Euro mit Rückenwind
Der Euro wird im vierten Quartal neuen Rückenwind bekommen. Der wird insbesondere von der US-Präsidentenwahl her ausgehen. Denn egal, wer von den beiden Kandidaten das Rennen um das Weiße Haus gewinnen wird – eines steht heute schon fest: die US-Schulden werden weiter rasant steigen. Das wird den Greenback auf absehbare Zeit belasten.
Technisch ist der Wechselkurs EUR|USD in den kommenden drei Monaten in einem engen Band gefangen. Oberhalb deckelt der Widerstand bei 1,20 EUR|USD eine weitere Aufwertung der Gemeinschaftswährung. Auf der Unterseite ist der Euro bei 1,12 EUR|USD solide unterstützt. Nach dem Ausbruch über die trendbestimmende 200-Tagelinie im Mai 2020 (damals bei 1,10 EUR|USD) ging es zügig aufwärts. Inzwischen verläuft der langfristige Trend im Währungspaar ansteigend und notiert aktuell bei 1,13 EUR|USD. In dem Maße, wie sich dieser Trend dem Widerstand bei 1,20 EUR|USD nähert, wird der Druck des Euro nach oben zunehmen.
Dollar abwärts, Pfund auch
Auf Sicht der nächsten sechs Monate erwarten wir schließlich, dass der Euro den Widerstand bei 1,20 EUR|USD aus dem Weg räumt. Dann dürfte das Währungspaar in einem erneuten dynamischen Schub in Richtung 1,30 gegenüber dem Greenback anziehen (vgl. Tabelle). Unterstützt werden dürfte diese Szenario vom steigenden Goldpreis, der mit einem fallenden Dollar einher gehen wird (vgl. S. 4).
Relevant für Investoren aus der Eurozone wird in den nächsten drei Monaten auch das Pfund sein. Am 31. Dezember endet die Brexit-Übergangsphase. Da ein harter Brexit ohne Vertrag immer wahrscheinlicher wird - insbesondere aufgrund der aktuelle Konfrontation zwischen London und Brüssel (Stichwort: Londoner Binnenmarkt-Beschluss) – hat das Pfund keine Luft für einen Anstieg. Vielmehr steigt das Risiko, dass die britische Währung bis Jahresende noch deutlich unter Druck kommt. Erst wenn im ersten Halbjahr wieder eine klare Perspektive herrscht, gibt es für das Pfund Stabilisierungs-Aussichten.
Franken und Yen
Für den Franken erwarten wir gegenüber dem Euro eine Seitwärtsbewegung. Auf Sicht der kommenden drei Monate hat die Währung der Eidgenossen kein fundamentales Aufwertungspotenzial. Die größte Schwäche des Euro, die Sorgen vor seinem Zerfall, sind derzeit vom Tisch gewischt. Angesichts der Hilfsprogramme und der konjunkturellen Entwicklung sehen wir auch nicht, dass dieses Thema in den nächsten Monaten wieder hochkochen wird. Daraus ergeben sich für Euro-Anleger, die in Richtung der Alpenrepublik diversifizieren wollen, vergleichsweise gute Kaufkurse für den Franken.
Zinsen reglos
Auf Seiten der Zinsen erwarten wir kaum Bewegung. Das kurze Ende wird weiter von den Notenbanken dominiert und am Boden gehalten. Am langen Ende wirken sich die Anleihekäufe aus und halten die Renditen auf geringem Niveau in Schach. Das wird sich erst ändern, wenn die Notenbanken eine Politikwechsel andeuten – oder die Märkte das Vertrauen in die Fähig- oder Willigkeit der Geldhüter verlieren. Das ist freilich nicht voraussehbar.