Israels Exportoffensive
Israel setzt verstärkt auf Erdgasexporte nach Südeuropa. Neben dem wirtschaftlichen Aspekt werden damit auch politische Absichten verfolgt.
Auf der Suche nach neuen Exportmöglichkeiten will Israel den Export von Erdgas ausweiten. Hintergrund: Die Wirtschaft läuft wegen der zunehmenden regionalen Konflikte nicht rund. Im dritten Quartal gab es statt der gewohnten Wachstumsraten von 3% einen leichten Rückgang des BIP. Das Land will damit auch politisch ein Zeichen setzen. Denn in Jerusalem wird befürchtet, dass sich weitere Länder am Embargo gegenüber Waren aus den besetzten Gebieten beteiligen. Da kommen die reichen Erdgasfunde bis nach Zypern gerade recht, um sich neue Märkte zu erschließen. Auf der Rohstoff-Exportliste Israels stehen nicht mehr nur Nachbarländer wie Jordanien oder Ägypten. Jetzt haben die Israelis Südeuropa ins Visier genommen. Die bisher entdeckten Vorkommen von mindestens 800 Mrd. Kubikmeter würden den Erdgasbedarf Europas für anderthalb Jahre decken. Zumindest auf ein Jahrzehnt könnte der Gashunger Italiens oder Spaniens gestillt werden. Verhandlungen über Flüssiggaslieferungen nach Spanien sind bereit weit gediehen. Weitere Erdgasfelder sind in der Erkundung. Vermutet wird mindestens die vierfache Menge an förderwürdigem Gas. Die politische Dimension der Erdgas-Exportoffensive ist die Bindung der Käuferländer. Erdgasabnehmer, die wie Griechenland über eine Pipeline – die dann Italien beliefern soll – verbunden sind, würden sich schwerer tun, bspw. einen Boykott israelischer Waren wegen der Siedlungspolitik zu beschließen. Russisches Erdgas fällt ja auch aus Eigeninteresse nicht unter die Sanktionen der EU.
Fazit: Israels Erdgas dient einerseits der wirtschaftlichen Stabilisierung durch zusätzliche Ausfuhren abseits des traditionellen Spektrums. Die politischen Auswirkungen sind andererseits ein willkommener windfall profit.