Für einen Moment sah es nach einer Korrektur im Deutschen Aktienindex (DAX) aus – doch dann schaltete die Börse sofort wieder auf den Gewinnermodus. Schon bei 11.200 DAX-Zählern legten die Kurse bei steigenden Umsätzen wieder zu. Schon nähert sich der DAX der nächsten Marke von 11.500 Punkten. Und nach wie vor deutet nichts auf eine Korrektur hin.
Eine der stärksten Triebfedern der europäischen Märkte bleibt der sinkende Euro-Kurs. Gegenüber dem US-Dollar ist die Gemeinschaftswährung inzwischen auf ein 11-Jahrestief bei 1,10 EUR/USD gefallen. Bisher deutet auch nichts darauf hin, dass der Euro seine Talfahrt in Kürze beenden wird.
Das wird die Umsätze europäischer Exporteure kräftig beflügeln und sich in den Quartalszahlen zeigen. Die Börsen nehmen das bereits vorweg. Insbesondere Auto-Aktien – die Zugpferde der deutschen Exportbranche – entwickeln sich überdurchschnittlich gut. Anleger, die in diesen Werten investiert sind, sollten die Stopp-Kurse für diese Papiere etwas anheben. Berücksichtigen Sie dabei aber die anstehenden Dividendenausschüttungen. Diese werden vom Kurs abgezogen, drücken diesen also optisch. Kalkulieren Sie diesen Abschlag mit ein, damit Sie nicht ungewollt ausgestoppt werden.
Auffällig ist die Entkopplung des DAX vom US-Leitindex Dow Jones. Eine alte Börsenregel heißt: „Hat der Dow einen Schnupfen, bekommt der DAX Lungenentzündung.“ Soll heißen, dass sich Korrekturen an der US-Börse stärker negativ auf den deutschen Aktienmarkt auswirken. Davon ist aber momentan gar nichts zu sehen.
Korrekturen an den US-Börsen wirken sich derzeit kaum negativ auf europäische Märkte aus. Korrigiert der Dow Jones, hält der DAX in seiner Aufwärtsbewegung inne. Steigt der US-Markt, klettert der DAX umso schneller.
Dahinter steckt das Phänomen, dass für einige US-Investoren die europäischen Börsen schon wieder attraktiver sind als die Heimatbörse. Also verkaufen US-Anleger dort Papiere und nehmen Gewinne mit. Anschließend tauschen sie Dollars zu einem sehr günstigen Wechselkurs in Euro und legen diese hier in vergleichsweise günstigen Aktienkursen an. Auf diesem Weg locken doppelte Gewinnchancen: auf der Währungsseite und bei den Aktienkursen.
Auch in absehbarer Zeit dürfte sich der DAX – und auch der Nikkei – etwas besser als der Dow-Jones-Index entwickeln. Anleger sollten daher die USA derzeit etwas untergewichten, dafür aber Europa und Japan übergewichten. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch die Privatbank Pictet in einer aktuellen Analyse.
Fazit: Der DAX hat Respekt vor neuen Höchstkursen, arbeitet sich aber dennoch weiter nach oben. Neuen Treibstoff für kräftige Kursanstiege könnten heute (Donnerstag) die Details zum Anleihenkaufprogramm der EZB bringen. Grundsätzlich bleibt das Korrekturpotenzial bis 10.000 Punkte bestehen. Erst darunter ist der Aufwärtstrend in Gefahr.