Entscheidende Fragen bleiben offen
Das Ergebnis des Banken-Stresstests soll beruhigen. Dabei hat er die entscheidenden Fragen gar nicht gestellt.
„Alles ist gut“: Mit dieser Botschaft werden EZB, Banken und Politik am Sonntag vor die Medien treten. Dann werden die Ergebnisse des Stresstests veröffentlicht. Nur zehn vornehmlich südeuropäische Banken werden durchfallen. Bereits heute informiert die EZB die Geldhäuser über ihre Ergebnisse. Zur Einordnung sollte man wissen: Der eigentliche „Stresstermin“ war der 31. Dezember 2013. Zu diesem Zeitpunkt hatten noch deutlich mehr systemrelevante Banken Probleme mit ihrem Eigenkapital. Seitdem konnten sie dies aufstocken. Die Finanzhäuser, die nun als problematisch ausgewiesen werden, bekommen nochmals ein halbes Jahr Zeit, sich frisches Geld zu beschaffen. Das eigentliche Ziel hätte aber eine Bereinigung des Bankenmarktes sein müssen. Denn viel zu viele Häuser in Europa konzentrieren sich immer noch vor allem auf den Ankauf von Staatsanleihen, die von der EZB garantiert werden. Auch wenn der Stresstest den unterkapitalisierten europäischen Banken einiges abgefordert hat – eine Bankenkrise verhindert er nicht. Das Szenario eines Crashs einer europäischen Großbank hat die EZB gar nicht erst geprüft. Käme es dazu, wäre wieder der Steuerzahler gefordert. Denn ein Mechanismus zu einer geordneten Abwicklung einer Großbank steht noch aus. Und: Noch immer werden Staatsanleihen in den Bilanzen völlig unrealistisch mit Null-Ausfallrisiko bewertet. Die härteste Herausforderung im Stresstest bestand in einer starken Rezession mit einem Einbruch des BIP. Allerdings variierten die Szenarien von Land zu Land.
Fazit: Der Stresstest kommt einem diplomatischen Meisterstück gleich. Er kann für sich in Anspruch nehmen, eine harte Prüfung gewesen zu sein. Dennoch hat er die für das Finanzsystem entscheidenden Fragen gar nicht gestellt.