralbanker stellen der Eurozone eine ganz düstere Prognose. Im laufenden Jahr dürfte das BIP um 5% bis 12% schrumpfen. Im zweiten Quartal ist die Wirtschaft in Rekordgeschwindigkeit um 15% zusammengesackt. Die Notenbank rechnet auch nicht mit einer schnellen Erholung (V-Formation), sondern mit einem langen Leiden. Bis ins Jahr 2022 dürfte die Eurozone demnach brauchen, um das Vorkrisenniveau zu erreichen.

Die größere Bazooka

In der Corona-Krise legt die EZB wie  die Notenbanken Japans und der USA akut Billionensummen nach. Die US-Fed hat richtig geklotzt und allein seit Anfang März ihre Bilanz um 2,3 Billionen Dollar und somit um 50% aufgepumpt. Dagegen hat die EZB mit ihren angekündigten zusätzlichen Wertpapierkäufen im Volumen von 750 Mrd. Euro bildlich gesprochen nur „gekleckert“.

Außerdem senkt sie die Refinanzierungskosten der Banken weiter. Unter bestimmten Bedingungen erhalten die Banken sogar eine Art Prämie für eine hohe Kreditvergabe. Denn dann liegen die Refinanzierungskosten unterhalb des negativen Einlagensatzes der EZB. Zapfen Banken über diese Refinanzierungsgeschäfte die EZB an, erhalten sie dafür 0,25% bis 1,00% von den Währungshütern bezahlt – ein gutes Geschäft für die Geldhäuser.

Minderwertige Sicherheiten akzeptiert

Einen neuen gigantischen Hebel bringt die EZB auf der Sicherheiten-Ebene ins Spiel. Denn die Zentralbank akzeptiert künftig auch minderwertige Unternehmensanleihen als Kreditsicherheiten für Darlehen an Banken. Auch das war bisher ein Tabu und klar verboten. Anleihen, die als „Non Investmentgrade“ von den Ratingagenturen eingestuft werden und entsprechend ausfallgefährdet sind, taugen schließlich nicht als Sicherheit für Zentralbankkredite.

Unternehmenskredite werden noch billiger

Ganz direkt profitieren von den Maßnahmen natürlich die großen Firmen, die direkt Anleihen begeben können. Das wird in Zukuft leichter und preiswerter. Indirekt wird das auch auf die übrigen Kreditkonditionen einwirken und diese vergünstigen. Sichtbar wird das am bereits wieder sinkenen Corporate Credit Index von Barkow Consulting. Der Index liegt aktuell bei 1,26%. Das sind gut 10 Basispunkte unter dem Niveau der Vorwoche. Die Kreditkonditionen für Unternehmen (Kredit bis 5 Mio. Euro) sind damit auf ein 8-Wochen-Tief abgesunken.

Die Schwierigkeit für Unternehmen besteht in der aktuellen Lage eher darin, überhaupt Kredit zu bekommen. Das zeigen die Corona-Rettungsprogramme der KfW. Trotz einer Risikoübernahme von 80% bis 90% sind viele Hausbanken nicht bereit, ins Restrisiko zu gehen. Das ist verständlich angesichts der vagen Aussichten, wenn die Wirtschaft wieder normal laufen und Unternehmen Geld verdienen werden. Die langfristige Perspektive ist für die Geldhäuser in Fragen der Risikobeurteilung und Berechnung der langfristigen Tragfähigkeit der Schulden relevant.

Die Riskoscheu der Banken wächst

Die Risikoscheu der Banken wird noch geraume Zeit Bestand haben. Das wird zum größten Problem für Unternehmen, aber auch für die Politik. Im schlimmsten Fall kann sich die Politik dann zwar damit brüsten, tausende Unternehmen in der akuten Krise „gerettet“ zu haben. Sie muss aber akzeptieren, dass diese dann in der Durststrecke eines zu langen Lockdowns „über die Wupper“ gegangen sind. Das wäre die teuerste Rettungspolitik aller Zeiten.

Hinzu kommt: Wenn es zu einem Massensterben von Unternehmen kommt, droht kurzfristig ein deflationärer Schock und dann Inflation. Politik und Geldpolitik laufen somit Gefahr, sich selbst in eine nicht mehr steuerbare Situation zu bringen und dann ähnlich wie ein Corona-Intensiv-Patient an einem „Infektionssturm“ zu sterben.

Fazit: Die Leitzinsen werden noch lange bei null bleiben. Das Finanzierungsumfeld wird besser, aber nur für die Unternehmen, die schon bisher keine großen Probleme hatten. Die Selektion, wer Kredit von Banken bekommt, wird schärfer. Akute Liquiditätsbeschaffung bleibt eine extreme Herausforderung. Die Kreditkonditionen werden sich weiter spreizen – wie bei den Staatsanleihen in der Euro-Zone bereits sichtbar.

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