Wie China die USA im Handelskrieg vorführt
Im Handelskrieg mit China scheint Donald Trump den Kürzeren zu ziehen. Peking ist es gelungen, die USA auszukontern. Peking hat nicht nur die Zölle für US-Lieferungen heraufgesetzt, sondern auch für Drittstaaten gesenkt. Das wirkt wie eine gezielte Steuersenkung für chinesische Produzenten, soweit sie Vorprodukte importieren. So wird indirekt ein Teil des negativen Zolleffektes kompensiert.
Gleichzeitig wird die Wettbewerbsposition der US-Anbieter auf dem chinesischen Markt zusätzlich verschlechtert. Ein Papier des Peterson Institute of International Economics (PIIE) liefert dazu folgende Zahlen: Vor Beginn des Konfliktes lagen die chinesischen Zölle bei effektiven (handelsgewichteten) 8% für die USA und Drittstaaten. Aktuell wird der US-Export nach China mit 20,7% effektiv belastet, während die Importe aus Drittstaaten lediglich mit 6,7% belegt werden.
US-Firmen werden von China „gefoltert"
Zudem wird die chinesische Folter durch die gezielte branchenspezifische Differenzierung noch verschärft. Im international eng verzahnten Automobilbereich profitieren US-Anbieter sogar von der allgemeinen chinesischen Zollsenkung und zahlen ebenso wie Drittstaaten heute 12,6% Zoll statt der Anfang 2018 noch gültigen 20,7%. Aber bei Maschinen, Anlagen und Apparaten werden Drittstaaten 3,3% bis 4,9% Zoll berechnet, während die US-Konkurrenz 12,8%-18,3% drauf legen muss.
Noch härter trifft es die US-Landwirtschaft. Bei den besonders wichtigen Sojabohnen ist der Zoll auf US-Produkte auf prohibitive 28% gestiegen, während Drittstaaten unverändert 3% zahlen. Bei den sonstigen Agrar- und Fischereiprodukten gab es für die Drittstaaten leichte Senkungen von 20,5% auf 18,9%, während die Sätze für die USA auf durchschnittlich 42,2% anstiegen.
Trump hat seine Ziele im Außenhandel nicht erreicht
Dagegen ist die Trump-Administration ihrem Ziel, mithilfe der Zollpolitik das Handelsdefizit zu senken, keinen Schritt näher gekommen. Im Gegenteil: Das Defizit steigt ungebrochen weiter an! Zuletzt betrug es 55,5 Mrd. Dollar (per Mai). Zum Vergleich: Vor 3 Jahren lag das Defizit noch um die 40 Mrd. Dollar.
Die Bilanz hat sich auch zum Vormonat weiter verschlechtert. Denn ein leichter 2%-Anstieg der Exporte wird vom 3,3% Zuwachs der Importe klar überkompensiert. Die robuste Konjunktur sorgt für eine wachsende Nachfrage der US-Bürger (auch) nach Importen und neutralisiert so den Effekt der Zölle. Selbst das Defizit im China-Geschäft stieg weiter an: auf 30,2 Mrd. Dollar nach 26,9 Mrd. Dollar im Vormonat.
Fazit:
Peking lädt den Rest der Welt durch verbesserte Konditionen ein, ganz gezielt die US-Konkurrenz vom chinesischen Markt zu verdrängen – und hat damit Erfolg.