Lira-Verfall: Vorzeichen des Staatsbankrotts?
Der selbsternannte Wirtschaftsexperte Recep Tayyip Erdogan hat den Absturz der Lira nur kurz aufhalten können. Seine Ankündigung, Lira-Guthaben bei türkischen Banken gegen den rechnerischen Währungsverlust gegenüber Dollar und Euro abzusichern, fruchtet bei Erdogans Landsleuten nicht.
Mittlerweile hat die türkische Währung schon wieder rund 25% verloren. Die Finanzkraft des türkischen Staates reicht keinesfalls aus, dieses Versprechen einzulösen. Das gilt jedenfalls solange, wie Erdogans Ankündigung Bestand hat, auf die anziehende Inflation mit Zinssenkungen zu reagieren. Das ist, als würde man versuchen, einen Waldbrand mit dem Abwurf von Kerosin zu bekämpfen
Gewinne nur mit der Wette gegen Erdogan
Tatsache ist, dass bei den in diesem Fall relevanten Größenordnungen und Zeiträumen die Devisenkurse maßgeblich durch die Kaufkraftparität (Inflationsdifferenzen) bewegt werden. Die sind angesichts der einstelligen Raten in den westlichen Staaten gegenüber den 36% in der Türkei gewaltig.
Diese Differenz liefert den Antrieb des sich immer schneller drehenden Abwertungs-Karussells aus Inflation und Abwertung. Das lässt nur einen Schluss zu: Der Abwärtsschwung der Lira bleibt hoch. Rechnen wir den Durchschnitt der drei jüngsten Monatsraten der Inflation (Oktober bis Dezember) auf ein volles Jahr hoch, kommen wir auf etwa 80% Jahresrate.
Spekulation auf den Staatsbankrott
Darum besteht auch beim glühendsten Erdogan-Verehrer in der Türkei der Zwang, sich gegen die sich immer weiter beschleunigende Geldentwertung zu schützen. Gold, Immobilien und andere Sachwerte, in gewissem Maße auch Aktien sowie eben stabilere fremde Währungen kommen dafür infrage. Und für Hartgesottene: die Wette auf den Bankrott des türkischen Staates. Die Prämien für die marktmäßige Ausfall-Versicherung für Schulden der Türkei (Credit Default Swaps, kurz CDS) zieht jedenfalls schon seit der zweiten Novemberwoche steil an. Sie hat seither bereits um 40% zugelegt.