Die Gemeinschaftswährung wird weich
Der Euro wurde schon in der ersten Woche des Ukraine-Krieges sturmreif geschossen. Der Absturz des Kurses der Gemeinschaftswährung ist heftig. Das gilt sowohl gegenüber dem Dollar, als auch dem Franken und diversen Rohstoff-Währungen. Gegenüber dem Greenback ging es auf 1,10 EUR|USD hinab. Im Franken ist fast schon die Parität erreicht.
Zwei Faktoren schwächen den Euro. Kurzfristig ist es die Spekulation der Finanzmärkte, dass die EZB auf ihrer nächsten Sitzung am Donnerstag einen zeitliche Streckung ihrer geldpolitischen Wende in Aussicht stellen wird. Wir sind aber weiter davon überzeugt, dass die Notenbank noch im Jahresverlauf wird handeln müssen, um zumindest einen Rest Glaubwürdigkeit hinsichtlich Inflationsbekämpfung aufrecht zu erhalten.
Was macht die EZB?
Bislang erwägt die EZB einen Zinsschritt im Dezember. Doch angesichts der Folgen des Ukraine-Krieges werden schon Rufe aus dem Süden der Währungsgemeinschaft laut, mit Zinsschritten bloß vorsichtig zu sein. Das verstärkt den Eindruck, die Notenbank kann nicht mehr unabhängig das Nötige tun, um ihr Kernmandat, die Geldwertstabilität, einzuhalten.
Ein Zinsschritt um einen Viertelprozentpunkt im Sommer wäre ein Signal. Es würde bedeuten, dass sich die EZB nicht nur den Sorgen der Finanzminister, sondern auch denen der Bürger in der Eurozone stellt. Die Konjunktur abwürgen würde sie gewiss nicht. Schon gar nicht, wenn ein transparentes „Forward Guiding“ die weiteren Schritte absehbar machen würde. Zumal ein durch die Zinspolitik zusätzlich geschwächter Euro über die Energiekrise – Öl und Gas werden in Dollar abgerechnet – für einen zusätzlichen Inflationsauftrieb sorgt.
Das Schuldenmachen geht weiter
Auch langfristig hat der Euro keine Perspektive der Stärke. Überall in der Eurozone werden die Schulden weiter wachsen. Auf der anderen Seite kommt die Konjunktur unter Druck. Europa wird der Kontinent sein, der am stärksten negativ vom Ukraine-Krieg betroffen sein wird. Wir werden die höchsten Kosten tragen und die schwerwiegendsten und langfristigsten wirtschaftlichen Störungen aushalten müssen.